3. November 2024

WSV hofft gegen den MSV auf einen Zuschauer-Rekord

Der WSV könnte ganz spannenden Zeiten entgegengehen. Das verspricht jedenfalls die Verpflichtung von Trainer Sebastian Tyrala (36), einem charismatischen Typen mit interessanter Vergangenheit. Auch wenn er sagt „Im Fußball kann man wenig versprechen, schon gar nicht Siege“, so strahlt er doch vor dem Spiel gegen Spitzenreiter MSV Duisburg Zuversicht und Optimismus aus.

WSV-Sportdirektor Gaetano Manno (l.) mit dem neuen Trainer Sebastian Tyrala – © Jochen Classen

Genau den Optimismus, der den Wuppertalern zuletzt doch so sehr fehlte. Anstoß im Stadion am Zoo ist am Sonntag (10.11.) um 14 Uhr. WSV-Sportdirektor Gaetano Manno: „Sebastian bringt ein tiefes Verständnis für das Spiel und einen modernen Ansatz mit, der perfekt zu unserer Mannschaft und unseren Zielen passt“.

Auch wenn Sebastian Tyrala beim Regionalliga-Tabellenletzten und Abstiegskandidaten Nummer eins, Türkspor Dortmund, zuletzt entlassen wurde, so weist seine Vita doch bemerkenswerte Stationen und Erfolge auf, die eindeutig für ihn sprechen.

Tyrala schon mit „16“ beim BVB in der 1. Bundesliga

Schon mit 16 Jahren gelang ihm der Sprung in den Bundesliga-Kader von Borussia Dortmund. Sein Debüt gab er am 22. Juni 2006 im Spiel gegen Borussia Mönchengladbach. Insgesamt brachte er es auf sieben Bundesliga-Einsätze. Begegnungen mit dem damaligen Borussen-Trainer Jürgen Klopp oder Mario Götze sind für ihn in nachhaltiger Erinnerung geblieben. Tyrała wurde vom DFB mit dem dritten Platz als „Nachwuchsspieler des Jahres 2005“ (Fritz-Walter Medaille) in der Kategorie U-17 ausgezeichnet.

Bereits als elfjähriger war er vom BV Bad Sassendorf zum BVB nach Dortmund gewechselt. Der 1988 im polnischen Racibórz geborene Sebastian Tyrala wurde 2008 in die polnische Nationalmannschaft berufen, nachdem er dort schon zwei Jahre in der polnischen U-21-Nationalmannschaft stand.

Schwere Verletzungen, unter anderem drei Kreuzband-Risse, beendeten seine steile Spielerkarriere jäh. „Ich war früher ein etwas abgehobenes Arschloch, Die Tatsache, BVB-Profi zu sein, ist mir manchmal zu Kopf gestiegen“, wurde er im Interview mit „Spox“ und „Goal“  in der „Sport Bild“ vor drei Jahren zitiert.

Tyrala erfolgreich in der neuen „Baller League“

Als Trainer führte er Türkspor Dortmund in zwei aufeinanderfolgende Aufstiege von der Westfalenliga zur Regionalliga West, wurde aber hier nach sieben Spielen in der vierten Liga entlassen – nur zwei Tage nach seinem ersten Sieg in dieser Spielzeit. Lokale Medien schrieben „Es scheint, dass Faktoren jenseits der sportlichen Leistungen eine Rolle gespielt haben“.

Die WSV-Fans hoffen, das Stürmer Timo Bornemann gen den MSV mehr Schussglück hat als in den letzten Spielen – © Jochen Classen

Man darf mutmaßen, dass diese Entlassung in Zusammenhang mit seinem überragenden Engagement in der „Baller League“, einer neuen Hallenfußball-Liga, stand.  Mit den „Las Ligas Ladies“ gewann er als Coach vor 10.000 Zuschauern im Düsseldorfer DOME am 7. Oktober 2024 das Endspiel  (Final4) dieses, von von Mats Hummels und Lukas Podolski ins Leben gerufene lukrative Fußballturniers.

In diesem neuen Format coachte er die „Las Ligas Ladies“, bei dem auch die Frauen-Nationalspielerinnen Ana Maria Markovic und Selina Cerci als Team-Manager und Co-Trainer mitwirkten. Im Aufgebot seines Teams standen gleich fünf Akteure des von ihm, (allerdings erfolglos) trainierten Regionalliga-Schlusslicht Türkspor Dortmund.

So auch Alessandro Tomasello, der mit einem Fernschuss aus 30 Metern die „Las Ligas Ladies“ auf die Siegerstraße brachte. Bein 5:2-Sieg im Endspiel wirkte beim Gegner Göngry Allstars auch WSV-Kapitän Niklas Dams mit. Man sah einen abwechslungsreicher Spielverlauf und viele Traumtore. Es wird beschrieben, dass die Fans auf den Rängen dies mit einer „kochenden Stimmung“ goutierten.

