23. Oktober 2024

Valentina Manojlov schuf aus Wuppertal ein Open-Air-Museum

Wuppertal hat sich zum einem StreetArt-Open-Air-Museum mit internationaler Strahlkraft entwickelt. Weltweit bekannte Künstler haben sich auf 20 Gebäudefassaden im ganzen Stadtgebiet verewigt und wahre Eyecatcher geschaffen. Das alles wurde nur möglich, weil eine kreative Protagonistin zehn Jahre lang mit der Idee schwanger ging und sich dann für ihre Vision voller, Elan, Ehrgeiz und ohne Berührungsängste auf die Umsetzung stürzte - gemeint ist die Designerin Valentina Manojlov.

Valentina Manojlov mit ihren Team-Kollegen Jörg Degenkolb-Degerli (l.) und Christoph Schönbach – © WupperOne929 UrbanArt

Gemeinsam mit Gleichgesinnten gründete Valentina Manojlov für ihr ambitioniertes Projekt „Urbaner KunstRaum“ den Verein „WupperOne929 UrbanArt“. Vor ihnen lag ein langer, steiniger Weg. Doch das Ziel ist fast erreicht. 20 der insgesamt 24 Murals sind fertig und verschönern die Stadt. Valentina Manojlov und ihr Team haben für einen künstlerischen Meilenstein gesorgt. Die Street-Art-Kunstwerke konnte das bislang nicht gerade strahlende Image Wuppertals jetzt schon erheblich aufgehübschten.

Wir haben uns mit hochmotivierten, von ihrer Idee überzeugten, Initiatorin Valentina Manojlov unterhalten.

DS: Sie und Ihr Team haben mit dem Open-Air-Museum „Urbaner KunstRaum“ einen künstlerischen Meilenstein geschaffen. 20 StreetArt-Kunstwerke, sogenannte Murals, sind bereits fertig und verschönern Gebäudefassaden im gesamten Stadtgebiet. Ein Riesenerfolg, der weit sichtbar ist. Haben Sie wirklich damit gerechnet?

Valentina Manojlov:  „Ja, irgendwie haben ich damit gerechnet, denn ich weiß ziemlich genau, welche Größen der internationalen Street Art Szene ich eingeladen haben, und ich kenne deren künstlerisches Niveau. Das Wuppertaler Line-Up kann sich sehen lassen und kann weltweit mithalten.“

DS: Wann haben Sie überhaupt die Idee für dieses Projekt entwickelt?

Valentina Manojlov: „Eigentlich ist die Idee vor 10 Jahre entstanden und dann ist sie über die Jahre mehr und mehr gewachsen. Aktiv habe ich dann April 2019 angefangen die Idee zu konzipieren, Eigen- und Drittmittel einzuwerben und nach möglichen Förderungen zu suchen.“

Valentina Manojlov erklärt motiviert ihr Projekt – © WupperOne929 UrbanArt

DS: Was war der erste Schritt, etwa die Gründung des Vereins „wupperone929e.V.“?

Valentina Manojlov: „Nein, die Entwicklung des Konzeptes.“

DS: Was symbolisiert die Zahl „929“ in Ihrem Vereinsnamen“?

Valentina Manojlov: „Wupperone929 = Wupper1929, also das Gründungsjahr der Stadt Wuppertal.“

DS: Was waren die größten Hindernisse auf dem Weg zum erfolgreichen Open-Air-Museum Urban?

Valentina Manojlov: “ Als junger Verein und ohne vorzeigbare Projekte in dieser Größenordnung, die Eigen- und Drittmittel zusammenzutragen.“

DS: Warum haben Sie zum großen Teil ausgerechnet die Werke von Pina Bausch, der wohl bekanntesten Tochter der Stadt, in den Mittelpunkt gestellt?

