20. Januar 2025Peter Pionke
Wolfgang Bosbach & Ulli Potofski spielten sich die Bälle zu
Der Sportreporter und der Ex-Fußballer der Bundestagsmannschaft zogen kräftig vom Leder und spielten sich die Bälle mustergültig zu. SPD-Sympathisant Ulli Potofski und CDU-Politiker Wolfgang Bosbach bewiesen beeindruckend und humorvoll, wie eine Große Koalition funktionieren kann: Einfach dem anderen auch einmal einen Erfolg gönnen und ihn den Ball versenken lassen.
Als eingespieltes Team unterhielten sie das Publikum mit ihren Anekdoten auf Champions-League-Niveau, ließen durchblicken, wie sehr sie sich gegenseitig schätzen, nahmen sich aber auch auf die Schippe. So als Wolfgang Bosbach Deutschlands wohl bekanntesten Sportreporter und –Moderator die frühe Karriere als Schlagersänger Ulli Mario süffisant unter die Nase rieb. „Immerhin war ich einmal Nr. 1. der ZDF-Hitparade“, konterte Ulli Potofski. „Ich kann an keinem Girl vorübergeh’n“, sein Hit von damals, hat die Welt aber jedenfalls nicht verändert.
Ulli Potofski bewies einmal mehr, dass er auch über sich selbst lachen kann, als er den begeisterten Zuhörern einen fragwürdigen Rekord eingestand: „Die TV-Show ‚Let’s Dance‘ gibt es in über 20 Ländern. Nirgendwo hat ein Teilnehmer jemals weniger Punkte geholt als ich – nämlich ganze drei.“
Der TV-Mann brachte jetzt Ex-Kanzlerin Angela Merkel ins Spiel und trat damit Wolfgang Bosbach symbolisch vors Schienbein: „Na, hast Du eigentlich die Biografie ‚Freiheit‘ der Ex-Kanzlerin gelesen?“ Wolfgang Bosbachs prompte Antwort: „Nee, 700 Seiten, bin ich verrückt?!“. Ulli Potofski ließ nicht locker: „Bist Du nicht sauer, dass Du in ihrer Biografie nicht ein einziges Mal erwähnt wirst?“ Bosbachs cooler Konter: „Bin ich nicht, sie taucht doch in meiner Biografie auch nicht auf.“ Gelächter im Publikum.
Anekdote, reihte sich an Anekdote – und eine war lustiger und interessanter als die andere. Ulli Potofski schilderte eine Panne aus den Kindertagen des Privatsenders RTL: „Ich war damals RTL-Sportchef. Wochenlang hatten wir vorher angetrailert, dass wir ein Tennismatch zwischen Boris Becker und John McEnroe als Live-Event aus New York übertragen würden. Am besagten Tag saß ich im Studio und moderierte für uns sensationelle Ereignis an: ‚Und nun schalten wir zu unserem Live-Reporter nach New York‘. Da meldete sich mein Kollege kleinlaut: ‚Tut mir sehr leid, aber das Spiel ist schon vorbei‘. Heute kann ich herzhaft darüber lachen, doch damals war das ein kleines Drama.“
Wolfgang Bosbach verriet auf Ulli Potofskis Frage, wer ihn als Persönlichkeit der Polit-Szene im Laufe seiner 23 Jahre langen Karriere als CDU Bundestagsabgeordneter in verschiedenen Funktionen am meisten beeindruckt habe: „Ganz klar Helmut Kohl, er war unheimlich souverän, ihn brachte nichts aus der Ruhe. Und er konnte auf eine unglaubliche Lebensleistung verweisen: Die Deutschen Wiedervereinigung und die Gründung der EU.“
Wolfgang Bosbach und Ulli Potofski sorgten als kongeniales Duo für spannende, kurzweilige 90 Minuten plus Nachspielzeit. Ihr Buch ist mittlerweile vergriffen, eine Neuauflage zum Glück in Arbeit. Rund 250 Veranstaltungs-Termine nimmt Polit-Rentner Wolfgang Bosbach noch jährlich wahr. „Solange ich Spaß daran habe, mache ich das auch weiter“, verspricht der sympathische und pragmatische Ex-Politiker. Hoffentlich hat er noch lange Spaß daran!
Text Peter Pionke
Weiter mit:
Kommentare
Neuen Kommentar verfassen