16. November 2024Peter Pionke
Politik-Größen und Meistermacher beim Circular Valley Forum
Fernando Carro war ein Quereinsteiger im Fußball – und hat auch deshalb Bayer 04 Leverkusen zum Deutschen Fußball-Meister entwickeln können. Beim Circular Valley Forum erklärte der Manager am Freitag (15. November), wie man eine passende Organisation aufbaut.
Damit lieferte er viele Inspirationen für die Entscheiderinnen und Entscheider beim großen Treffen der Kreislaufwirtschaft in der Historischen Stadthalle Wuppertal. Sie werden in Wirtschaft, Politik und Wissenschaft die Transformation von der linearen zur zirkulären Wirtschaftsweise verwirklichen.
Fernando Carro verriet seine Erfolgsfaktoren
Der Meistermacher von Bayer Leverkusen nannte seine Erfolgsfaktoren. Es braucht Führung, und zwar eine, die sichtbar ist und im engen Kontakt mit der Organisation. Diese Führung muss ein Team schaffen, das möglichst viele verschiedene Hintergründe und Kompetenzen beinhaltet.
Den Beteiligten müsse man Vertrauen und Verantwortung geben und zugleich Konflikte als notwendig für gute Entscheidung anerkennen. Entscheidend sei zudem, die Mitarbeitenden so stark wie möglich einzubinden. Nur wer involviert werde, sei auch bereit, die Extrameile zu gehen.
So wie die Rede von Fernando Carro sorgten auch Bundes- und Landesministerinnen und -minister beim Circular Valley Forum für starke Impulse. Bundesumweltministerin Steffi Lemke stellte die Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) vor, die das Kabinett voraussichtlich im Dezember verabschiedet.
Die Strategie will den Verbrauch von Rohstoffen und Abfall verringern sowie den Anteil von recycelten Materialien erhöhen. Dazu enthält die NKWS auch Instrumente. Die öffentliche Beschaffung und Vergabe sollen die Nachfrage anregen und der digitale Produktpass der „Gamechanger“ für die Kreislaufwirtschaft werden.
Deutschland müsse ein zirkuläres Industrieland werden
Sarah Ryglewski, für Nachhaltigkeit zuständige Staatsministerin im Kanzleramt, hatte zur Eröffnung des Circular Valley Forums Ziele definiert und Versprechen gemacht. Deutschland müsse ein zirkuläres Industrieland werden und Vorreiter in der Kreislaufwirtschaft sein. So könne man Rohstoffbedarf und Wachstum entkoppeln. Anders als in der Vergangenheit müsse man dabei „nicht in guter Absicht zu viele Regeln aufstellen“, sondern Fragen im Dialog lösen, sagte Ryglewski.
So wie die Bundesministerinnen warben auch Mitglieder der NRW-Landesregierung für die Kreislaufwirtschaft. Die stellvertretende Ministerpräsidentin Mona Neubaur ist Schirmfrau des Circular Valley. Sie plädierte für eine optimistische Herangehensweise: „Wir müssen den Bürgerinnen und Bürgern und den Unternehmen vertrauen“, sagte sie.
Ihr Kollege, Landesarbeitsminister Karl-Josef Laumann, betonte die Rolle der Chemischen Industrie. Nordrhein-Westfalen ist heute mit mehr als 100.000 Arbeitsplätzen der größte Standort der Branche in Deutschland. Sie sei daher eine Schlüssel-Industrie für die Kreislaufwirtschaft, weil sie Prozesse entwickele, um Stoffe in hoher Qualität wiederzuverwenden und um Abfall zu vermeiden. So eröffne die Circular Economy neuen Umsatzmöglichkeiten und schaffe neue gute Arbeitsplätze in NRW.
Weitere Impulse erwarteten die Gäste des Forums am Abend. Flanderns Ministerpräsident Matthias Diependaele und NRW-Europaminister Nathanael Liminski hatten angekündigt, über die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in der Kreislaufwirtschaft zu sprechen, die beim Forum 2023 vereinbart worden war. Die Praxis, die sich seitdem entwickelt hat, ist weiteres gutes Beispiel für den Teamgedanken, den Fernando Carro in seinem Vortrag beschrieben hatte.
„Hier ist das Herz der Kreislaufwirtschaft“
Es begann mit guten Nachrichten aus dem Kanzleramt und endete mit der Aussicht auf weitere internationale Partner. Es gab zum Auftakt eine besondere Kunstaktion und zum Finale selten gesehene Zeichnungen – das Circular Valley Forum hat am Freitag (15. November) mit viel prominenter Unterstützung und auf vielen Ebenen für die Kreislaufwirtschaft geworben. Mehr als 1200 Entscheiderinnen und Entscheider kamen dafür in der Historischen Stadthalle Wuppertal zusammen, darunter Mitglieder von Bundes- und Landesregierung, CEOs großer Konzerne und innovativer Mittelständler, zwei große Künstler – und ein Meistermacher.
Weitere Länder bekunden Interesse
Beim Circular Valley Forum 2023 haben die Regierungschefs von Flandern und Nordrhein-Westfalen die erste grenzüberschreitende Zusammenarbeit in der Kreislaufwirtschaft vereinbart. Nur ein Jahr später konnte der flämische Ministerpräsident Matthias Diependaele berichten, wo diese Kooperation bereits praktische Wirklichkeit geworden ist. Unternehmen und Politik beider Regionen arbeiten in der chemischen Industrie, bei Batterien und Baustoffen zusammen. Weitere Länder haben inzwischen ihr Interesse erklärt, Teil dieses Netzwerks zu werden, darunter die Niederlande und Wales.
