5. Februar 2025

Wuppertaler SV: Was wird aus Runges Vermächtnis?

Steht der Wuppertaler SV vor einer Zeitenwende? Dieser Eindruck drängt sich spätestens bei genauerer Betrachtung auf, wenn man die der Abläufe und Rückmeldungen bewertet, sofern sie überhaupt kommuniziert wurden. Bis dato konnten jedenfalls mangels Budget bisher keine neuen Verträge für die nächste Saison 2025/26 abgeschlossen werden.

Arbeiten erfolgreich und vertrauensvoll zum Wohle des WSV zusammen. Aber auch ihnen fehlt noch jegliche Planungssicherheit: WSV-Sportdirektor Gaetano Mann (l.) und Cheftrainer Sebastian Tyrala – © Archivfoto Jochen Classen

Ein neuer Geldgeber ist beim WSV nicht in Sicht. