6. Oktober 2024

Verfassungsschützer Haldenwang „beobachtete“ WSV-Pleite

Der Fahrstuhl nach oben ist besetzt. Der Wuppertaler SV verlor vor den Augen des deutschen Verfassungsschutz-Präsidenten Thomas Haldenwang  am Samstag (05.10) das „Duell der Enttäuschten“ in der Regionalliga West klar mit 1:5 (1:2). Damit rückt der WSV bereits gefährlich nahe auf einen der Abstiegsplätze heran und bedarf damit in der Tat wohl einer besonderen Beobachtung.

Fußball-Talk im Stadion am Zoo: (v.l.) Thomas Haldenwang (Verfassungsschutzpräsident), Arno Gerlach (Ex-Direktor der Bundesbahn) und Eckhard Osberghaus (WSV-Verwaltungsratsmitglied) – © Siegfried Jähne

Wenn sich Haldenwang unter die 1.744 Zuschauer „mischte“, hatte das vielfältige Gründe. In erster Linie ging es Haldenwang aber darum, ein Zeichen für seine Heimatstadt Wuppertal und seinen WSV zu setzen, dessen Fan er schon seit vielen Jahren sei.„Pech ist nur, dass der WSV meistens verliert, wenn ich komme“, verriet er uns. So erinnerte er sich noch an seinen Stadion-Besuch am 09. Juni 1973, als der WSV im Bundesliga-Duell gegen Hannover 96 mit 0:4 unterlag. Im Fußball gibt es dieses Auf- und Ab, heute war Bocholt einfach besser“, sagte er uns.

„Schlimmer geht immer“

„Schlimmer geht immer“, so der Kommentar eines enttäuschten Zuschauers im Angesicht der deftigen Pleite gegen die Bocholter. Die Frage, wie so etwas möglich  ist, blieb an diesem Spieltag weitgehend unbeantwortet. Noch vor der Begegnung hatte WSV-Trainer René Klingbeil unter Hinweis auf den Varianten-Reichtum seines Teams gemeint, man könne jede Mannschaft schlagen und hatte dabei wohl auch den 3:1-Erfolg vor kurzem im Heimspiel gegen das Spitzenteam von Fortuna Köln im Hinterkopf.

WSV-Torjäger Timo Bornemann (r.) blieb im Spiel gegen den 1. FC Bocholt blass und erfolglos – © Jochen Classen

Start mit Traumtor von Terrazzino

Dabei hätte der Auftakt für die Rot-Blauen auch diesmal nicht besser sein können. In der 12. Minute spielte der aufgerückte Levin Müller zwei Bocholter Abwehrspieler an der Seitenlinie aus und bediente Marco Terrazzino mit einer butterweichen Flanke – und dem Ex-Profi gelang mit einem Seitfallzieher ein Traumtor zur 1:0- Führung. Es dauerte bis zur 32. Minute, bis sich die Gäste hiervon endgültig erholt hatten.

In der Folge schlug die Stunde der gefährlichen Bocholter Torjäger Lorch und Assiubney-Mensah, auf dessen Gefährlichkeit wir schon in unserer Vorschau hingewiesen hatten. Marvin Lorch gelang nicht nur der Ausgleich (32.), sondern im Doppelpack auch der Führungstreffer (45. + 3). In beiden Fällen konnte Marvin Lorch unbedrängt aus kurzer Distanz einlochen.

Völlig bedient und einsam auf der Ersatzspielerbank: WSV-Sportdirektor Gaetano Manno – © Jochen Classen

Als dann auch noch dem immer brandgefährliche, bis dahin gut abgeschirmte Raphael Assibey-Mensah nach dem Seitenwechsel viel zu viel Raum gegeben wurde, war es vorbei. Einmal mehr vom Ex-WSV-Spieler Philipp Hanke gut bedient, gelang ihm in der 54. mit einem satten Schuss von der Strafraumgrenze die 3:1-Führung. Jetzt brachen beim WSV alle Dämme, die beiden nächsten Gegentreffer durch Shubin (78.) sind Dörfler (90.+1.) daher nur folgerichtig.

Es hätten sogar auch mehr sein können. Der als Interims-Trainer fungierende Ex-Bundesliga-Profi und jetzige Bocholter Geschäftsführer Christopher Schorch („der 1.FC ist mein Baby“) wechselte jetzt seine Spieler nach Belieben ein- und aus.

Klingbeils Auswechselung im Dreierpack

Vorausgegangen waren für den WSV spielentscheidende Momente. So, als Dominik Bilogrevic in der 37. mit einer Kopfverletzung lange liegenblieb und in der Halbzeit mit blutunterlaufenden Augen ausgewechselt werden musste. Trainer Klingbeil tauschte aber auch gleich Marco Terrazzino und Levin Müller mit aus, weil diese angeschlagen gewesen seien, aber auch, weil er sich mit dem Dreifach-Wechsel neue Impulse erhoffte. Das Gegenteil war der Fall, die Mannschaft wirkte nunmehr eher konfus und konzeptlos. Wuppertals Stürmerhoffnungen Pedro Santiago Cejas und Timo Bornemann bemühten sich redlich, blieben am Ende aber blass und erfolglos.

Ein völlig enttäuschter WSV-Cheftrainer René Klingbeil bei der Pressekonferenz nach dem Spiel – © Jochen Classen

„Das war eine Katastrophe“, erklärte der sportliche Leiter Gaetano Manno und beklagte die Passivität seines Teams. Andere wollten Konditionsschwächen ausgemacht haben. Erstaunlich aber, wie lange die treuen WSV-Fans, die Ultras, ihre  Mannschaft lautstark unterstützen.“ Wir haben ein sehr gutes Publikum“, hatte Cheftrainer Klingbeil schon vor dem Spiel ausdrücklich festgestellt.

„Es geht um das Überleben des WSV“

Das rührige Vorstandsmitglied Marvin Klotzkowski schüttelte schon zur Halbzeit den Kopf: „Wir können nur die Rahmenbedingungen schaffen, spielen muss die Mannschaft schon selbst“. Verwaltungsratsmitglied Eckhard Osberghaus, bekannt für langjähriges Engagement und gute Analysen, warnte: „Wir dürfen jetzt bei aller Enttäuschung nicht den Kopf verlieren und  Fehler machen. Es geht darum, über den Tag hinaus, das längerfristige Überleben des WSV zu sichern. Wir alle möchten auch in den nächsten Jahren im Wuppertaler Stadion noch höherklassigen Fußball erleben.“ Kluge Worte.

Text: Siegfried Jähne

Gruppenbild mit Verfassungsschutz-Präsident: (v.l.) Arno Gerlach (Ex-Direktor der Bundesbahn), Eckhard Osberghaus (WSV-Verwaltungsratsmitglied), Thomas Haldenwang (Verfassungsschutzpräsident) und Marvin Klotzkowski (Vorstand des WSV) – © Wuppertaler SV

Wuppertaler SV – 1. FC Bocholt 1:5 (1:2)

Aufstellung des WSV:

Luyambula – Dal (70. Saric) – Dams – Gembalies – Hagemann – Müller (46. Nishimura) – Bilogrevic (46. Bielitza) – Grym – Terrazzino (46. Atmaca) – Bornemann (64. Qashi) – Cejas – Trainer: René Klingbeil

Tore: 1:0 Terrazzino (11.) – 1:1 Lorch (32.) – 1:2 Lorch 45+2) – 1:3 Assibey-Mensah (54.) – 1:4 Shubin  (78.) – 1:5 Dörfler (90+1).

Zuschauer: 1.744

Stadion: Stadion am Zoo

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