2. Dezember 2024

WSV: Gegen Türkspor kein Spiel wie jedes andere

Dieses Spiel hat es in sich. Gerade gegen den Tabellenletzten steht für den WSV soviel auf dem Spiel, dass Trainer Sebastian Tyrala sich am liebsten krankmelden möchte. Nach dem letzten Regionalliga-Spiel des Jahres sollen (oder besser müssen!)  beim Wuppertaler SV ganz wichtige Entscheidungen getroffen werden.

Verstehen sich blendend: Sportdirektor Gaetano Manno (l,) und Cheftrainer Sebastian Tyrala. Werden sie auch in der nächsten Saison noch gemeinsam für den WSV arbeiten? – Jochen Classen

Der Reihe nach: Sebastian Tyrala ist der Trainer, der mit Türkspor Dortmund große Erfolge feierte, ehe er am 19. September dieses Jahres dort beurlaubt wurde und beim WSV andockte. 2023 war er es, der den Dortmunder Aufstieg von der Westfalen-Liga in die Oberliga Westfalen und zuletzt im Sommer 2024 dann in die Regionalliga West verantwortete.

In 59 Spielen holte er für diesen Verein im Schnitt zwei Punkte. Ist er besonders sensibel? „Ich habe nach Dortmund ganz tolle Erinnerungen und beste Kontakte, das steckt man nicht einfach so weg“ sagte er uns. Um dann hinzuzufügen: „Ich kann die Tabelle lesen, aber es wird aus vielerlei Gründen ein ganz schweres Spiel für uns“.

„Ich kann die Tabelle lesen“, aber es wird schwer

Die Dortmunder werden hochmotiviert sein, was nichts mit dem Trainer alleine zu tun haben wird, sondern auch aufgrund der theoretischen Möglichkeit, den Abstieg noch zu verhindern. Während Tyralas Nachfolger Yakup Göksu nur 42 Tage blieb und keinen einzigen Punkt errang, holte der aktuelle Amtsinhaber Bülent Kara in den folgenden fünf Auftritten zwei Unentschieden und drei Niederlagen.

Sebastian Tyrala, der die letzten Spiele beobachtet und analysiert hat, ist besonders von den beiden Unentschieden im Monat November beeindruckt, als das Team gegen Köln II (0:0) und Düren (1:1) ziemlich überraschende Punkte einfuhr.

Der 28jährige Italiener Alessandro Tomasello ist mit vier, Stürmer Ilias Anan mit drei Toren auffälligster Spieler einer Dortmunder Mannschaft, die in der gesamten ersten Spielsaison bei 54 Gegentoren nur 17 mal das gegnerische Tor traf.

Gaetano Manno (M.) mit den beiden Neuzugängen Niek und Joep Munsters, die zuletzt einen sehr guten Eindruck hinterließen – © WSV Medienteam

Ihren einzigen Sieg feierte sie am 14. September mit 2:1 gegen SV Eintracht Hohkeppel, als Tyrala noch ihr unmittelbar danach entlassende Trainer war. Mit ihm gab es zum Saisonauftakt damals gegen den WSV noch im Velberter Ausweichquartier ein 1:1-Unentschieden.

Für das Spiel am Samstag stehen dem WSV mit Niklas Dams und Vincent Gembalies zwei Verteidiger wieder zur Verfügung, ebenso wie Torwart Krystian Wozniak. Wozniak wird spielen, bei den anderen bleibt alles bis zuletzt offen. Wir wollen unbedingt gewinnen und werde es auch, bekräftige der Chef-Coach mit Blick auf die Ausgangssituation.

Träume auf Verstärkungen schnell beendet

Die Bilanz des Wuppertaler SV ist ja tatsächlich noch ausbaufähig. Sechs Erfolgen stehen acht zum Teil deftige Niederlagen gegenüber. Aus neun Heimspielen wurden nur neun Punkte geholt, drei davon am grünen Tisch und die noch nicht ganz sicher, insgesamt sind es 18 Punkte.

So kann es nicht verwundern, wenn der Trainer noch von einer Verstärkung träumte. „Es wäre ein Stürmer, zumal jetzt bei uns auch noch auch noch mit dem Argentinier Pedro Cejas ein weiterer Angreifer länger ausfällt“. Der WSV hat bisher tatsächlich nur ganze 19 Tore erzielt.