Valentina Manojlov: „Ich habe Pina Bausch nicht in den Mittelpunkt gestellt, sondern ihr ein komplett eigenes Projekt gewidmet: Die Pina Bausch Gallery „Wuppertal Tanzt“. Wenn man so will, ist der Urbaner KunstRaum Wuppertal (UKW) unser OpenAir-Museum für das wir von 2023 bis 2025 die Sammlung erstellen – mit mindestens 24 Murals im öffentlichen Raum. Und die Pina Bausch Gallery „Wuppertal Tanzt“ (WT) ist eine Sonderausstellung des UKWs und in Form von „Art meet Art – Dance Art meets Wall Art“.“

Vor dem Barmenia Parkhaus: (v.l.) Ministerin Ina Scharrenberg, Street Art-Künstlerin IOTA (aka Elisa Morlet) und Initiatorin Valentina Manojlov – © NRW-Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung

DS: Da waren doch sicher auch Copyright- und andere Rechtefragen zu klären. Wie haben Sie diese gelöst?

Valentina Manojlov: „Ich habe  mich an die Hüter der Pina Bausch Hinterlassenschaft gewandt – der Pina Bausch Foundation und deren Einverständnis eingeholt.“

DS: Die Idee zu haben, ist die eine Sache, die Umsetzung, die andere. Wie haben Sie Privatleute, Stadtverwaltung und Unternehmen davon überzeugt, Gebäudefassaden kostenlos für die StreetArt-Kunst zur Verfügung zu stellen?

Valentina Manojlov: „Durch Klingeln an der Tür und fragen. Ich bin sehr stolz darauf, dass all diese Menschen mir ihr Vertrauen geschenkt haben und mir zugetraut haben, dass es etwas Tolles wird. Auch ganz ohne Entwürfe.“

DS: Sie konnte weltweit bekannte und renommierte StreetArt-Künstler für Ihr Projekt gewinnen. Die haben doch bestimmt nicht ohne Honorar Pinsel, Rolle und Spraydose in die Hand genommen?

Valentina Manojlov: „Seltsame Frage – bekannt und renommiert schließt aus, dass die es noch nötig haben umsonst zu arbeiten.“

Die weltberühmte Choreographin Pina Bausch in dem Stück „Cafe Müller“ – geschaffen vom StreetArt-Künstler Case Maclaim (Frankfurt) – © WupperOne929 UrbanArt e.V.

DS: Sie brauchten aber auch Gerüste, Hebebühnen, Farben etc. Wie haben Sie das hinbekommen?

Valentina Manojlov: „Gerüst brauchen wir keins, Arbeitsbühnen kann man leihen und Farben sind käuflich zu erwerben.“

DS: Ist die Spendenbereitschaft in der Wuppertaler Gesellschaft hoch geblieben oder müssen Sie sich Sorgen machen, weitere StreetArt-Werke finanzieren zu können, denn, wenn ich richtig gezählt habe, sind mindesten noch vier weitere Murals geplant?

Valentina Manojlov: „Ich sage es mal so, dass ich mir von Anfang an vorgenommen hatte, dass ich dieses Projekt fett oder gar nicht mache, war es mir klar, dass ich von Anfang an viel Geld brauche, um den „Urbanen KunstRaum Wuppertal“ (UKW) und „Wuppertal Tanzt“ (WT) umsetzen zu können. Deswegen haben wir bei lokalen Unternehmen Eigen- und Drittmittel eingeworben, da es nie 100 Prozent Förderungen gibt. Das Ergebnis davon: Für den UKW steht uns knapp 1 Million € Förderung zur Verfügung, dank der Förderung vom Heimatministerium NRW und für WT zusätzliche 500.000 Euro, dank der Förderung vom Bundesministerium für Kultur und Medien (BKM).“

DS: Ist danach Ihre Mission erfüllt oder wie geht es dann weiter?

