24. Dezember 2024

Jean Pütz: Mit Wünschen und Konzept ins neue Jahr

Dem bekannten Wissenschaftsjournalist, Buchautor und TV-Moderator (WDR-Show "Hobbythek") lassen die Probleme der Gegenwart und Zukunft keine Ruhe. Er sucht ständig nach Lösungsansätzen und ist überzeugt davon, diese auch gefunden zu haben. Sein Konzept zur Klimarettung hat er in dem Buch „Wohlstand und Wirtschaftswachstum ohne Reue“ gemeinsam mit dem Wirtschafts-Experten Andreas Dripke niedergeschrieben. Als Art Weihnachtsgeschenk erklärt er seine Ideen hier möglichst anschaulich.

Der beliebte Wissenschaftsjournalist, TV-Moderator und Buch-Autor Jean Pütz – © Foto: Susanne Bellenbaum

Liebe Mitmenschen, liebe Freunde, liebe Mitdenker (bitte wählen Sie das Geschlecht so wie Sie sich fühlen mit und ohne körperliche Merkmale). Ein mehr oder weniger unerfreuliches Jahr geht zu Ende, hurra! Wir haben es überlebt und lassen uns die Zuversicht nicht nehmen.

In dem Sinne wünsche ich Ihnen für das neue Jahr 2025 zunächst einmal Gesundheit, damit Sie nicht so viel Zeit beim Arzt oder in den Krankenhäusern verbringen müssen. Ich weiß nicht, ob es Ihnen genauso geht, aber in meinem heutigen Alter von 88 Jahren spielt die Zeit eine entscheidende Rolle, insbesondere vergeht sie im Fluge und wird plötzlich knapp.

Die Menschen meiner Generation haben in Europa in der Vergangenheit dazu beigetragen, dass es uns heute so gut geht, auf wessen Kosten auch immer. Im Altertum, Mittelalter und bis in die Neuzeit hinein, wären Leute meines Schlages wahrscheinlich als Sklaven oder In Leibeigenschaft gelandet und höchstens 50 Jahre alt geworden.

Das Kunststück des James Watt

Erst nachdem James Watt mit seiner Wärmekraftmaschine das Kunststück gelungen ist, aus unordentlicher Wärmeenergie, ordentliche Bewegung zu zaubern und sich die Sklaverei dadurch nicht mehr lohnte. Die Maschinenarbeit wurde dadurch viel billiger als einen Sklaven zu ernähren. Religion hin, Moral her, erst dann wurde auch von Philosophen diese Verbrechen an der Menschlichkeit gebrandmarkt.

Aber trotzdem hinderte das die Europäer und später auch die Nordamerikaner weiterhin nicht daran, die heute sogenannten Dritte-Welt-Länder mit einem ausbeuterischen Kolonialismus zu überziehen.

Quicklebendig und sehr klug: Jean Pütz (88) – © Susanne Bellenbaum

Ich bin als Optimist kein Wahrsager für nur negative Entwicklungen, aber mittlerweile schlagen diese Länder zurück. Unter der Oberleitung von China und Russland haben sich die sog. BRICS-Länder gebildet. Nicht nur Brasilien, Indonesien und Indien haben sich zusammengeschlossen, sondern mittlerweile schon über 20 Entwicklungsländer, die sich immer skeptischer gegenüber uns, den Europäern gebärden.

Wohlstand, Wissenschaft und Technologie in diesem Teil der Welt wird eher skeptisch betrachtet, wenn viele andere Länder Hunger leiden. Nicht zu sprechen von den vielen Flüchtlingswellen. Jetzt zeichnet sich eine Möglichkeit ab, dass auch diese armen und Schwellenländer in Augenhöhe mit uns eine Chance bekommen durch regeneratives Wirtschaftswachstum von den Almosen der bisherigen Entwicklungshilfe unabhängig zu werden.

Ein Vorteil, der bislang als Nachteil galt

Sie haben einen großen Vorteil, was bisher eher als Nachteil galt. Die Klimarettung funktioniert nur dann, wenn es uns gelingt, die Energie der Sonne für die Menschheit stärker technisch nutzbar zu machen. Die Photovoltaik, d.h. die Energie der Sonne direkt in elektrischen Strom umzuwandeln, ist in etwa 6000 KM um den Äquator herum (hier liegen fast alle Dritte-Welt-Länder) viel effizienter umzusetzen als zum Beispiel in unseren Breiten in denen die meisten reichen Industrieländer zu Hause sind. Deswegen kann nur eine globale Strategie zur Klimarettung führen.