Der Chef der NRW-Staatskanzlei, Nathanael Liminski, hat alle Circular Valley Foren besucht – und konnte die Bedeutung aus erster Hand erläutern. Die Kreislaufwirtschaft sei für das Land und den Industrie-Standort Nordrhein-Westfalen besonders wichtig. Es biete gewaltige Chancen, Ressourcen zu schonen, Emissionen zu verringern und damit resilienter zu werden. Deshalb freute sich Liminski, dass sich dank des Circular Valleys „das Herz der Kreislaufwirtschaft“ in der erweiterten Rhein-Ruhr-Region befindet.
Stadthalle wird zum Save The World Hotel
Der Weg in die Historische Stadthalle Wuppertal war bei diesem Forum ein ungewöhnlicher. Der Aktionskünstler HA Schult hatte ein Bild seines aus Abfall gebauten Save The World Hotels auf eine riesige Plane gedruckt und damit den Eingang der Halle verhüllt. So nahmen die Gäste die erste Botschaft des Tages direkt mit in die Diskussionsrunden.
Tony Cragg, einer der teuersten lebenden Künstler, unterstützte das Forum mit einer Skulptur – und Werken, die selbst viele Fans noch nicht kannten. Im Saal des Forums waren Zeichnungen des 75-Jährigen zu sehen.
Für Motivation und Inspiration hatte am Nachmittag des Forums unter anderem Fernando Carro gesorgt. Der Vorsitzende der Geschäftsführung von Bayer 04 Leverkusen führte den Verein im Sommer zur deutschen Fußball-Meisterschaft und zum Pokalsieg. In Wuppertal erläuterte er seine Erfolgsfaktoren. Es braucht Führung, und zwar eine, die sichtbar und im engen Kontakt mit der Organisation ist.
Diese Führung muss ein Team schaffen, das möglichst viele verschiedene Hintergründe und Kompetenzen mitbringt. Den Beteiligten müsse man Vertrauen und Verantwortung geben und zugleich Konflikte als notwendig für gute Entscheidung anerkennen. Entscheidend sei zudem, die Mitarbeitenden so stark wie möglich einzubinden. Nur wer involviert werde, sei auch bereit, die Extrameile zu gehen.
Unterstützung aus den Kabinetten
So wie die Rede des Meistermachers sorgten auch Bundes- und Landesministerinnen und -minister beim Circular Valley Forum für starke Impulse. Bundesumweltministerin Steffi Lemke stellte die Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) vor, die das Kabinett voraussichtlich im Dezember verabschiedet. Die Strategie will den Verbrauch von Rohstoffen und Abfall verringern sowie den Anteil von recycelten Materialien erhöhen. Dazu enthält die NKWS auch Instrumente. Die öffentliche Beschaffung und Vergabe soll
en die Nachfrage anregen und der digitale Produktpass der „Gamechanger“ für die Kreislaufwirtschaft werden.
Sarah Ryglewski, für Nachhaltigkeit zuständige Staatsministerin im Kanzleramt, hatte zur Eröffnung des Circular Valley Forums Ziele definiert und Versprechen gemacht. Deutschland müsse ein zirkuläres Industrieland werden und Vorreiter in der Kreislaufwirtschaft sein. So könne man Rohstoffbedarf und Wachstum entkoppeln. Anders als in der Vergangenheit müsse man dabei „nicht in guter Absicht zu viele Regeln aufstellen“, sondern Fragen im Dialog lösen, sagte Ryglewski.
Auch weitere Mitglieder der NRW-Landesregierung warben für die Kreislaufwirtschaft. Die stellvertretende Ministerpräsidentin Mona Neubaur ist Schirmfrau des Circular Valley und plädierte für eine optimistische Herangehensweise: „Wir müssen den Bürgerinnen und Bürgern und den Unternehmen vertrauen“, sagte sie.
Ihr Kollege, Landesarbeitsminister Karl-Josef Laumann, betonte die Rolle der Chemischen Industrie. Nordrhein-Westfalen ist heute mit mehr als 100.000 Arbeitsplätzen der größte Standort der Branche in Deutschland. Sie sei daher eine Schlüssel-Industrie für die Kreislaufwirtschaft, weil sie Prozesse entwickele, um Stoffe in hoher Qualität wiederzuverwenden und um Abfall zu vermeiden. So eröffne die Circular Economy neue Umsatzmöglichkeiten und schaffe neue gute Arbeitsplätze in NRW.
Ideen von sechs Kontinenten
Wichtige Impulse werden dabei von Startups kommen. Beim DemoDay des Forums präsentierten die jungen Unternehmen, die Circular Valley aktuell fördert, ihre Geschäftsmodelle einem großen Publikum. Die Gründerinnen und Gründer machen Treibstoff aus Plastikmüll, holen Schwermetalle aus dem Wasser, recyclen große Mengen Kleidung und entwickeln dringend benötigte Energiespeicher. Ihre Unternehmenssitze reichen von Argentinien bis Australien und von Skandinavien bis nach Uganda.
Die Zukunft
Dr. Carsten Gerhardt, Initiator des Circular Valley und Gastgeber des Forums, machte am Ende des Treffens deutlich, wie es weitergeht: Mögliche Unternehmenspartner kommen ab sofort dank einer neuen Software des Circular Valleys noch leichter zusammen. Am 12. und 13. März 2025 gibt es die erste Messe zum Thema, die Circular Valley Convention in Düsseldorf. Und am 14. November kommt man zum nächsten Forum im Herzen der Kreislaufwirtschaft zusammen.
Link zur Webseite von Circular Valley:
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