Valentina Manojlov: „Natürlich würden wir gerne weitermachen, aber dafür bedarf es dann zusätzlich Fördermittel. Aber wir machen gerne immer einen Schritt nach dem anderen. Erst mal wollen wir noch eine grandiose Edition 2025 für den UKW und WT hinlegen und dann schauen wir mal.“

Die Designerin Valentina Manojlov, Initiatorin des Opern-Air-Museums – © WupperOne929 UrbanArt

DS: Bleibt Ihr Projekt im Falle einer Fortsetzung monothematisch auf Pina Bausch konzentriert oder könnten dann auch andere Wuppertaler Themen und Persönlichkeiten in den Fokus rücken?

Valentina Manojlov: „Wie bereits erwähnt, konzentrieren wir uns auf Pina Bausch nur in unserem Projekt Pina Bausch Gallery „Wuppertal Tanzt“ und nicht im UKW. Wie es weitergeht, hängt davon ab, welche gute Idee uns noch einfällt. Monothematisch ist nicht unser Ding – wir wollen uns nicht langweilen.“

DS: Welches Erlebnis oder welche Erlebnisse und Erfahrungen im Zusammenhang mit dem UrbanArt-Projekt und deren Protagonisten haben Sie ganz besonders nachhaltig berührt?

Valentina Manojlov: „Mich haben eine ganze Menge an diesem Projekt berührt. Die Menschen in unseren Gesprächswerkstätten – wie Wuppertaler Tafel, Gehörlosenverein, Blindenverein, Aidshilfe uvm – aus deren Lebenswirklichkeit ich etwas erfahren durfte und die wir in diesem Projekt mitnehmen konnten. Und viele fantastische Begegnungen mit Bürgern und Besuchern vor den Kunstwerken, mit den ich in Austauschen gehen konnte. Und vor allem, dass es uns gelungen ist, Wuppertal international in Gespräch zu bringen und sichtbar zu machen: Marco Polo Trendguide 2025 als unentdeckter Ort., ab 02.11. das 1. Kunstwerk HEIMAT von Case Maclaim aus der UKW Edition 2023 als Briefmarke, Springmann-Preis, Stadtmarketing-Preis im Rahmen der Wirtschaftsförderung und Wuppertal auf die Kunstkarte gepackt. „We believe WUPPERTAL CAN MAKE A DIFFERENZ“ und wir haben bewiesen, dass das auch stimmt.“

Valentina Manojlov mit ihren Team-Kollegen Jörg Degenkolb-Degerli (r.) und Christoph Schönbach – © WupperOne929 UrbanArt

DS: Sie selbst sind eine kreative Künstlerin, waren aber in den letzten Monaten aus aktuellem Anlass eher Kunst- und Kultur-Managerin. Was nehmen Sie selbst als Kunstschaffende aus Ihrem StreetArt-Projekt mit?

Valentina Manojlov: „Ich bin keine bildende Künstlerin, sondern Designerin, aber kreativ im Denken und Handeln war ich schon immer. Ich habe nix mitgenommen, was ich vorher nicht auch schon mitgebracht habe: Mach einfach genau das, wovon Du zutiefst überzeugt bist. Ein Projekt wie den Urbanen KunstRaum Wuppertal oder die Pina Bausch Gallery kann man nur mit viel Überzeugung und einer klaren Vorstellung umsetzen.“

DS: Vielen Dank für das offene, interessante Gespräch

Das Interview führte PETER PIONKE

Bei einem Werk des Projektes „Urbaner KunstRaum Wuppertal“ (UKW): (v.l. unten): Helge Lindh, Valentina Manojlov, Oliver Wichelhaus, Silvia Wichelhaus, Daniel Köster und Lea Micus – oben v.l.: Julie Robertson (Künstlerin und Eric Robertson – © gwg

 

Link zur Webseite „Urbaner Kunstraum“

http://www.urbaner-kunstraum.de

Und hier können Sie den Verein WupperOne929 UrbanArt e.V. unterstützen:

Spendenkonto 
WupperOne929 UrbanArt e.V.
Bank: Stadt-Sparkasse Wuppertal
IBAN: DE38330500000009402579
BIC: WUPSDE33XXX

 

 

 

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