1. Dezember 2024Peter Pionke
WSV: Ganz im Sinne und im Geist von Friedhelm Runge
Ein rot-blaues Blumen Bouquet schmückte den Tribünenplatz, von dem der Präsident und Anker-Sponsor viele Jahre seinen WSV spielen und gewinnen sehen wollte. Es gab eine Schweigeminute. Stadionsprecher Jonas Pütz verlas eine mit Beifall bedachte Trauer- und Ehrenbekundung des Vereins. Eine tiefe Verbundenheit brachte auch Vorstand Dr. Jochen Leonhardt in einer kurzen Ansprache vor Spielbeginn über den Stadion-Lautsprecher zum Ausdruck.
Er hat mit Runge einen langjährigen Freund und Weggefährten verloren. Die Mannschaft spielte mit Trauerflor. „Auch wenn die meisten Spieler mit Runge kaum noch Kontakt hatten, hatte die allgemeine Betroffenheit doch Einfluß auf unser Spiel“, erklärte WSV-Trainer Sebastian Tyrala. WSV-Sportchef Manno pathetisch: „Der Sieg ist nur für Friedhelm“.
Tyrala gab dem Team wieder Stabilität
Zwei Siege in Folge, dazu auch noch ohne Gegentor, lassen in seinem vierten Punkt-Spiel bei den Wuppertalern schon die Handschrift des neuen Chef-Coaches und einen deutlichen Aufwärtstrend erkennen. Hatte der WSV bis dahin mit die meisten Gegentore der Liga kassiert, gibt es jetzt erste Lichtblicke. Den Abstiegsrängen entronnen, belegt man heute zum Abschluss der Hinrunde den elften Rang und befindet sich im Mittelfeld der Tabelle. Es ist Tyrala gelungen dem Team wieder Stabilität zu geben.
Nach dem Ausfall seiner Abwehr-Routiniers Niklas Dams und Vincents Gembalies, war die Defensive neu zu formatieren. Weil er hinten keinen „Kindergarten“ haben wollte, griff er nicht auf sich anbietende junge Spieler zurück, sondern setzte im Zentrum auf den 28jährigen, erfahrenen Oktay Dal. Ansonsten blieb die Start-Elf gegenüber dem in Lotte gewonnen Spiel mit einer weiteren Ausnahme unverändert. Da sich Krystian Wozniak beim Aufwärmtraining verletzte, kam Torwächter Michael Ngemba Luyambula wieder in den Kasten.
Oktay Dal lieferte ebenso wie Torwart Luyambula eine nahezu fehlerlose Partie ab. Der farbige Keeper wurde am Ende für den WSV wegen seines gekonnten, wenn auch oft risikoreichen Strafraumspiels, eine gesuchte Anspielstation und für das WSV-Team so etwas wie der 12. Akteur auf dem Platz.
Man sah einen WSV mit einer Körpersprache, wie sie sich Sportdirektor Gaetano Manno immer gewünscht hatte. Mit hohem Einsatz und viel Tempo, agierte das Team äußerst flexibel und meist von hinten heraus, oft sogar recht giftig. Es gab Situationen, bei denen sich die gesamte Mannschaft in den eigene Strafraum zurückzog und selbst die Sturmspitzen Niek Munster und Kevin Hagemann vor der eigenen Strafraumgrenze Position bezogen. “Safety first“ lautete die Devise!
Schuld war die tief stehende Sonne
Der WSV kam gut ins Spiel. Zwei blitzartig vorgetragene Angriffe führten in der ersten Spielhälfte zur 2:0-Führung. Semir Saric zog in der 11. Minute vor dem Strafraum ab und traf ins rechte Eck. Ein haltbarer Schuss, aber Torwart Jarno Peters lässt den Ball passieren, die Sonne hatte ihn geblendet. WSV-Kapitän Kevin Hagemann traf bei der Seitenwahl vorher ganz bewusst die richtige Entscheidung.
Gerade als die Gütersloher wieder Kontrolle über das Spiel zu bekommen schienen, ging eine schnelle Kombination von Bilogrevic mit Demir auf den wieder sehr agilen Hagemann, welcher die Sturmspitze Niek Munsters bediente, der im Fallen das 2:0 (32.) erzielte. Es war das erste WSV-Tor des sympathischen 22jährigen Holländers, der sich mit seinem Zwillingsbruder Joep Munsters inzwischen prächtig eingefunden hat.
In der zweiten hälfte verflachte das Spiel. Gütersloh war überlegen, der WSV wirkte eher zurückhaltend, was der Trainer „mutlos“ nannte. Sportchef Manno: „Vielleicht fehlte etwas die Kraft. Wir haben aber alles wegverteidigt“. Von einem Tor waren die Gäste allerdings weit entfernt, auch weil die WSV-Abwehr tatsächlich gut stand.
Güterslohs Trainer Julian Hesse: „Wir hätten noch eine Stunde spielen können und hätten das Tor nicht gemacht“. Sein Mittelfeld-As und Torjäger Patrik Twardzik war meist vorn Oktay Dal bestens abgeschirmt. Aber auch das gehört zur Wahrheit: Bei Gütersloh wurden Torjäger Phil Beckhoff und Spielmacher Björn Rother schmerzlich vermisst. Beide fehlten, weil sie sich nach Platzverweisen zuletzt Sperren eingehandelt hatten.
Dann kam doch noch der „Kindergarten“
Sebastian Tyrala war mit dem Sieg überglücklich. “Wir haben das zweite Spiel in Folge zu Null gewonnen. Unsere Jungs haben in der schwierigen Situationen, in der wir uns befinden, Herz und Leidenschaft gezeigt“. Angesichts der Führung konnte sich der Coach in der Schlussphase dann doch noch erlauben, einen Teil seines „Kindergartens“ einlaufen zum lassen. Yousef Quasi (19), von Bayern München ausgeliehen, kam in der 64. Minute. Kilian Cedric Beliza (19) und Levin Müller (21) liefen in der 83. Minute ein.
Beinahe wäre auch noch der 19jährige Ersatztorwart Emil Metz zum Einsatz gekommen, weil Michael Lyambula sich erheblich verletzte und zweimal behandelt werden musste. Während Marco Terrazzinoi wieder im Aufgebot war und auf der Ersatzbank saß, war der zuletzt auch aussortierte Oguzhan Kefkir auch diesmal nicht im Aufgebot.
Konnte man beim WSV mit dem Spiel und dem Ergebnis zufrieden sein, so ließ der Besuch bei nur 1.547 Zuschauern doch zu wünschen übrig. Schon am kommenden Samstag zum Auftakt der Rückrunde im Heimspiel gegen das Schlusslicht Türkspor Dortmund hofft man beim WSV wieder auf eine bessere Einnahme. Schließlich hat sich tags zuvor der Nikolaus angesagt.
Text: Siegfried Jähne
Wuppertaler SV – FC Gütersloh 2:0 (2:0)
Aufstellung des Wuppertaler SV:
Luyambula – Dal – Hagemann (83. Bielitza) – Nishimura (83. Müller ) – Wimmer – Bilogrevic (64. Ametov) – Grym – J. Munsters – N. Munsters (58. Bornemann) – Saric (64. Qashi) – Demir – Trainer: Sebastian Tyrala
Tore: 1:0 Saric (10.) – 2:0 Niek Munsters (30.)
Zuschauer: 1.547
Stadion: Stadion am Zoo
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