7. November 2024Peter Pionke
WSV: Trotz Niederlage gibt es Hoffnungsschimmer
Es war sehr beeindruckend, als am Samstag im Stadion am Zoo schwarze gepanzerte Autos mit Berliner Kennzeichen wie bei einem Staatsbesuch mit großer Polizei-Eskorte einfuhren. Verfassungsschutzpräsident Thomas Haldenwang saß hinter den abgedunkelten Autofensterscheiben.
Er nimmt in der unverbindlichen protokollarischen Reihenfolge hinter dem Bundespräsidenten, dem Bundestagspräsidenten, dem Bundeskanzler und dem Präsidenten des Bundesrates den fünften Rang ein. Der Wuppertaler Haldenwang gilt als langjähriger WSV-Fan.
Mit gepanzerten Autos ins Zoo-Stadion
Im und am Stadion war die Polizei mit einem großen Aufgebot von Einsatzkräften und zahlreichen Einsatzfahrzeugen vertreten. Als Grund galt ihm erster Linie die Befürchtung von Ausschreitungen mit den zahlreich aus Duisburg angereisten Fans, die sich dann auch sehr lautstark bemerkbar machten.
Beide Fanlager brannten Pyrotechnik ab. Stadionsprecher Jonas Pütz machte auf die Gefahren aufmerksam und musste die Fan-Lager mehrfach zur Unterlassung auffordern, was aber offensichtlich nur wenig Eindruck machte.
Der neue WSV-Coach Sebastian Tyrala hatte die Mannschaft in einigen Positionen verändert. So spielte Krystian Wozniak wieder im Tor und erstmals liefen auch die holländischen Zwillinge Joel und Nick Munster gemeinsam auf. Man erlebte insbesondere in der ersten Viertelstunde einen hochmotivierten, engagierten WSV, dessen Strohfeuer aber in der 16. Minute nach einem Tor des MSV-Newcomers Symalla abgebrannt schien. In der Regionalliga West gelang ihm sein erstes Profi-Tor. „Ich lebe meinen Traum“, sagte der 19-Jährige.
WSV-Stürmer Pedro Cejas musste ins Krankenhaus
Ungemach drohte, als die Gäste sich eine Torchance nach der anderen erarbeiteten, aber immer wieder scheiterten. Erwähnenswert ist die Verletzung von WSV-Stürmer Pedro Cejas, der mit zunächst unbekannter Diagnose ins Krankenhaus musste. „Ich weiß noch nicht, was er hat. Es sah nicht gut aus“, sagte Trainer Tyrala in der Pressekonferenz nach dem Spiel.
Die relativ defensive Spielweise der Meidericher schien sich für sie zu rächen, als der junge Schiedsrichter aus dem Münsterland, Lasse Lütke-Kappenberg (24), nach einem Foul an den kurz zuvor eingewechselten pfeilschnellen Dildar Atmaca in der 74. auf Elfmeter für den WSV entschied. Joker Terrazzino, auch kurz zuvor erst eingewechselt, ließ sich die Chance nicht entgehen und verwandelte souverän zum Ausgleich.
Die große Freude des Wuppertaler Anhangs währte indes nicht lang, denn der MSV antwortete postwendend. Coskun flankte von links, das Leder prallte zunächst an die Latte, den Abpraller verwertete Alexander Hahn im Zentrum zur erneuten MSV-Führung (79.). Keeper Wozniak war einmal mehr chancenlos.
Symptomatisch: Die Tyrala-Elf gab sich trotz des erneuten Rückschlags nicht auf und machte erhebliche Druck auf das von MSV-Schlussmann Braune gehütete Tor. WSV-Stürmer Etienne-Noel Reck kam im Sechzehner zum Abschluss, doch der MSV-Keeper parierte stark und verhinderte so den erneuten Ausgleich (86.).
„Pechvogel“ Atmaca flog vom Platz
Den erneuten Rückstand konnte der WSV nicht mehr drehen, zumal die Bergischen die letzten Minuten in Unterzahl agieren mussten, nachdem der zuvor für den 1:1-Ausgleich Verantwortliche Dildar „Kadi“ Atmaca, gerade einmal 35 Minuten auf dem Feld, mit Gelb-Rot vom Platz gestellt wurde. Diesen Platzverweis kommentierte Trainer Tyrala auf unsere Anfrage so: „Er hat sich bei der ersten gelben Karte nicht gut angestellt, das war ärgerlich. Daher war die zweite gelbe Karte folgerichtig.“
Dildar „Kadi“ Atmaca, der vom Drittliga-Aufsteiger Bocholt gekommene, 22jährige, pfeilschnelle Außenstürmer hat aktuell so etwas wie eine Pechsträhne. Insbesondere eine Schulteroperation im Dezember 2023 sowie eine Schambeinentzündung hatten den ehemaligen Würzburger Drittligaspieler zurückgeworfen.