Man muß wissen, dass in der Baller League auch Fußball-Weltmeister und TV-Experte Christoph Kramer eine nicht unbedeutende Rolle hat und die Spiele der im Live-Stream inzwischen Reichweite von inzwischen über 100.000 haben dürften. Man muss kein Prophet sein, um von einem Projekt mit Zukunft zu sprechen. Inzwischen wird schon vom Neubau einer eigenen Sport-Arena gesprochen. Die nächste Spielzeit beginnt hier voraussichtlich im Januar 2025

MSV Duisburg, das „Zugpferd“ der Liga

Am Sonntag kommt nun in der Regionalliga Spitzenreiter  MSV Duisburg ins Stadion am Zoo und macht krass den Reformbedarf überholter Strukturen im etablierten Fußball deutlich. Die „Zebras“ nehmen mit einem Zuschauerschnitt von aktuell 15.286 Besuchern die Rolle eines „Zugpferdes“ ein. Der Schnitt der Regionalliga, die offiziell als Profi-Liga eingestuft wird, liegt bei 2.269 – neun Teams erreichen hier allerdings weniger als 1.000 Zuschauer.

Vermutlich wird auch der neue WSV-Trainer Sebastian Tyrala in der Innenverteidigung auf den Abwehrriesen Benedikt Wimmer (l.) setzen – © Jochen Classen

Der neue WSV-Cheftrainer Sebastian Tyrala stuft seinen ersten WSV-Auftritt gegen den Spitzenreiter so ein: „Einen besseren Gegner könnte es zum Start gar nicht geben. Ich habe mit Türkspor 0:5 in Duisburg verloren. Da gilt es auch noch etwas gutzumachen“. Seinen Kommunikations-Stil beschreibt er so: „Offen und klar!“ Und eine Kostprobe lieferte er gleich mit. „Meine Aufgabe ist es jetzt, den Jungs in den Arsch zu treten“ (RevierSport 05.11.).

„Meine Aufgabe ist es jetzt, den Jungs in den Arsch zu treten“

Erfolgreich wolle man wieder sein, so auch Sportdirektor Gaetano Manno. Aber was heißt das im Klartext? wollten wir von ihm wissen. Manno: „Wir sind zufrieden, wenn die Zuschauer nach 90 Minuten mit der Leistung der Mannschaft zufrieden sind. Man kann und darf verlieren, aber  ich erwarte, dass man nicht kampflos aufgibt und sich bis zur letzten Minute zerreißt. Wir wissen, dass Duisburg den besten Kader der Regionalliga hat und eine Top-Mannschaft ist. Aber wir werden dennoch die Sache so angehen, dass wir drei Punkte holen wollen. Ich bin sehr zuversichtlich“. Ziel sei es, bis Weihnachten den Abstiegsrängen zu entkommen.

Unsere Frage an Trainer Tyrala, wie er seine Mannschaft motiviere, beantwortete der so. „Wenn ich das Team vor einem solchen Spiel noch motivierten müsste, hätten wir alles falsch gemacht. Nein, die Spieler brennen und wollen sich beweisen.“

Er werde seinen Spieler allerdings einen klaren Plan mitgeben. Man darf also gespannt sein, ob es ihm gelingt, die Kreise der erfolgreichen Duisburger Torjäger Bookjans und Fakhro (je 5 Treffer) sowie Hahn und Sussek (je vier Tore) in Grenzen zu halten. Tyrala selbst versteht sich als „Menschenfänger“ und sieht kein Problem, seinen großen Kader in Stimmung zu halten. Gegen Duisburg hat er zahlreiche Optionen, auch wenn er neben den verletzten Dams und Terrazzino zusätzlich die gelbgesperrten Kevin Hagemann und Ricardo Grym ersetzen muß.

Bei der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen den MSV Duisburg: (v.l.) Sportdirektor Gaetano Manno, Pressesprecher Max Schleicher und der neue Cheftrainer Sebastian Tyrala – © Siegfried Jähne

Pressesprecher Max Schleicher berichtete vom Vorverkauf, wo bis Donnerstag bereits über 7.000 Karten verkauft wurden. Gaetano Manno sprach die Hoffnung aus, diesmal die „10.000“ knacken zu können. Allein aus Duisburg erwartet man mehr als 5.000 Besucher. Die Kassen werden am Sonntag bereits um 12 Uhr geöffnet sein. Wegen der arg begrenzten Parkmöglichkeiten wird appelliert, den ÖPNV zu nutzen.

René Klingbeil jetzt bei Hessen Kassel

Gute Nachrichten kamen für den WSV aus Kassel, wo der entlassene Trainer René Klingbeil beim abstiegsgefährdeten Regionalligisten KSV Hessen Kassel angeheuert hat. „Mit René Klingbeil  gewinnen wir einen jungen Trainer, der eine klare Idee von Fußball hat und weiß, wie die Kabine riecht. Er bringt die notwendige Energie und den fachlichen Inhalt mit, um gemeinsam mit der Mannschaft die Wende hinzubekommen. Ich bin überzeugt davon, dass es ihm gelingt unsere jungen Spieler weiterzuentwickeln und der Mannschaft die nötige Stabilität zu geben, sowohl im Kopf, als auch auf dem Platz“, sagt KSV-Geschäftsführer Sören Gonther.

Für den Wuppertaler SV, der sich mit Klingbeil gütlich getrennt hatte, bedeutet diese Entwicklung, dass er ihn nicht mehr auf der Gehaltsliste hat. Sein Vertrag lief eigenlich noch bis zum Saisonende.

Text: Siegfried Jähne

Kommentare

Neuen Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert