17. November 2024

„Die Schneekönigin“: Sieg der Liebe gegen die Eiseskälte 

Nicht für Kinder geeignet, befanden die ersten Kritiker des Theaterstückes „Die Schneekönigen“ von Hans-Christian Andersen. Das war im Jahre 1844. Wie sehr sich der Zeitgeist inzwischen gewandelt hat, wurde bei der  Premiere im Wuppertaler Opernhaus deutlich, wo das amüsante und zugleich nachdenkliche Schauspiel von einem Publikum aus allen Altersschichten begeistert gefeiert wurde.

Paula Schäfer (Gerda) mit Julia Meier (M.), die gleich vier Rollen in dem Stück „Die Schneekönigin“ spielte – © Uwe Schinkel

„Die Schneekönigin“ ist inzwischen das bekannteste und am meisten geschätzte Werk des Dänen Hans-Christian Andersen. Das Märchen behandelt Themen wie Freundschaft, Mut und den Sieg des Guten über das Böse, was es zu einer beliebten Erzählung für Kinder macht.

Es ist freilich auch dank einer tieferen Allegorie für Erwachsene interessant, da es komplexe Themen und symbolische Elemente enthält. Auch Die Wuppertaler Inszenierung von Heller Kallmeyer kombiniert das klassische Märchen mit modernen Themen wie der Bedeutung von Umwelt, zwischenmenschlichen Beziehungen und der Suche nach Identität.

Der Teufel und sein Spiegel

Vor langer, langer Zeit erschuf ein Teufel einen Spiegel, der die Eigenschaft hatte, dass alles Gute und Schöne, was sich darin spiegelte, fast zu Nichts verschwand; aber das, was nichts taugte und sich schlecht ausnahm, das trat  hervor und wurde noch arger.

Paula Schäfer als Gerda und Marvin Löffler als Fliegenpilz – © Uwe Schinkel

Die herrlichsten Landschaften sahen darin wie gekochter Spinat aus, und die besten Menschen wurden hässlich oder standen ohne Körper auf dem Kopf. Der Spiegel hat also die Eigenschaft, Dinge, die eigentlich gut und schön sind, im Auge des Betrachters zu entwerten, zu verzerren und zu verderben.

Kay und Gerda sind unzertrennlich – bis zwei Splitter des zersprungenen Zauberspiegels in Kays Herz und Auge geraten. Seitdem ist sein Herz wie aus Eis und alles Schöne in der Welt erscheint ihm hässlich. Als er sich ohne Gerda auf dem winterlichen, großen Platz aufhält, verschwindet er und gelangt in den Bann der Schneekönigin, die ihn mit zu sich in ihren Eispalast nimmt.

Der literarische Prolog: „Die Schneeflocken wurden größer und größer, zuletzt sahen sie aus wie große, weiße Hühner. Auf einmal sprangen sie zur Seite, der große Schlitten hielt, und die Person, die ihn fuhr, erhob sich. Pelz und Mütze waren ganz und gar voll Schnee, es war eine Dame, glänzend weiß, es war die Schneekönigin.«

Silvia Munzón López als Prinzessin – © Uwe Schinkel

Eintauchen in die Erlebniswelt der Kinder

Gerda ist irritiert und macht sich fortan auf die Suche nach ihrem so plötzlich verschwundenen Kay. Sie begibt sich auf eine ungewisse und gefährliche Reise durch alle Jahreszeiten, begegnet dabei den unterschiedlichsten Menschen und Tieren, muss sich behaupten und Mut beweisen. Ob sie das Schloss der Schneekönigin erreichen wird und Kay von seinem erkalteten Herz befreien kann?

Das Stück taucht ein in die Erlebniswelt der Kinder und regt ihre Fantasien an. Es ist eine Reise in die Natur- und Tierwelt. So spielte die Krähe (glänzend dargestellt von Konstantin Rickert) eine herausragende Rolle. Mit krächzende Stimme gibt sie tiefe Einblicke in ihre Welt: „Solange es noch Hoffnung gibt…, solange es noch Hoffnung gibt…“ Und auch die Blumen bekommen eine Stimme: „Die Steingärten sind der Tod der Blumen.“

Sind unzertrennlich: Gerda (Paula Schäfer) und Kay (Aline Blum) – © Uwe Schinkel

Ein brillantes Gesamtwerk

Es war eine geglückte Premiere des Andersen-Märchens um den Sieg der Liebe gegen die Eiseskälte. Die Wuppertaler Inszenierung von Henner Kallmeyer brilliert als Gesamtwerk, in der sowohl die Dramaturgie (von Elisabeth Wahle), die effektvolle, moderne Bühnengestaltung (von Lydia Merkel) und die von Silke Rekort farbenprächtigen und phantasievollen gestalteten Kostümen mit dem Harfenspiel (Lea Pleines/Emmi Tzannis) miteinander harmonisieren.

Aber auch eine ganz starke Ensembleleistung, mit etlichen humorvollen Glanzlichtern. Neben Konstantin Rickert  (“Schneekönigin“) sind es Paula Schäfer als „Gerda“ und Aline Blum als „Kay“ in den Hauptrollen. Julia Meier vereinigt gleich vier Rollen, die der Lappländerin, der Finnin, der Schneeschipperin und der Blume. Silvia Munzón López ist mal die Prinzessin, mal das Rentier. Der kleine Marvin Löffler stellt ganz vorzüglich den Fliegenpilz, die Blume, aber auch den Prinz dar.

Text SIEGFRIED JÄHNE

 

Aline Blum (r.) stellt Gerdas Freund Kay dar, dessen Herz vereist – © Uwe Schinkel

Weitere Informationen rund um die „Schneekönigin“: 

Das Wuppertaler Stück ist eine Zusammenarbeit mit dem Inklusiven Schauspielstudio (eine Kooperation mit GLANZSTOFF – Akademie der Inklusiven Künste e.V.), gefördert durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW.

Die Vorstellung dauert ca. 1 Stunde 10 Minuten ohne Pause. Das Stück wird  vor Weihnachten noch 17 Mal aufgeführt, und zwar auch als Schulvorstellung. Bis bis zum 12. Januar 2025  gibt es noch insgesamt  21 empfehlenswerte Aufführungen.

Link zur Webseite der Wuppertaler Bühnen: 

http://www.wuppertaler-buehnen.de

 

Kommentare

Neuen Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert