21. September 2024

WSV: Nach spannendem Match Tuchfühlung nach oben

Im Wuppertaler Zoo-Stadion dürfte sich kaum einer der 2.351 Zuschauer an ein ähnlich dramatisches Spiel erinnern können. Mit 1:0 besiegte der WSV in einem Flutlichtspiel die inzwischen abstiegsgefährdete Reserve von Schalke 04 mehr als glücklich und findet erstmals in dieser Spielzeit Tuchfühlung zum oberen Tabellendrittel der Regionalliga-West.

Es war sein Tag: Kevin Hagemann erzielte das goldene Tor gegen S04 in der 08. Minute – © Archivfoto Jochen Classen

In diesem Spiel gab es wohl Niemanden, der das Stadion vor dem nach 95. Minuten sehnsüchtig erwarteten Abpfiff von Schiedsrichter Jan Phillipp Schöneseiffen (Bonn) verlassen hätte, es sei denn, er hätte die Spannung nicht mehr aushalten können. Die Gäste liefen im zweiten Spielabschnitt pausenlos auf das von Michael Ngemba Luyambula mit viel Glück, Können und tollen Reflexen gehütete WSV-Tor.

Der farbige WSV-Schlussmann, diesmal im hellgrünen Sweater, war Turm in der Schlacht und hat das Zeug, hier zum Publikumsliebling zu avancieren. Er lag nur beim Expertentipp leicht daneben, hatte er doch auf ein 2:0 für den WSV gewettet. Seine „0“ stand aber gleichwohl einmal mehr.

Klingbeil „Wir haben Schwein gehabt“

Im zweiten Spielabschnitt hatten die drückend überlegenen Schalker sieben todsichere Chancen auf den Ausgleich, die mit Pech, aber auch Unvermögen vergeben wurden. Schalkes Trainer Jakob Fimpel:  „Wir hatten ohne Ende Szenen im Strafraum“, sprach dann von fehlendem Glück aber auch von fehlender Qualität seines Teams. Sein Kollege, WSV-Trainer René Klingbeil stellte fest: „Schalke hat wirklich eine Top-Mannschaft. Sie sind wirklich gut ausgebildet, sie können marschieren. Da haben wir Schwein gehabt.“

Charlison Benshop, der jetzt für den Drittligisten Alemannia Aachen spielt und in der letzten Saison noch für den WSV auflief, war als gern gesehener Gast im Stadion am Zoo – hier mit Verwaltungsratmitglied Eckhard Osberghaus – © Siegfried Jähne

WSV war stehend k.o.

Tatsächlich war das WSV-Team nach 95 Spielminuten stehend k.o. Trainer Klingbeil wich unserer Frage eher aus, wie er den konditionellen Zustand seiner Mannschaft beurteile: „Schalke hat sehr gute Spieler, natürlich liegt da dann ein Levin Müller, ein Riccardo Gram oder ein Oktay Dal mal am Boden, die musst du dann auch mal anschieben, ist ja kein Schachspiel. Da gibt es noch Luft nach oben. Wir haben uns in jeden Ball rein geschmissen und versucht zu verteidigen. Das Glück haben wir uns mittlerweile aber auch erarbeitet“.

Hagemann: “Mann, haben wir die Laufen lassen…“

Der WSV hatte eine gute erste Halbzeit, auch wenn da bereits zunehmend Vorteile für die Gäste erkennbar waren. Dem Sieg-Tor von Kevin Hagemann ging in der 8. Minute eine Szene voraus, in der ein Schalker Spieler bei einem Passspiel ausrutschte. Marco Terrazzino erwischte das Leder und passte uneigennützig zu Kevin Hagemann, der dann keine Mühe mehr hatte.

Eher scherzhaft war der augenzwinkernde Kommentar von Kevin Hagemann nach dem Spiel: „Man, haben wir die Laufen lassen…“ Er bedauerte indessen, dass ihm den möglichen zweiten Treffer nicht gelungen war. Der für Tore beim WSV eigentlich zuständige Timo Bornemann war von Tim Albulat, Aris Bayindir und Max Krüger gleich dreifach gut abgeschirmt und wurde in der 57. Minute gegen Dildar Altmaca ausgewechselt.

Kein guter Abend für Schalke – auch die 1. Mannschaft verlor

Einfluß auf das Geschehen hatte auch die Tatsche, dass zeitgleich in der 2. Bundesliga die erste Garnitur der Schalker gegen Darmstadt spielte. Hier verloren die „Knappen“ vor über 60.000 Zuschauern nach 3:0 Führung schließlich noch mit 3:5. Eine Ergebnis mit sehr weitreichende Folgen. Der FC Schalke 04 trennte sich schon Tags darauf sich von dem holländischen Coach Karel Geraerts sowie dem Sportdirektor Marc Wilmots.

In Wuppertal fehlte u.a. der Franzose und malische Nationalspieler Ibrahima Cissé (Marktwert 350.000 €), der in der in der Veltins-Arena zeitgleich die Ersatzbank drückte. Andere ehemaligen Leistungsträger aus dem SV04-Team II der Vorwoche, waren von dem auch nicht unumstrittenen Trainer Jakob Fimpel diesmal aussortiert worden.

WSV-Trainer René Klingbeil (l.) war nach dem knappen, glücklichen Sieg seiner Mannschaft sichtlich erleichtert, neben ihm Verwaltungsratsmitglied Eckhard Osberghaus – © Siegfried Jähne

Aber auch das Geschehen am und im Stadion am Zoo fand Interesse. So hatten Sponsoren aus Anlass des Weltkindertages und des 70. WSV-Vereinsjubiläums schon vor der Partie mit zahlreichen Aktivitäten für gute Stimmung gesorgt, die sich dann auch auf das Spiel übertrug. Auf der Tribüne wurde Aachens Stürmer Charlison Benschop gesichtet, der noch im letzten Jahr für die Bergischen auf Tore-Jagd ging.

Der 35jährige Holländer hat aktuell viel Zeit, weil er nach einem Platzverweis eine dreiwöchige Sperre aufgebrummt bekam. Neu die beiden jungen Stadionsprecher Jonas Pütz und Sam Barth erstmals im Duett, die dabei trotz einiger kleinen Schnitzer auf die Zuschauer durchaus erfrischend wirkten.

Jetzt erst mal zum reizvollen Pokal

Für den WSV ist es eine „Englische Woche“. Am kommenden Mittwoch (25. September) geht es in die zweiten Runde des Niederrheinpokals zum Landesligisten DV Solingen (19:30 Uhr, Kunstrasen Weyersberg) und am 28. September um Punkte beim SV Rödinghausen (14 Uhr). Das nächste Heimspiel findet am 5. Oktober gegen den 1. FC Bocholt statt.

Text: Siegfried Jähne

Wuppertaler SV – FC Schalke 04 U23 1:0 (1:0)

Aufstellung Wuppertaler SV:

Luyumbala – Bielitza – Dal – Dams – Hagemann – Müller (75. Nishamura) – Bilogrevic – Grym – Kefkir (68. Reck) – Terrazzino (56. Atmaca) – Bornemann (56. Qashi)

Aufstellung FC Schalke 04 U23:

Podlech – Anubodem – Schmidt – Albutat – Bayimdir (46. Talabidi) – Grüger – Osmani – Rupil (84. Giesen) – Tonye – Zalasar (68. Buczkowski . Hong (68. Breuer)

Tore: 1:0 Hagemann (08.)

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