17. September 2024Peter Pionke
Tierschutzzentrum: Hahnenkampf auf Rücken notleidender Tiere
Dabei fing die Tiergeschichte so schön an: Der Tierschutzverein „Pechpfoten e.V.“ hatte nach langer Suche eine geeignete Location für das geplante Tierschutzzentrum gefunden: Ein baufälliges, leer stehendes Gebäude auf dem Gelände der Diakonie Aprath. Die Verhandlungen mit dem damaligen Leiter der Einrichtung verliefen konstruktiv und erfolgreich. Am Ende stand ein Erbbaurechtsvertrag mit 55jähriger Laufzeit, der keine reguläre vorzeitige Kündigung zulässt.
Die „Pechpfoten“ um Anke Süper vereinbarten mit der Diakonie, das Gebäude und dessen Umgebung auf eigene Kosten zu sanieren, außerdem sollten die psychisch kranken Bewohner der Diakonie mit in Tierheim-Alltag und die Bewirtschaftung des Hofcafés einbezogen werden. Wie hoch der sozialtherapeutische Effekt solcher Mensch-Tier-Beziehungen sein kann, ist hinlänglich bekannt.
Nach der Schlüsselübergabe spuckten die „Pechpfote“ und viele ehrenamtliche Helfer in die Hände und legten los. In mehreren Tausend Arbeitsstunden wurde das Gebäude grundsaniert und die Außenanlagen auf Vordermann gebracht. Der Tierschutzverein investierte einen sechsstelligen Betrag, der sich aus Spenden von Wuppertaler Tierfreunden, Unternehmen und Fördermitteln zusammensetzt.
Doch statt Vorfreude auf die Einweihung gibt es jetzt großen Katzenjammer! Der neue kaufmännische Leiter der Diakonie Aprath hat den „Pechpfoten“ zunächst Knüppel zwischen die Beine geworfen und letztendlich den Vertrag fristlos gekündigt.
„Das Kündigungsschreiben ist acht DIN-A-4-Seiten lang, aber letztlich kann ich keinen triftigen Grund für diese Maßnahmen erkennen“, erklärt Anke Süper. In dem Schreiben wird als Begründung angegeben, das Tierschutzzentrum hätte keinen Mehrwert für die Diakonie, würde dort sogar finanziellen Schaden verursachen. Das Miteinander vor Ort sei schwierig und das Tierschutzzentrum hätte keine Akzeptanz mehr.
An den ursprünglich vereinbarten Plänen habe sich nichts geändert, argumentiert Anke Süper . Und dass es bei solch umfassenden Sanierungsmaßnahmen noch nicht zu einem echten Miteinander und manchmal vielleicht auch gelegentlich zu unvermeidlichen Störungen kommen könne, sei nach Meinung des Tierschutzvereins nicht immer zu verhindern. Alle Beteiligten hätten aber größtmögliche Rücksicht bei den notwenigen Baumaßnahmen auf die Diakonie-Bewohner genommen.
Für die „Pechpfoten“ spricht auch, dass es nach wie vor positive Kontakte zwischen den ehrenamtlichen Tierschützern und Bewohnern der Diakonie gibt. Anke Süper: “Die Bewohner fragen immer wieder, wann denn die Tiere endlich einziehen?“
Auch ein anderer Vorwurf steht im Raum: So bezweifelt der neue Leiter den sozialpädagogischen Wert der Vereinbarung an sich. Anke Süper erklärt dazu: „Es wurden zunächst Mindestleistungen vereinbart, die der Verein ab dem ersten Tag nach Eröffnung und dann dauerhaft leisten muss. Der Leistungskatalog sollte organisch mit dem Projekt mitwachsen, war der Konsens mit dem alten Diakonie-Vorstand.“
Tierschutzverein hält die Kündigungsgründe für vorgeschoben
Sein Nachfolger sieht das allerdings ganz anders und setzt auf Konfrontation! Er forderte – so Anke Süper – entgegen der unterzeichneten Vereinbarungen deutlich mehr Mindestleistungen. Mehr als logisch, dass diese von den „Pechpfoten“ nicht sofort geleistet werden können, sondern erst dann, wenn die Zahl der ehrenamtlichen Mitarbeiter gewachsen ist und somit genügend Personal zur Verfügung steht. Dazu Anke Süper: „Es ist doch klar, dass die Mitarbeit der Diakoniebewohner von uns verantwortlich begleitet werden muss, damit beide Seiten sich jederzeit sicher fühlen können.“
Aus Sicht der „Pechpfoten“ sind das alles nur vorgeschobene Gründe für die Kündigung. Was wirklich dahinter steckt, weiß nur der neue kaufmännische Diakonie-Leiter selbst. Auf Fotos demonstriert er breitbeinig Entschlossenheit wie Hollywoodstar Gary Cooper in dem Western-Klassiker „12 Uhr mittags“ kurz vor dem Showdown.
Dennoch völlig unverständlich, dass überflüssige Hahnenkämpfe jetzt auf dem Rücken notleidender Tiere ausgetragen werden. Zumal es ohnehin ein Skandal ist, dass eine Großstadt wie Wuppertal seit acht Jahren kein Tierheim hat.
Anke Süper und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter sind verständlicherweise genervt, weil völlig unnötig wertvolle Zeit verloren geht. Doch sie bleiben optimistisch. Die Vorsitzende des „Pechpfoten e.V.: „Unsere Anwälte haben uns versichert, dass unsere Verträge wasserdicht sind. Wir haben sämtliche Auflagen erfüllt. Aufgeben kommt für uns nicht in Frage!“
„Pechpfoten“ kämpfen weiter für das Herzensprojekt vieler Tierfreunde
Die „Pechpfoten“ wollen weiter an den Plänen das so dringend benötigte Tierschutzzentrum festhalten und wie die Löwen dafür kämpfen. Das ist für sie absolut alternativlos. Sie wissen auch, dass viele Wuppertaler Tierfreunde hinter ihn stehen.
Und der heilige Franz von Assisi ganz sicher auch. Ob sich da nicht die Einrichtung einer christlichen Religionsgemeinschaft, die mit immer weiter sinkenden Zahlen der Gläubigen zu kämpfen hat , selbst einen Bärendienst erwiesen hat? Wir bleiben dran!
Text Peter Pionke
Webseite zum Tierschutzzentrum Wuppertal:
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