4. Februar 2025

Hilferuf: Modellbauer suchen Raum für historische Exponate 

„Wenn wir nichts finden, löst sich ein einzigartiges Stück Wuppertaler Stadtgeschichte in Luft  auf.“ So lautet der Hilferufe der „Wuppertal-Achse“, einem gemeinnützigen Modellbau-Verein, der sich nach einer Kündigung seiner Vohwinkeler Räumlichkeiten auf der Suche nach einer neuen Bleibe befindet.

Dr. Hans-Peter Holbeck, Arzt, Dozent und Modelbauer vor dem Modell des Elberfelder Rathauses und heutigen Verwaltungsgebäudes am Neumarkt – © Siegfried Jähne

Die „Wuppertal-Achse“ ist ein Projekt, welches die Talachse der Stadt im Maßstab HO1:87 als Modell nachgebildet hat. Sie zeigt eine einzigartige historische Aufarbeitung der Stadtgeschichte seit ihrer Gründungszeit 1929, inklusive ihrer  reizvollen Umgebung.

Deutschlandweit gibt es nur in Hamburg und Stuttgart vergleichbare Anlagen, weshalb das Wuppertaler Projekt zum Anziehungspunkt für Modellbau-Freunde aus aller Welt geworden ist.

Zu ihren in tausenden von Stunden gebauten Unikaten gehören Raritäten wie die Barmer Bergbahn, längst verschrottet, aber in den Köpfen traditionsbewusster Bürger in dieser Stadt immer noch lebendig. Ja es gibt hier sogar den Förderverein „Barmer Bergbahn e.V., der sich seit 2009 mit einer Vision und einer Machbarkeits-Studie bisher vergeblich für die Wiedereröffnung als neues Wahrzeichen der Stadt einsetzt.

Ein imposanter Blick auf Oberbarmen mit der Endstation der Schwebebahn – © Siegfried Jähne

Warum? Ein Blick auf die Modellanlage macht deutlich, welch ein technisches Schmuckstück die mehrspurige Zahnradbahn vom ehemaligen Barmer Heizkraftwerk bis rauf zum Toelleturm in der Zeit von 1894 bis 1959 war.

„Sünden-Fall“ Thalia-Varietétheater

Und da ist das ehemalige, sehr beliebte Thalia-Varietétheater, das 1906 gebaute Unterhaltungshaus im Elberfelder Zentrum. Abgerissen wurde dieses architektonische Kleinod im Jahre 1967, um Platz für den 1973 eröffneten Neubau der Sparkasse zu schaffen. Nicht nur in den Augen von Stadthistorikern ein „Sündenfall“. Das markante Sparkassengebäude am Islandufer gehört indes seit 2015 auch schon wieder zu Wuppertals Baudenkmälern.

Das Modell des Schwebebahnhofs Zoo des Viadukts – © Siegfried Jähne

Zu sehen ist auf einer Fläche von rund 400 qm unter anderem auch das frühere Planetarium in den Barmer Anlagen, das in den 1950ger Jahren abgerissen wurde. Besonders imposant auch der Blick von der Schwebebahn-Haltestelle Adlerbrücke auf das Opernhaus und das Areal der ehemalige Unternehmerfamilie Engels an der Friedrich Engels Allee.

Imposanter Blick auf das Engels-Areal

Die Historische Stadthalle, das Elberfeld Rathaus und die Schwebebahn fehlen da selbstverständlich auch nicht. Die Objekte reihen sich ein in die Stadtteile mit den vielen Schleifkotten und Schieferhäusern, mit grünen Fensterläden, alten  Straßenbahnen und Lieferwagen. Auch Schloss Burg thront auf dem Berg, Züge fahren über die Müngstener Brücke, die sich über der Wupper erhebt.

Das Modell des Opernhauses und der Umgebung in Barmen – © Siegfried Jähne

Das Projekt begann im Februar 2002. Nach einigen Umzügen befindet sich die Ausstellung in der Goethestraße 42 bis 44 in Vohwinkel. Öffnungszeiten sind bisher noch Mittwoch 14:00–17:00 und Samstag11:00–14:00 Uhr. Der Eintritt ist frei. Doch die bange Frage: Wie lange gibt es die einmalige Modell-Ausstellung noch?

Zu den Gründungsmitgliedern von „Wuppertal-Achse“ gehört der Solinger Arzt Dr. Hans-Peter Holbeck (77), der auch heute noch am Modellbau beteiligt ist, wenn er nicht gerade in Gräfrath praktiziert oder an der Düsseldorfer Uni seinem Lehrauftrag nachgeht.

Unter dem Vorsitz von Stephan Volter und seinem Vertreter Joachim Sauerwein besteht das passionierte Modellbauer-Team aus zwölf Mitgliedern aller Altersschichten, das neben mühevoller Handarbeit inzwischen auch die 3-D-Drucker-Technik anwendet.

Hartmut Dammkauven vom Verein „Wuppertal-Achse“ e.V. – © Siegfried Jähne

Brachliegende Potentiale

Die „Wuppertal-Achse“ muss mit seiner beeindruckenden Modellbau-Landschaften aus seinen Räumen an der Goethestraße ausziehen. Der neue Eigentümer des Hauses hat dem eigennützigen Verein zum 30. September 2025 gekündigt.

Seitdem ist man auf der verzweifelten Suche nach einer neuen Location. Stephan Volter: „Uns würden schon 200 qm reichen.“  Dabei ist man für vieles offen und denkt auch an Vernetzungen mit ähnlichen Einrichtungen, wie dem Modell-Eisenbahn-Club MEC Wuppertal e.V., dem Wuppertaler Miniatur Wunderland (WUMILA) oder dem  Straßenbahnmuseum in der Kohlfurth.

Dr. Hans-Peter Holbeck (l.) mit Stephan Volter, dem Vorsitzenden des Vereins „Wuppertal-Achse – © Siegfried Jähne

Stephan Volter: „Es gibt so viel brachliegendes Potential. Hier ließe sich auch mit Blick auf die Anziehungskraft für Besucher unserer Stadt noch manches bewegen.“

Wer kann und will den leidenschaftlichen Modellbauern helfen, ihren einmaligen Schatz und die Erinnerungen an die Wuppertaler Vergangenheit für die Nachwelt zu erhalten?

Text: Siegfried Jähne

Das Team von „Wuppertal-Achse“ e.V setzt sich aus jungen und älteren Modellbauern zusammen – © Siegfried Jähne

Kontakt „Wuppertal-Achse“ e.V.:

Goethestr. 42 – 42327 Wuppertal

Telefon: 0172-8355316

Link zur Webseite von „Wuppertal-Achse“ e.V.:

http://www.wuppertal-achse.de

 

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