In Oberhausen, noch im Bocholter Dress, war Kadi“ zuletzt am 13. Juli diesen Jahres, nach einer Rudelbildung mit dem Vorwurf eines Kopfstoßes die rote Karte gezeigt worden. Im letzten mit 1:2 verlorenen WSV-Spiel gegen Uerdingen hatte ihn Interimstrainer Gaetano Manno erst eingewechselt, um ihn nach 20 Minuten wieder auszuwechseln, weil er in dessen Augen zu passiv agiert hatte.
Aufgebrachte Duisburger Journalisten
Mitgereisten Duisburger Journalisten schimpfen nach dem Schlusspfiff lautstark über die nach ihrer Meinung schwachen Leistungen des Spitzenreiters im Zoo-Stadion, sie hatten sich wohl hier beim Viertletzten einen hohen Kantersieg erhofft, um die Titelambitionen zu untermauern. „Man spielt nur so gut, wie der Gegner es zulässt“, kommentierte uns WSV-Trainer Tyrala nicht ganz zu unrecht.
MSV-Trainer Dietmar Hirsch sagte: “Es war ein Arbeitssieg und wir hatten Glück beim Siegtor. Ich habe gewarnt, dass mit einem neuen Trainer es schwer wird hier. Es will sich jeder anbieten. Man hat keine Verunsicherung gesehen“.
WSV-Cheftrainer Tyrala erklärte: „Ein Riesenkompliment an die läuferische Leistung, an den Kampf meiner Mannschaft. Man kann nicht alles verteidigen, wir hatten auch gute Kombinationen. In der Liga zählen Punkte, das ärgert mich heute extrem, dass wir keine haben“.
Ein Trainer-Plan, der nicht ganz aufging
Der neue WSV-Trainer Sebastian Tyrala hatte einen Plan, wie man gegen Spitzenreiter MSV Duisburg erfolgreich sein könnte. Es galt vor allem, die gefährlichen vier Torjäger auszuschalten. Dieser Plan ging 79. Minuten lang auf. Individuelle Fehler hätten dazu geführt, dass es am Ende doch nicht zu einem Punktgewinn gereicht habe, so der WSV-Trainer.
Klingbeil fährt mit Kassel drei Punkte ein
Über Punkte konnte sich indessen der beim WSV geschasste Trainer René Klingbeil freuen, der seinen ebenfalls abstiegsgefährdeten neuen Club KSV Hessen Kassel in Trier zu einem 1:0-Erfolg führte.
Der WSV belegt jetzt in der Tabelle mit Rang 15 weiterhin einen Abstiegsplatz. Das Restprogramm vor der Winterpause ist nicht ohne. Lotte (Tabellendritter), Gütersloh und Dortmund stehen noch auf dem Programm. Und es wartet auch noch der Pokal: Das Niederrhein-Pokalviertelfinale gegen den Ligakonkurrenzen Rot-Weiß Oberhausen (Tabellenvierter) findet am Sonntag, den 17. November 2024, um 14:00 Uhr im Niederrhein-Stadion satt.
Text: Siegfried Jähne
Wuppertaler SV – MSV Duisburg 1:2 (0:1)
Aufstellung des Wuppertaler SV:
Wozniak – Gembalies – Müller – Wimmer – Bilogrevic – J. Munsters (81. Kefkir) – N. Munsters (69. Terrazzino) – Saric (81. Dal) – Bornemann (81. Reck) – Cejas (50. Atmaca) – Demir – Trainer: Sebastian Tyrala
Aufstellung des MSV Duisburg:
Braune – Ritter – Coskun (85. Pagliuca) – Fleckstein – A. Hahn – Egerer – Sussek – Symalla – Tugbenyo (63. Bookjans) – Fakhro (68. Wegkamp) – Meuer (85. Göckan) – Trainer: Dietmar Hirsch
Tore: 0:1 Symalla (15.) – 1:1 Terrazzino (74. FE) – 1:2 Hahn (79.)
Schiedsrichter: Lasse Lütke-Kappenberg
Besondere Vorkommnisse: Gelb-rote Karte Atmaca (85.)
Zuschauer: 9.368
Stadion: Stadion am Zoo
Weiter mit:
Kommentare
Neuen Kommentar verfassen