27. Dezember 2024

BHC: Heimniederlage im letzten Spiel des Jahres

Der Bergische HC geht als Tabellenführer der 2. Handball-Bundesliga in die Winter- beziehungsweise WM-Pause. Doch der Vorsprung ist nach einem insgesamt mäßigen Auftritt im letzten Spiel des Jahres auf einen Punkt geschrumpft. Durch das 30:31 (17:20) gegen den Dessau-Roßlauer HV liegt mit GWD Minden, dem TV Hüttenberg und HBW Balingen-Weilstetten ein Trio im Gleichschritt hinter dem BHC.

Eloy Morante (Nr. 33) war mit zehn Treffern bester Werfer des BHC- © Jochen Classen

Die erste Niederlage im zehnten Heimspiel der Saison deutete sich bereits in der ersten Halbzeit an. In der Deckung fehlte sowohl der Zugriff durch die Abwehrreihe als auch die Torhüter. Christopher Rudeck ist verletzt, Lukas Diedrich kam vor der Pause nur an einen Ball, der später eingewechselte Roman Babic ebenso.

Der Dessau-Roßlauer HV überzeugte mit Vincent Bülow als Spielmacher und Alexander Mitrovic als Haupttorschütze. Die Bergischen blieben über einen eigenen, über weite Strecken ordentlichen Angriff in Schlagdistanz. Zunächst funktionierten die Kreisanspiele sehr gut, dann lief es über Eloy Morante Maldonado.

Der 17:20-Rückstand zur Halbzeit war dennoch folgerichtig – gleichzeitig aber noch keine Vorentscheidung. Die Bergischen hielten den Gegner in der zweiten Halbzeit zwar bei elf Treffern, hatten aber immer wieder Phasen, in denen ihnen das Spiel aus der Hand glitt. Gerade hatten Seesing und Morante die Hausherren auf ein Tor herangebracht, da zog Dessau-Roßlau mit zwei Kontern nach Ballgewinnen wieder davon.

Tomas Babak (am Boden) bekam die ganze Härte der Gäste zu spüren. Eloy Morante (r.) beobachtet die Szene – © Jochen Classen

Djibril M’Bengue, der beim bitteren 32:34 in Hagen neun Mal getroffen hatte, belebte das BHC-Spiel vorne wie hinten. Er war mit Rückenproblemen allerdings nicht voll belastbar. So lastete viel Verantwortung zunächst auf Elias Scholtes und dann Johannes Wasielewski. Letzterer traf vier Mal und half dem Team auch bei einer neuerlichen Aufholjagd.

Er verkürzte auf 27:30, dann traf Zugang Arnor Vidarsson zum 28:30 – und in Überzahl schaffte Eloy Morante sogar den Anschluss. Dessau kassierte eine weitere Zeitstrafe drei Minuten vor dem Ende, so dass der BHC nun die Riesenchance zum Ausgleich hatte. Doch die Löwen spielten diesen Angriff wenig überzeugend zu Ende, und Mitrovic versenkte aus der Distanz zum 31:29 für Dessau.

Weil Morante schnell antwortete und der BHC im letzten Dessauer Angriff stabil blieb, gab es eine letzte Chance zum
Remis. Wasielewski übernahm die Verantwortung – und scheiterte an Philip Ambrosius, der mit seiner elften Parade den Sieg der Gäste festhielt.

Neuzugang Arnor Vidarsson (M.) steuerte zwei Treffer bei – © Jochen Classen

Stimmen zum Spiel

Uwe Jungandreas: „Wir hatten am Montag in Dessau ein Spiel, was zum Vergessen war. Danach gab es dann schon ein paar klare Worte und heute haben wir dann genau das Gegenteil im Spiel gezeigt. Wir haben uns von nichts aus der Ruhe bringen lassen. In der Anfangsphase haben wir im Angriff sehr gute Lösungen gefunden und sind schwer in die Abwehr gekommen. Das wurde dann von Zeit zu Zeit besser. Wir haben es geschafft, den BHC in ihrem Angriffsspiel vor Probleme zu stellen. Andererseits hatten auch wir Probleme im Angriff – haben es aber dann klug und mit einem Quäntchen Glück gelöst bekommen. Wenn ich die Gesamtheit gerade der letzten 10 Minuten sehe, ist es – glaube ich – ein verdienter Sieg für uns. Wir mussten uns am Ende gegen die Halle wehren, dazu die ganzen Zeitstrafen und wir hatten keinen etatmäßigen Kreisläufer mehr. Deswegen bin ich mit der Art und Weise, wie wir hier gespielt haben, hoch zufrieden. Und dass es zum Sieg gereicht hat, umso besser.“

