15. November 2024Peter Pionke
Politik-Größen und Meistermacher beim Circular Valley Forum
Fernando Carro war ein Quereinsteiger im Fußball – und hat auch deshalb Bayer 04 Leverkusen zum Deutschen Fußball-Meister entwickeln können. Beim Circular Valley Forum erklärte der Manager am Freitag (15. November), wie man eine passende Organisation aufbaut.
Damit lieferte er viele Inspirationen für die Entscheiderinnen und Entscheider beim großen Treffen der Kreislaufwirtschaft in der Historischen Stadthalle Wuppertal. Sie werden in Wirtschaft, Politik und Wissenschaft die Transformation von der linearen zur zirkulären Wirtschaftsweise verwirklichen.
Der Meistermacher von Bayer Leverkusen nannte seine Erfolgsfaktoren. Es braucht Führung, und zwar eine, die sichtbar ist und im engen Kontakt mit der Organisation. Diese Führung muss ein Team schaffen, das möglichst viele verschiedene Hintergründe und Kompetenzen beinhaltet.
Den Beteiligten müsse man Vertrauen und Verantwortung geben und zugleich Konflikte als notwendig für gute Entscheidung anerkennen. Entscheidend sei zudem, die Mitarbeitenden so stark wie möglich einzubinden. Nur wer involviert werde, sei auch bereit, die Extrameile zu gehen.
So wie die Rede von Fernando Carro sorgten auch Bundes- und Landesministerinnen und -minister beim Circular Valley Forum für starke Impulse. Bundesumweltministerin Steffi Lemke stellte die Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) vor, die das Kabinett voraussichtlich im Dezember verabschiedet.
Die Strategie will den Verbrauch von Rohstoffen und Abfall verringern sowie den Anteil von recycelten Materialien erhöhen. Dazu enthält die NKWS auch Instrumente. Die öffentliche Beschaffung und Vergabe sollen die Nachfrage anregen und der digitale Produktpass der „Gamechanger“ für die Kreislaufwirtschaft werden.
Sarah Ryglewski, für Nachhaltigkeit zuständige Staatsministerin im Kanzleramt, hatte zur Eröffnung des Circular Valley Forums Ziele definiert und Versprechen gemacht. Deutschland müsse ein zirkuläres Industrieland werden und Vorreiter in der Kreislaufwirtschaft sein. So könne man Rohstoffbedarf und Wachstum entkoppeln. Anders als in der Vergangenheit müsse man dabei „nicht in guter Absicht zu viele Regeln aufstellen“, sondern Fragen im Dialog lösen, sagte Ryglewski.
So wie die Bundesministerinnen warben auch Mitglieder der NRW-Landesregierung für die Kreislaufwirtschaft. Die stellvertretende Ministerpräsidentin Mona Neubaur ist Schirmfrau des Circular Valley. Sie plädierte für eine optimistische Herangehensweise: „Wir müssen den Bürgerinnen und Bürgern und den Unternehmen vertrauen“, sagte sie.
Ihr Kollege, Landesarbeitsminister Karl-Josef Laumann, betonte die Rolle der Chemischen Industrie. Nordrhein-Westfalen ist heute mit mehr als 100.000 Arbeitsplätzen der größte Standort der Branche in Deutschland. Sie sei daher eine Schlüssel-Industrie für die Kreislaufwirtschaft, weil sie Prozesse entwickele, um Stoffe in hoher Qualität wiederzuverwenden und um Abfall zu vermeiden. So eröffne die Circular Economy neuen Umsatzmöglichkeiten und schaffe neue gute Arbeitsplätze in NRW.
Weitere Impulse erwarteten die Gäste des Forums am Abend. Flanderns Ministerpräsident Matthias Diependaele und NRW-Europaminister Nathanael Liminski hatten angekündigt, über die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in der Kreislaufwirtschaft zu sprechen, die beim Forum 2023 vereinbart worden war. Die Praxis, die sich seitdem entwickelt hat, ist weiteres gutes Beispiel für den Teamgedanken, den Fernando Carro in seinem Vortrag beschrieben hatte.
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