4. Dezember 2024Peter Pionke
Nach WSV-Sieg: Trübt Erwartungshaltung Blick fürs Realistische?
Für Trainer Sebastian Tyrala ist das eine Enttäuschung. „Schade, das ist das Negative, was ich heute mitnehme, dass man in so einer Situation Wunderdinge erwartet. Wir haben heute eine überragende Reaktion gezeigt, ich bin sehr glücklich“. Unsere Frage, welche Erkenntnisse es mit Blick auf die Rückrunde gibt?
Sebastian Tyrala lächelnd: „Dass wir Spiele gewinnen können!“ Eine Aussage, die man nach elf sieglosen Spielen in der Hinrunde sicher nur unterstreichen kann. Tyrala: „Ich bin auf einem Abstiegsplatz hierhin gekommen, jetzt haben wir sechs Punkte bei 5:0 Toren geholt sind wir auf Platz 10 bzw. 11. Was erwartet man hier?“
Nur 1.059 Besucher: Ein Negativ-Rekord
Aber wie erklärt sich der Unmut von den mit nur 1.059 Zuschauern besetzten Rängen? Ein Minusrekord in dieser Saison bei einem Schnitt von 2.785, den man noch mit dem schlechten Wetter erklären könnte. Und dann auch noch ein Spiel gegen einen Underdog.
Das Spiel gegen diesen Tabellenletzten sei kein Spiel wie jedes andere, so Tyralas Vorwarnungen. Man hatte aber wohl einen Kanter-Sieg erwartet. Tatsächlich sah man ein Kampfspiel gegen einen robusten Gegner, der oft auf Augenhöhe spielte und den WSV zeitweise sogar arg unter Druck setzte.
Die vierte Karte für Oktay Dal, diesmal die rote
Es war lange nur eine Frage der Zeit, in welche Richtung die Begegnung kippen würde. Erst recht, als WSV-Kapitän und Routinier Kevin Hagemann (34) in der 15. Minute verletzt ausschied und erst recht, als der WSV ab der 52. Minute nach einem Platzverweis für den 28jährigem Innenverteidiger Oktay Dal mit zehn Akteuren auf dem Platz stand. Es war für den Deutsch-Türken in dieser Saison die vierte Karte im 14. Spiel. Diesmal war es ein roter Karton.
Tatsächlich wurde die Gefahr durch den Platzverweis nicht kleiner, auf die Verliererstraße zu geraten. Doch es kam aus Wuppertaler Sicht zum Glück anders. Der WSV spielte mit zehn Mann stärker auf als zuvor: Riccardo Grym flankte vor das Tor, wo der soeben erst für Dal eingewechselte Abwehrspieler Vincent Gembalies (24) hoch stieg und zur 1:0-Führung einköpfte (60.). In der 88. Minute war es Dilhan Demir (21), der mit seinem 2:0 dafür sorgte, dass Wuppertal auf Rang elf in die Winterpause geht.
Tyrala macht keinen Hehl: „Es tut mir sehr leid für meinen Verein“
Konzept und Taktik von Trainer Sebastian Tyrala waren voll aufgegangen. Für ihn, der mit Türkspor zweimal hintereinander aufgestiegen war und sich am liebsten vor diesem Spiel gedrückt hätte, muss es wie in Verrat vorgekommen sein, gegen den Verein seines Herzens eine siegbringende Taktik ausgetüftelt zu haben. Er wusste, dass seine Ex-Elf in der zweiten Spielhälfte einbrechen würde und so geschlagen werden konnte. Aus seiner Gefühlswelt machte er dann bei der abschließenden Pressekonferenz keinen Hehl: „Es tut mir sehr leid für meinen alten Verein Türkspor. Ich bin jetzt aber hier in Wuppertal und wollte das Spiel unbedingt gewinnen, weil mein Herz jetzt auch hier schlägt.“
Türkspor Interimstrainer-Trainer Muhammed Acil erkannte den Erfolg der Wuppertaler an, war aber sauer, weil die Möglichkeit auf mindestens einen Punkt nach seiner Meinung mangels Einsatz vergeben wurde. Zuletzt waren ihm gegen 1.FC Köln II und auswärts 1.FC Düren zweimal Punkte-Teilungen für seine vom Abstieg bedrohte Mannschaft gelungen.
Die Wuppertaler Spieler treten nach dem Abpfiff den Weihnachts-Urlaub an und treffen sich erst am 2. Januar zur Hallen-Stadtmeisterschaft wieder. Ab dem 13. Januar geht es in ein von Sponsoren und Spielern finanziertes einwöchiges Trainingslager in die Türkei. Am 25. Januar wird die Saison mit der Partie bei RW Oberhausen fortgesetzt.
Bis dahin soll es noch viele Gespräche darüber geben, wie die Mannschaft 2025 aussehen soll bzw. aussehen kann. Ein Blick auf die letzten Spiele deutet an, wohin die Reise geht. Junge Spieler drängen sich geradezu auf. Symptomatisch die Abläufe im Spiel gegen Türkspor, als der eingewechselte Vincent Gembalies (24) und Dilhan Demir (21) zu den „Matchwinners“ wurden.
Starke Leistungen hatte man zuvor auch zum Beispiel von den Zwillingsbrüdern Munsters (23) oder den Youngstern Levin Müller (21), Subaru Nishimura (21), Benedikt Wimmer (19) Youself Qashi (19) und Kilian Belitza (19) sehen können.
Was, wenn Bayern München seine Spieler zurückfordert?
Sollte es da nicht gelingen, um die schon routinierteren Dominik Bilogrevic (25), Samir Saric (27), Ricardo Grym (25) Vincent Gembalies oder Ametov Beyhan (26) und mit den beiden überragenden Torhütern Krystian Wozniak (27) und Michael Luyambuka (25) sowie Nachwuchsmann Emil Metz (19) im Hintergrund eine schlagkräftiges Team zu bilden?
Da darf man schon gespannt sein, wie sich die anstehenden Gespräche jetzt entwickeln, zumal wenn man weiß, dass Spieler wie Wimmer und Qashi nur für ein Jahr vom Bundesligisten FC Bayern München ausgeliehen sind. Längerfristig mit ihnen zu planen, wäre naiv. Denn sollten diese beiden Edelsteine von den Bayern gebraucht werden, müssen sie von der Wupper an die Isar zurück. Oder greift auch hier wieder – wie auch immer – das Sprichwort aus Grimms Märchen mit den Bremer Stadtmusikanten: „Undank ist der Welten Lohn“?
Text: Siegfried Jähne
Wuppertaler SV – Türkspor Dortmund 2:0 (0:0)
Aufstellung des Wuppertaler SV:
Wozniak – Dal – Hagemann (15. Qashi – 55. Gembalis) – Nishimura – Wimmer – Ametov (73. Terrazzino) – Bilogrevic (46. Bornemann) – Grym – J. Munsters – N. Munsters (73. Müller) – Demir – Trainer Sebastian Tyrala
Tore: 1:0 Gembalis (60.) – 2:0 Demir (88.)
Gelb-rote Karte: Dal (50.)
Zuschauer: 1.059
Stadion: Stadion am Zoo
Mit 24 Punkten belegt der WSV in der Winterpause den 11. Tabellenplatz in der Regionalliga West.
Das nächste Spiel: Freitag – 24.01.2025 (19:30 Uhr): Rot-Weiß Oberhausen – Wuppertaler SV
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