1. Oktober 2024

Die Elterntaxis – ein total abgefahrenes Problem

Waren das noch Zeiten, als Kids tagtäglich mit dem schweren Tornister auf dem Rücken bei Wind und Wetter über Stock und Stein oft mehrere Kilometer weit zur Schule laufen mussten. Davon erzählen heute Großmütter und Großväter. Und ihre Enkel hören staunend und ungläubig  zu. Schulbusse gab es damals noch nicht, geschweige denn Elterntaxis. Wie sich die Zeiten ändern.

So sieht es an Schultagen vor der Frida-Levy-Gesamtschule in Essen-Mitte aus – © privat

Heute werden viele Kinder  von Mama und Papa zur Schule gefahren und selbstverständlich auch wieder abgeholt. Comedian Johan König macht sich ob dieser übertriebenen Obhut in seinem Erfolgs-Programm „Jubel, Trubel, Heiserkeit“ lustig: „Viele Kinder werden heute von ihren Eltern mit dem SUV bis direkt vor die Schule gefahren – und das sogar ganz ohne Schutzhelm auf dem Kopf.“

Doch in der Realität sind die Elterntaxis gar nicht so spaßig, sondern in vielen Städten ein echtes Problem – abgesehen davon, dass durch solche Aktionen die Selbständigkeit des gut behüteten Nachwuchses nicht gerade gefördert wird.

Oft sind  die Zufahrten zu den Schulden von anfahrenden oder geparkten Elterntaxis regelrecht blockiert, da kommt es auch immer wieder zu gefährlichen Situationen.

Mutter Azadeh Azhdari mit ihren Töchtern Pari (r.) und Pania,, die beide die Frida-Levy-Gesamtschule besuchen – © Paul Coon

An den Wuppertaler Grundschulen am Radenberg und in der Peterstraße wurden jetzt im Rahmen der „Europäischen Woche“ an Aktionstagen unter dem Motto „Autofreie Grundschule“ die direkte Zufahrt für Elterntaxis einen Tag lang gesperrt und jeweils Elternhaltestellen in Straßen in der Nähe eingerichtet. Die Stadt will die Ergebnisse der Aktion auswerten und dann entscheiden, ob die Elternhaltestellen ein Stück weit von der jeweiligen Schule entfernt zur Dauereinrichtung werden.

Ob damit das Problem Elterntaxis gelöst ist, ist allerdings mehr als fraglich. In der Ruhrgebiets-Metropole Essen hat es noch ganz andere Ausmaße angenommen. Vor der Frida-Levy-Gesamtschule in der Varnhorststraße in Essen-Mitte steht an Schultagen regelmäßig Verkehrschaos auf dem Stundenplan.

Manch dreiste Eltern scheuen sich sogar nicht, über den Bürgersteig zu fahren – © privat

Azadeh Azhdari, Mutter der Schülerinnen Pari und Pania schlägt Alarm: „Heutzutage würden die Eltern ihre Kinder am Liebsten bis in den Klassenraum fahren. Die Straße vor der Schule ist regelmäßig von Elterntaxis total blockiert. Es kommt dabei nicht selten zu gefährlichen Szenen, weil einige Eltern sich nicht scheuen, sogar über die Bürgersteige zu fahren, um dem Chaos zu entrinnen.“

Schulbusse sind offensichtlich für die gut behüteten Kids nicht bequem genug. Die Bequemlichkeit, die von den Eltern noch unterstützt und gefördert wird, hat sicher auch etwas damit zu tun, dass viel Kinder heutzutage Übergewicht haben, ihnen  die körperliche Fitness fehlt und sie anfällig für Krankheiten sind. Ein wenig Bewegung per pedes hat noch niemanden geschadet – sicher auch Schulkindern nicht.

Text Peter Pionke

Das reinste Verkehrschaos vor der der Frida-Levy-Gesamtschule in Essen – ausgelöst durch Elterntaxis – © privat

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