3. Oktober 2024Peter Pionke
TV-Star Oliver Fleischer: Leben zwischen Friedhof und Bühne
Im Essener Theater „Stratmanns“, das der 2021 verstorbene Comedy-Star und Arzt Dr. Ludger Stratmann gegründet hat, spielt Oliver Fleischer in der turbulenten Komödie „Mädelsabend“ und in dem Nachfolger „Stramme Jungs“ die Kunstfigur Herbert. Und die Rolle stellt hohe Anforderungen an den kernigen Schauspieler und seine Mitstreiter. In „Mädelsabend“ macht er den berühmten, durchtrainierten Six-Pack-Schönlingen „Chippendales“ Konkurrenz, in „Stramme Jungs“ (Regie Kristof Stößel) muss er in Frauenklamotten eine gute Figur machen.
Dass Oliver Fleischer auch ernsthafte Rollen überzeugend mit Leben füllen kann, beweist er als Nazi-Verbrecher Hermann Göring in dem aktuellen, erfolgreichen Kino-Film „Führer und Verführer“ (Regie Joachim A. Lang), der sich in der engeren Auswahl für die „Oscar“-Nominierung in der Sparte „Internationaler Film“ befindet. Die große Kino-Premiere in München hatte Oliver Fleischer verpasst, weil er an dem Abend als Sheriff Barker in Elspe Gangster jagen musste.
Nebenjob als Sargträger
Der gebürtige Bottroper besitzt nicht nur als Schauspieler eine beeindruckende Bandbreite. Er ist zudem Buchautor („Der Oma hätte das gefallen“) und er hat noch einen völlig außergewöhnlichen Nebenjob: Oliver Fleischer arbeitet in seiner Freizeit regelmäßig als Sargträger – u.a. auch für die Firma „Sargträger Bergisch Land“ der Wuppertaler Unternehmerin Marion Flossbach.
Was reizt ihn an einem Job, der für viele der blanke Horror wäre? Oliver Fleischer: „Ich persönlich habe dadurch die Angst und die Reserviertheit vor dem Tod verloren. Mir ist voll und ganz bewusst, dass das Leben endlich ist. Es kann leider jeden erwischen. Der Tod ist nicht fair, vor dem Tod sind wir alle gleich – ob arm oder reich, jung oder alt. Einfach dankbar für jeden Tag sein“
Seine Erlebnisse als Sargträger hat er in seinem Buch „Der Oma hätte das gefallen“ auf seine ganz eigene Art zusammengefasst. An den theaterfreien und drehfreien Tagen ist er mit seinem Buch gerade Deutschland weit auf Lesereise. Und demnächst will er sein Buch als Theaterstück auf die Bühne bringen. Er schreibt gerade an dem Script. Arbeitstitel: „Lebend kommen wir hier nicht raus“.
Als Bademeister in „Bettys Diagnose“
Und für die ZDF-Serie „Bettys Diagnose“ hat Oliver Fleischer vor kurzem als Gast-Darsteller eine Folge abgedreht. Hier spielt er einen Bademeister aus dem Ruhrpott. Mit dem Ruhrgebiets-Dialekt hat er als gebürtiger Bottroper und eingefleischter Fan des FC Schalke 04 verständlicherweise keinerlei Probleme.
Ansonsten liegen hat er drei neue Job-Anfragen zuhause auf seinem Schreibtisch. Keine Frage, der Schauspieler mit den vielen Gesichtern ist gut im Geschäft.
Text Peter Pionke
Über Oliver Fleischer
Oliver Fleischer wurde am 29. Mai 1974 in Bottrop geboren. Er stammt aus einer Beamtenfamilie. Er spielte bis zu seinem 18. Lebensjahr beim VfB Bottrop Handball und war zeitweise Sänger in einer Heavy Metal-Band.
Anschließend spielte er acht Jahre American Football in der 2. Bundesliga in Bochum und Berlin. In der Bundeshauptstadt begann er auch eine Schauspiel-Ausbildung bei Friedrich-Wilhelm Junge und Jörg Mihan, die er aber nicht abschloß, weil ihm ein interessantes Theater-Engagement angeboten wurde.
Klassische Rollen spielte er u.a. in „Urfaust“ (Mephisto) im Staatstheater Dresden und in William Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ (König Theseus) an den Kammerspielen Bochum.
Seit 2003 ist Oliver Fleischer auch regelmässig auf der Kinoleinwand und im Fernsehen present. 2004 drehte er seinen ersten Kino-Film: „Die Zeit nach der Trauer“ (Regie: Beate Fichtner-Neumann). Einer breiten Öffentlichkeit wurde er als Partner von Comedian Oliver Pocher in der Kino-Komödie „Vollidiot“ (2007) bekannt.
Er überzeugte auch in dem Comedy-Format „Pastewka“ an der Seite von Anke Engelke und Bastian Pastewka.
Oliver Fleischer erhielt dreimal den Deutschen Comedy-Preis und einmal den Deutschen Fernseh-Preis für „Danni Lowinski“ (Sat 1 – 5 Staffeln – 65 Episoden) als beste TV-Serie. Hier spielte er die Figur Nils Polga. Außerdem erhielt er den Deutschen Fernseh-Preis für seine Mitwirkung in der RTL-Serie „Beste Schwestern“ (2018 – 2019).
Ausschnitt aus seiner umfangreichen Filmografie:
„Adelheid und ihre Mörder“ (ARD-TV-Serie) – „Vollidiot“ (Kino-Film) – „SOKO Köln“ (ZDF-TV-Serie) – „Ein Fall für zwei“ (ZDF-TV-Serie u.a. mit Claus-Theo Gärtner) – „Kommissar Stolberg“ (ZDF-TV-Serie u.a. mit Rudolf Kowalski) – „Flirtcamp“ (TV-Film u.a. mit Kai Wiesinger) – „Die Superbullen“ (Kino-Film u.a. mit Tom Gerhardt u. Axel Stein) – „Mein Song für Dich“ (Kino-Film u.a. mit Jeanette Biedermann) – „Kein Sex ist auch keine Lösung“ (Kino-Film u.a. mit Corinna Harfouch u. Armin Rohde) – „Tatort – Das Wunder von Wolbeck“ (ARD-TV-Serie mit u.a. Axel Prahl u. Jan-Josef Liefers) – „Notruf Hafenkante“ (ZDF-TV-Serie) – Inga Lindström“ (ZDF-TV-Reihe) – „Das beste Stück vom Braten“ (TV-Film mit u.a. mit Herbert Knaup u. Martin Brambach) – „Wilsberg“ (ZDF-TV-Serie u.a. mit Leonard Lansink) – „Heldt“ (ZDF-TV-Serie u.a. mit Janine Kunze u. Kai Schumann) – „Falk“ (ARD-TV-Serie u.a. mit Peter Prager) – „Luther“ (ZDF-TV-Serie u.a. mit Joachim Król) – „Danni Lowinski“ (Sat 1-TV-Serie u.a. mit Annette Frier) – „Der letzte Bulle“ (Sat 1-TV-Serie mit Henning Baum) – „Beste Schwestern“ (RTL-TV-Serie u.a. mit Mirja Boes) – „In aller Freundschaft“ (ARD-TV-Serie) – „Großstadtrevier“ (ARD-TV-Serie) – „Daheim in den Bergen“ (ARD-TV-Serie) – „Führer und Verführer“ (Kino-Film).
Link zur Homepage von Oliver Fleischer:
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