Dynamisch: Aron Seesing (Nr. 49), der vier Tore erzielte – © Jochen Classen

Markus Pütz: „In der Summe ist es ein verdienter Sieg für Dessau. Wir haben eine katastrophale erste Halbzeit gespielt. 20 Gegentore – Das ist viel zu viel. Wir haben keine Torhüter-Unterstützung, was wehtut, weil die Würfe schon von sehr weit weg kommen. Deswegen ist es zur Halbzeit eine schwere Hypothek. In der zweiten Halbzeit kriegen wir es mit elf Gegentoren besser gelöst. Aber auch da: Wir haben mehrere schlechte Phasen, in denen wir uns selbst um den Lohn bringen. Symptomatisch am Ende, dass wir die eigene Überzahl wegwerfen. Das tut weh. Und so ist es jetzt die erste Heimniederlage. Die Entwicklung der letzten Spiele war nicht gut – Deswegen sind wir froh, dass jetzt die Pause da ist. Jetzt geht es darum, die Leichtigkeit, die wir zu Beginn der Saison gezeigt haben, durch viel Trainingsarbeit zurückzuholen. Positiv ist: Wir sind Tabellenführer zur Halbserie. Aber die letzten zwei Spiele tun schon weh.“

Johannes Wasielewski (M.) trug sich mit vier Treffern in die Torschützenliste ein – © Jochen Classen

Fabian Gutbrod: „Wir wollten nach dem Auswärtsspiel in Hagen natürlich unbedingt zu Hause gewinnen. Das haben wir nicht, und deshalb sind wir alle enttäuscht. Über die vollen 60 Minuten haben wir von den Torhütern nicht das, was wir brauchen und wollen. Dann wird es mit dem Gesamtpaket Abwehr/Torhüter einfach schwer, ein Spiel in der 2. Liga zu gewinnen. Wir wollten gewisse Schüsse provozieren – wenn die dann alle erfolgreich abgeschlossen werden, ist man früh gezwungen, etwas am Plan zu ändern. Als Dessau sehr hochprozentig abgeschlossen hat, haben wir angefangen, die Angreifer bei zwölf Metern anzunehmen, wodurch wir wahnsinnig viel Kompaktheit verlieren. Das kommt Spielertypen wie Vincent Bülow in Kombination mit dem Kreisläufer entgegen. Dann stehen wir in der ersten Halbzeit in so einem toten Raum, weil wir auf der einen Seite eine Verteidigungsidee haben, aber auf der anderen Seite eine Erfahrung aus dem Spiel. Dann ist das nicht Fisch und nicht Fleisch, und wir stehen viel zu offen da. Im Angriff werfen wir 30 Tore, haben noch Potenzial, schaffen das aber ohne Tempospiel, weil wir einfach keine Ballgewinne haben. Wenn wir unter die letzten zwei Spiele einen Strich ziehen, ist es ein Abwehr-Torhüter-Problem.“

Lange Gesichter auf BHC-Seite bei der Pressekonferenz nach dem Spiel: (v.l.) Dessaus Trainer Uwe Jungandreas, BHC-Pressesprecher Thorsten Hesse und BHC-Trainer Markus Pütz – © Jochen Classen

Bergischer HC – Dessau-Rosslauer HV 06 30:31 (17:20)

Bergischer HC: Diedrich, Babic – Massoud (3), Giesselmann, Babarskas, Vidarsson (2), Morante (10/4), Babak (2), Gislason, Seesing (4), Thiele, M´Bengue (3), Scholtes, Wasielewski (4), Fraatz, Fuchs (2). Trainer: Arnor Gunnarsson und Markus Pütz

Dessau-Rosslauer HV 06: Ambrosius, Mohs – Gonschor (1), F. Haake, C. Haake (1), Bülow (7/2), Mitrovic (9), Powarzynski (1), Nowak, Baumgart, Misovych, Emanuel, Danneberg (5), Pust (5), Leu (2). Trainer: Uwe Jungandreas

Schiedsrichter: Christopher Hillebrand und Stefan Umbescheidt
Siebenmeter: 4/4 – 2/2
Zeitstrafen: 2 – 5 (Wasielewski, Morante – Powarzynski (2), Baumgart, Emanuel, Pust)
Rote Karte: Tillman Leu

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