Solche Träume sind indessen schnell beendet, wenn an sie Finanzsituation des Vereins erinnert wird. Zwar scheint diese Saison auch nach dem Ableben von Haupt-Sponsor Friedhelm Runge finanziell gesichert, doch für die Zukunft sind da noch viele Fragen offen.

Krystian Wozniak steht gegen Dortmund wieder im Tor des WSV – Jochen Classen

Keine Überraschung also, wenn Sport-Direktor Gaetano Manno aktuell eher auf Verkäufe als auf Neu-Einkäufe anzusprechen ist. „Der Kader ist mit aktuell 29 Spielern einfach zu groß. Wir sprechen aktuell mit fünf Spielern über deren Zukunft. Das sind offene Gespräche. Es heißt nicht, dass alle fünf weg müssen. Sie haben auch Verträge. Aber wir müssen schauen, welcher Weg für beide – den Spieler und Wuppertaler SV – der Beste ist“, erklärt Tyrala in einem Gespräch mit dem überregionalen „RevierSport“.

Sein eigener Vertrag laufe am Saison-Ende aus. Bis dahin wolle er zeigen, dass er der richtige Mann am richtigen Ort ist. Am Ende des Tages gehe es in diesem Geschäft immer um Ergebnisse.

Es darf ein großer Umbruch erwartet werden

Wir wollten von WSV-Sport-Chef Gaetano Manno wissen, welche seiner vielen zu treffenden  Entscheidungen in dieser Spielzeit aus seiner  Sicht die besten waren? „Die Verpflichtung der jungen, noch hungrigen Spieler mit viel Potential, darauf bin ich stolz,“ sagte er nach kurzer Bedenkzeit.

Hieraus ist unschwer herzuleiten, dass für die Zukunft ein Umbau erwarten werden kann und  mehr als bisher auf den Nachwuchs gebaut werden dürfte. Viel kann man auch der Antwort auf unserer Frage ableiten, auf welche Spieler er nur ungern verzichten wird.

Gaetano Manno: „Schauen Sie sich unser Team an, dass wir zuletzt so erfolgreich aufgeboten haben.“ Daraus lasse sich was machen. Jedenfalls möchte er diesmal schon früh Klarheit haben und keinesfalls wieder mit 20 neuen Spielern in die folgende Spielzeit gehen.

Sponsoren haben dem WSV zur Vorbereitung auf die Rückrunden ein Trainingslager in der Türkei ermöglicht. Der WSV bezieht vom 13. bis 19. Januar 2025 ein einwöchiges Trainingslager in Side. Die Mannschaft hat sich wegen der angespannten Finanzlage dazu entschlossen, ihre Flüge eigenständig zu übernehmen. Der WSV hat die Zimmer im „Side Star Resort“ gebucht. Die  Fans  können mitreisen, entsprechende Angebote unterbreitet der WSV auf seiner Homepage.

Klare Absagen waren indessen zur „Baller League“ zu hören, die 2024 von Lukas Podolski und Mats Hummels in Zusammenarbeit mit anderen Fußballpersönlichkeiten, Künstlern und Streamern gegründet wurde. Trainer Sebastian Tyrala hatte das spektakuläre Turnier zuletzt gewonnen.

Platzt bei Timo Bornemann gegen Dortmund wieder der Knoten? – © Jochen Classen

„Mir genügt es, dort einmal gewonnen zu habe,“ so seine Erklärung. Sportdirektor Manno gab allen möglichen Wünschen seiner Spieler sogleich eine Absage. „Wir sind im Abstiegskampf und können unseren Spieler derartige Ausflüge so wie in der Vergangenheit nicht mehr erlauben. Da hat Rot-Weiß Oberhausen auf Rang vier der Tabelle eine andere Situation.“

Keine Auskunft zu Mannos Zukunft

Und Gaetano Mannos eigene Zukunft? Unsere diesbezügliche offizielle Anfrage bei der Presskonferenz wurde von Pressesprecher Max Schleicher überraschend abgeblockt. „Dazu wollen wir uns jetzt nicht äußern…“ Gesprächiger war er dann schon, als es darum ging, auf das geplante Weihnachtssingen nach dem Spiel am Samstag hinzuweisen, auch das der Vorverkauf im Internet begonnen habe und die Kassen am Samstag wieder um 12 Uhr geöffnet seien.

Text: Siegfried Jähne

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