22. November 2024Peter Pionke
Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft startet mit Highlights
WDR-Rundfunk-Legende Hajo Jahn, Vorsitzender der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft: ”Wie hoffen natürlich auf rege Beteiligung.”
Elisabeth Schüler wurde am 11. Februar 1869 wurde in Elberfeld geboren. Sie machte sich später als malende Dicherin Else Lasker-Schüler einen Namen. Am 11. Februar 2024, ihrem 156. Geburtstag, gibt es um 19.30 Uhr ein Geburtstagskonzert für sie in der Citykirche Elberfeld mit Uraufführungen der vertonten Liebesgedichte zwischen dem Prinzen Jussuf und “Giselheer” Gottfried Benn. Es war eine der wildesten Liaisons der Literaturgeschichte.
Der US-amerikanische Komponist Paul Terse begleitet seine Vertonungen am Flügel. Es singen Clementine Jesdinsky (Sopran) und Fabian Hemmelmann (Bariton). Die vertonten Gedichte rezitieren die Wuppertaler Schauspieler Bernd Kuschmann und Julia Wolff.
Hajo Jahn moderiert das von ihm gestaltete Programm „Giselheer und Prinz Jussuf“. Es wird am 10. April im Musikinstrumenten-Museum Berlin mit denselben Musikern wiederholt, wobei dann die Schauspieler Angela Winkler („Die verlorene Ehre der Katharina Blum“) und Michael Mendl („Der große Bellheim“) rezitieren.
Der weitere Höhepunkt der Veranstaltungen der Else Lasker-Schüler-Gesellschaft ist ihr inzwischen fünfundzwanzigstes “Forum”, diesmal in Amsterdam (Niederlande). Erstmals in der durch Besatzung und Judendeportation belasteten Beziehung zwischen den beiden Nachbarländern stellt sich eine deutsche Literaturvereinigung programmatisch mit einem umfangreichen Kulturprogramm in den Niederlanden vor. Die ELS- Gesellschaft geht damit vom 08. – 11. Mai 2025 wieder an einen Brennpunkt der Geschichte zwischen den beiden Nationen.
Der Anlass: 80. Jahr nach der Befreiung von der NS-Diktatur. 80. Todesjahr von Else Lasker-Schüler und Anne Frank. Über diese beiden Jüdinnen wird das Theaterstück „Schreiben um zu leben“ von Heiner Bontrup mit niederländischen und deutschen Künstlerinnen und Künstlern uraufgeführt. Mit Vertonungen von ELS-Gedichten durch Herbert Mitschke.
Die Niederlande hatten die höchste Zahl jüdischer Opfer in Westeuropa. Auch daran erinnert die ELS-Gesellschaft in ihrer Arbeit gegen das Vergessen und gegen Antisemitismus (wie bei den Foren zuvor u.a. in Israel, Polen, der Schweiz, Tschechien, Italien, Österreich und Frankreich).
Else Lasker-Schüler hatte Verbindungen zu den Niederlanden. So war Nikolaas Johannes Beversen ihr Briefpartner in Arnhem. Sie nannte ihn ihren „König in Holland“ – das spiegelt sich im Titel des Forums. Im November1928 gab es Lesungen von Else Lasker-Schüler in Den Haag und in Amsterdam. Klaus Mann hat in der Zeitschrift „Die Sammlung“ 1934 im Amsterdamer Exil-Verlag Querido Else Lasker-Schülers berühmtes Exil-Gedicht „Die Verscheuchte“ erstmals veröffentlicht. Es hatte zuerst den Titel „Das Lied der Emigrantin“. Zu Liedern vertont haben im Amsterdamer Exil auch die deutschen Komponisten Wilhelm Rettich und James Simon Gedichte von Else Lasker-Schüler. Eine dieser Vertonungen wird im Rahmen des „Else Konzerts“ uraufgeführt.
Kooperationspartner vor Ort sind die Openbare Bibliotheek Amsterdam (OBA), und das Goethe-Institut Amsterdam. In Wuppertal ist die Stadtbibliothek Partnerin. NRW-Ministerpräsident Wüst ist Schirmherr. Alle Veranstaltungen finden im Theatersaal der OBA statt.
Mitwirkende sind u.a. aus den Niederlanden Comedian Patrick Nederkoorn (mit einem Programm über die Klimakatastrophe „Die orangene Gefahr“), der Jazzmusiker Jasper van’t Hof, der Kabarettist Robert Kreis (mit seinem Programm über „verstummte jüdische Künstler der Weimarer Republik) sowie der Autor und Filmemacher Cherry Duyns, der in Wuppertal als Sohn eines Zwangsarbeiters geboren wurde.
Aus der Bundesrepublik kommen u. a. der Historiker und Journalist Dr. Christoph Driessen (mit deutscher und niederländischer Staatsangehörigkeit), die Buchautorin Dr. Barbara Beuys und aus Brüssel die Antisemitismusbeauftragt der EU, Dr. Katharina von Schnurbein. Sie spricht und diskutiert zum Abschluss des Forums, warum der Antisemitismus nicht ausstirbt.
Aus der Schweiz sind der Literaturexperte Martin Dreyfus und der Theologie-/Philosophieprofessor Pierre Bühler dabei. Bühler ist Herausgeber der soeben auf Deutsch erschienen Tagebücher und Briefe von Etty Hillesum, einer Niederländerin, die im KZ umkam wie Anne Frank.
Der Wuppertaler Literaturwissenschaftler Dr. Antonius Weixler referiert in Amsterdam über „Pop/Musik als Pop/Literatur. Zu Vertonungen von Else Lasker-Schüler“. Dazu gibt es von ihm ein Seminar an der Bergischen Universität, 20 seiner Studenten sind zudem von der ELS-Gesellschaft zum Forum in die niederländische Hauptstadt eingeladen.
Der Wuppertaler Videokünstler Gregor Eisenmann erstellt zur Ausstellung von Else Lasker-Schüler-Zeichnungen und -Bücher in Amsterdam einen Präsentationsfilm her.-
Eingeladen zu diesem ELS-Forum sind sowohl einheimische wie deutsche Gäste bei freiem Eintritt. Es ist zweisprachig ebenso wie das literarische Programm-Magazin zum Forum „Prinz Jussuf hatte einen König in Holland“.
Anmeldungen: Else Lasker-Schüler-Gesellschaft e.V., Herzogstr. 42, 42103 Wuppertal, Mail: vorstand@else-lasker-schüler-gesellschaft.de, Tel. 0202-305198.
Hier kann auch das ausführliche Programm bestellt werden.
Karten für die Uraufführungen beim Konzert „Giselheer und Prinz Jussuf“ am 11. Februar, 19.30 Uhr, Citykirche Elberfeld, € 15,00, erm. € 10,00: Wuppertal.live.de
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