Das hat sich aber noch nicht in Europa herumgesprochen. Seitdem das Wissen um die Klimakatastrophe auch die Politik erreicht hat, wurden in Klimakonferenzen erstaunliche Ziele gesetzt. Die Erkenntnis, dass die extreme fossile Energienutzung der Industrieländer in der Atmosphäre das Klimagas Co2 so angehäuft hat, dass die Durchschnittstemperatur der Erde immer weiter steigt.

Ein glückliches, harmonisches Paar: Jean Pütz und Ehefrau Pina Coluccia – © Susanne Bellenbaum

Das hat zum Beispiel 2015 bei der entscheidenden Weltklimakonferenz in Paris dazu geführt, dass in Zukunft das Freisetzen von Kohlendioxid generell gestoppt werden muss. Koste es was wolle. Nebenwirkungen und Risiken auf die Entwicklung der Volkswirtschaft wurden völlig unterdrückt. Da stimmt etwas nicht mit der Logik. Wenn man ein Problem lösen möchte, dann muss die Ursache beseitigt werden und nicht die Folge. Die Ursache ist der extreme Verbrauch von fossiler Energie, nicht unbedingt Co2.

Wieso hat man da nicht entschieden, dass wenigstens für das ominöse Jahr 2050 die Verwendung von fossiler Energie verboten werden müsste. Mag sein, dass man es für unmöglich hielt, den zunehmenden Energiebedarf unseres Globus auf regenerative Energie umzustellen. Aber dies ist die Voraussetzung für ein Gelingen der Klimarettung.

Und nicht die sog. Dekarbonisierung! Keinem ist der Widerspruch aufgefallen, dass noch nie so viel fossile Energie aus der Erde gefördert wurde, wie derzeit. Man erkläre mir bitte die Logik, die dahinter steckt, wenn bei uns die Ideologie entstanden ist, dass die Freisetzung jedes Co2-Moleküls verhindert werden soll. Bei Anwendung jedes Kilogramms fossiler Energie entstehen Unmengen an Co2. Sowas sollten und können wir Deutschen bei akzeptablen Energiepreisen nicht abfangen.

Wir Deutschen sind päpstlicher als der Papst

Aber, wir Deutschen sind päpstlicher als der Papst, gewöhnt Grenzwerte einzuhalten und die Regierung hat das sinnlos zur Ideologie erkoren. Die Dekarbobiniserung ist letztlich dafür verantwortlich, dass unsere Industrie abwandert. Denn alles rund um Energie wird zu teuer. Es ist nicht die Konjunktur, die derzeit die großen Probleme macht, sondern es reicht viel tiefer. Wenn man es objektiv betrachtet führt es auf keinen Fall zur Klimarettung, eben weil Ursache und Wirkung verwechselt werden

Es wäre schön wenn die neue Regierung nach den Wahlen ihr Konzept fundamental neu durchdenkt. In meinem letzten von 71 Büchern, welches ich als das wichtigste ansehe, habe ich genau beschrieben, wie eine globale Klimarettung funktionieren kann. Dabei ist nur maximal ein zehntel an Forschungsgelder nötig, als bisher ausgegeben wurde.

„Wohlstand und Wirtschaftswachstum ohne Reue – Klimarettung JA! – Deindustrialisierung NEIN!“ – Jean Pütz mit Andreas Dripke – Verlag DC Publishing – 136 Seiten – ISBN-10: 3986740937 – ISBN-13: 978-398674931

Auch die Verteilung von Wasserstoff, mit enormen Investitionen in die Infrastruktur können wir uns ersparen, wenn ein globaler Ansatz unter Einbeziehung der Dritte-Welt-Länder gewählt wird. So nebenbei bemerkt: Elektrischer Strom aus Photovoltaik auf der Fläche von fruchtbaren Äckern bei uns zu produzieren, ist moralisch verwerfbar, solange auf der Welt Hunger herrscht. Mein oder auch das Konzept einer Gruppe von Denkern jenseits des Mainstreams beruht darauf, dass auf Wüstenböden, welche kaum etwas kosten, hunderte von Quadratkilometer große Photovoltaikpanelflächen errichten werden.

