23. September 2024

Ein Höhepunkt in der europäischen Tango Tanz-Szene

Tango wurde einst als unanständige Unterhaltung betrachtet. Ja, der Tanz wurde mit Gewalt und unerlaubten Sex der unteren Klassen in Verbindung gebracht. Der Beweis einer gravierenden gesellschaftliche Wandlung, wurde einmal mehr in der „Kulturnacht Tango Argentino & Festival“ zum 25. Jubiläum eindrucksvoll erbracht. In der Historischen Wuppertaler Stadthalle traf sich hier die internationale Tango-Szene.

Eugenia Parrila & Yanick Wyler verzauberten die Tango-Fans in der Historischen Stadthalle – © yanickyeugenia.com

Der Tango wurde nach zum Teil leidvoller Geschichte von der UNESCO 2009 in die Liste des immateriellen Welt-Kulturerbes aufgenommen. Der „Tango Argentino“ Ist ein freier und sehr individueller Improvisations-Tanz ohne festgelegte Schrittfolge, wie etwa beim zum Standard Tango.

Es geht dabei um ein Eintauchen in die individuelle Bewegung und das eigene Körperbewusstsein. Sehr prägend dabei eine energiegeladene Musik mit verschiedenen bestimmenden Elementen, in denen Klang, Rhythmus, Melodie und Harmonie charakteristisch sind.

Freier und sehr individueller Improvisations-Tanz

Der Wuppertaler Organisator Carsten Heveling: “Tango Argentino ist längst kein Geheimtip mehr, viele Menschen haben diesen Tanz inzwischen entdeckt. Wuppertal gilt inzwischen als Tango-Stadt.“

Die ganze Historische Stadthalle im Tango-Rausch – © Siegfried Jähne

Die „Wuppertaler Kulturnacht“ zählt zu den Höhepunkten der europäischen Tango Tanz-Szene. Pina Bausch als Initiatorin des Wuppertaler Balles hatte hierzu einst massgeblich beigetragen. Heveling selbst fungierte auch bei der diesjährigen Veranstaltung als Conférencier und trug mit seinen unterhaltsamen Ansagen sehr zu ihrem Gelingen bei.

Show eines der gefragtesten Tanzpaare der Welt

Interessant der Ablauf: Im Rahmeprogramm zunächst ein „Markt der Schönen Dinge“ rund um den Tango, dann ein Konzert mit dem „Orquesta típica LIBERTANGO“, einer außergewöhlichen Kombination aus Bandoneons, Geigen, Cello, Bass und Klavier.

Danach eine Show mit den Tänzern Bruna Lavaroni & Franco Lus, Italiener, die in Wuppertal arbeiten und in Duisburg leben. Das im Vorfeld angekündigten Schweizer Paar Eugenia Parilla & Yanick Wyler hatte dagegen kurzfristig umdisponiert und trat erst im zweiten Teil des Abends auf, wo es aber dann auch für sie noch sehr viel Beifall gab.

Mit Evira Lambo & Michael Nadtochi kam eines der gefragtesten Tanzpaare der Welt mit Ihrer Show zum ersten Mal nach Wuppertal. Ein Highlight und echter Höhepunkt, bei dem ganz neue Interpretationen und Formationen zu bewundern waren.

Atemberaubend: Eugenia Parrila & Yanick Wyler – © ishkamichocke.com

Man schweigt: Die Körper sprechen miteinander

Die zahlreichen Besucher des Balles aus allen Alterschichten fanden bis in den Morgengrauen ausreichend Gelegenheit, selbst das Tanzbein zu schwingen. Der unbedarfte Gast findet schnell heraus, dass es hier zum Tanzen keiner wortgewandter Kommunikation bedarf. Hier genügt oft schon ein vielsagender Blickkontakt. Dann gilt eine klare Rollenverteilung: Der Mann führt die Frau folgt. Man schweigt, denn beim Tango sprechen die Körper miteinander.

Auch wenn die Kosten für Events dieser Art zuletzt ungemein in die Höhe geschnellt sind, plant Carsten Heveling schon die nächste Tango-Veranstaltung: „Wir feiern auch dieses Jahr wieder unser Silvester im schönen Rossini-Saal der Historischen Stadthalle Wuppertal“. Der Vorverkauf hat schon begonnen.

Text: Siegfried Jähne

Eugenia Parrila & Yanick Wyler bei ihrer beeindruckenden Tango-Präsentation – © Siegfried Jähne

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