24. Dezember 2024

Das traurige Schicksal der „Judas-Schafe“

Jedes Jahr werden in der EU mehr als 66 Millionen Lämmer geschlachtet. Allein 800.000 in Deutschland. Die Tiere sind dann je nach Mastverfahren zwischen vier und 12 Monate alt. Wie in vielen Schlachthäusern der Instinkt der sogenannten „Judas-Schafe“ gnadenlos ausgenutzt wird, lesen Sie hier.  

Die Lämmer suchen instinktiv beim „Leit-Schaf“ Schutz und folgen ihm ahnungslos in den Tod – © Animal Equality

Seit 2008 hat die internationale Tierrechtsorganisation „Animal Equality“ weltweit in mehr als 1.000 Tierhaltungsbetrieben und Schlachthäusern recherchiert und dabei zahlreiche Fälle von Misshandlungen gegenüber Schafen und Lämmern in Spanien, Mexiko, Italien sowie dem Vereinigten Königreich dokumentiert.

Vanessa Raith, Directorin bei „Animal Equality“: „Wir dachten, wir hätten schon alle grausamen Praktiken, die von der Industrie gegenüber Schafen angewendet werden, gesehen. Doch es kam anders. Schafe sind Tiere, die sich in der Herde am sichersten fühlen, deshalb suchen sie die Nähe ihrer Artgenossen. In den aktuellen Aufnahmen aus einem Schlachtbetrieb in Spanien haben wir dokumentiert, wie dieser natürliche Instinkt durch die Menschen gnadenlos ausgenutzt wird. Ein im Schlachthaus gehaltenes „Leitschaf“ wird eigens dafür trainiert, die Lämmer zur Schlachtbank zu führen.“

Die Lämmer in der Box vor dem Schlachtraum. Sie ahnen noch nichts von ihrem traurigen Schicksal – © Animal Equality

Fakt ist: Wenn die verängstigten Lämmer nach dem stressigen Transport im Schlachthaus ankommen, versammeln sie sich bei dem weiblichen Schaf und folgen ihm dann in dem Gefühl, sicher und geborgen zu sein, bis zum Schlachtraum.

Im Gegensatz zu anderen Schafen, die direkt geschlachtet werden, ist es das  Schicksal des „Leitschafs“, dafür ausgenutzt zu werden, die im Schlachthaus ankommenden Lämmer in den Tod zu führen.

In Schafzucht-Fachkreisen werden diese Muttertiere „Judas-Schafe“ genannt. Das ist ein Zynismus nicht zu überbieten. Das klingt so, als würden sie ganz bewusst ihre Artgenossen in dem sicheren Tod führen. Und das für den fragwürdigen „Lohn“, dass sie so einige Monate oder wenige Jahre weiterleben dürfen. Am Ende wartet auch auf sie der Schlachter.

So jung und müssen schon sterben, weil die Nachfrage nach Lammfleisch so groß ist – © Animal Equality

Vanessa Raith: „Dieses Beispiel aus Spanien steht stellvertretend für die skrupellosen Methoden der Fleischindustrie weltweit: Tierische Instinkte und Bedürfnisse werden ausgenutzt, um den Arbeitsaufwand zu verringern und Profite zu maximieren. Auch in Deutschland verfolgt die Industrie primär wirtschaftliche Interessen – stets auf Kosten der Tiere.“

Ein schwacher Trost: In Deutschland werden keine „Leit-Schafe“ mehr eingesetzt, um ihre ahnungslosen Artgenossen in den Tod zu führen.

Link zur Webseite von „Animal Equality“:

http://www.animalequality.de

Um das „Leit-Schaf“ versammelt warten die Schafe ahnungslos auf ihren Schlächter – © Animal Equality

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