Das notwendige Wasser, was für die Produktion für Wasserstoff benötigt wird, kann aus der geringen Luftfeuchtigkeit der Wüstenluft gewonnen werden. Hierfür reichen schon 10 Prozent Luftfeuchtigkeit aus. Der so produzierte Strom kostet weniger als 1 Cent/kWh. Anschließend wird es in großen Katalysatoren mithilfe von Co2 (welches eben gleichzeitig aus der Atmosphäre extrahiert wird) in flüssige Energie, also in Methanol umgewandelt. Und zwar wird hier doppelt so viel Co2 entzogen, wie für die Methanolproduktion notwendig ist.

Unterstützung vom Wirtschaftsfachmann

Der Atmosphäre wird also nicht nur bei der Produktion von Methanol Co2 entzogen, sondern bei der späteren Anwendung von diesem grünen Methanol wird sogar die Atmosphäre durch den Treibhauseffekt nach und nach entlastet. Das zusätzlich gewonnene Co2 wird zum Wertstoff für vielerlei technische Produkte. Zum Beispiel durch energiearmer Produktion von Kohlefasern.

Für Verteilung, Transport und Speicherung kann alles aus der fossilen Ära übernommen werden und kostet keine Investition. Wenn beispielsweise dieser Weltenergieträger Methanol in Großen Tankern über die Ozeane transportiert wird, dann entstehen auch beim Havarieren eines Tankers keine furchtbaren Naturkatastrophen, wie etwa beim Transport von Erdöl.

Übrigens: Diese menschenfreundlichen Hintergründe haben mich letztlich veranlasst mit meinem Partner Andreas Dripke, einem Wirtschaftsfachmann, dieses Buch mit dem Titel „Wohlstand und Wirtschaftswachstum ohne Reue“ zu schreiben. Weil es sich vorwiegend an die Dritte-Welt-Länder richtet, haben wir bewusst auf extreme High-Tech-Anforderungen verzichtet.

Cover und Rückseite des Buches, mit dem Jean Pütz viele Denkanstöße gibt – © Jean Pütz

Diese Länder fordern schon wegen der Verbrechen der Kolonialzeit hunderte von Milliarden an Dollar Entschädigungskosten. Wenn überhaupt wäre es sträflich, diesen Ländern es in Form von Geld zukommen zu lassen. Deshalb plädiere ich dafür, ihnen die notwendigen Photovoltaikflächen kostenlos zu liefern.

Bei dem preiswerten Strom wird der Weltkapitalmarkt bereit sein, beliebige Kredite zu gewähren, damit sie ausreichend flüssige Energie zum eigenen Wachstum (z.B. Elektrifizierung) und für die ganze Welt in großen Fabrikanlagen Methanol produzieren können und um vor allem die von Natur aus existierenden Defizite der Industrieländer in Sachen regenerativer Energie zu begleichen.

Und dann haben wir noch ein großes Problem mit dem tonnenschweren Elektroauto á la Typ Tesla und Abkömmlinge, welches rein durch Batterie angetrieben wird. Im Buch beschreibe ich auch ein serielles Hybrid-Elektroauto, von dem bisher 10 extrem sparsame und preiswerte Prototypen existieren und für jedermann erschwinglich sind.

Mein größter Wunsch fürs neue Jahr…

Es ist nicht teurer  als ein herkömmliches Benzin- oder Diesel betriebenes Auto, da es in der Endfassung mit Methanol betrieben wird. Der gesamte Energieverbrauch reduziert sich um die Hälfte. Dabei kommt zu Gute, dass der kleine Lademotor den höchsten Wirkungsgrad aller Verbrennungsmotoren bringt.

Mein Größter Wunsch für das neue Jahr: Dass all diese Ideen letztlich zu mehr Frieden auf der Welt führen. Denn wenn die Eltern nicht wissen, wie sie ihre Kinder ernähren können und Hunger herrscht, sind Terroristen leicht zu rekrutieren. Das gilt besonders für Afrika, wo sich bereits viele Länder durch China verschuldet haben und China dadurch enormen politischen Einfluss besitzt. Auch weil die Europäer die Zeichen der Zeit nicht erkannt haben. Friede den Ländern, die guten Willens sind!

Sie können sich vorstellen, dass die Realisierung dieser Ideen mein größter Neujahrswunsch mindestens über das nächste Jahrzehnt hinaus ist.

Herzlichst

Ihr JEAN PÜTZ

 

Link zur Webseite von Jean Pütz:

www.jean-puetz.net

 

PS: Das Buch ist auch in englischer Sprache erschienen und die beschriebenen Methoden haben von den Vereinten Nationen auf einem Kongress in Shanghai den „The Most Promising Solution Award“ in der „Energy Efficency Category“ erhalten.

 

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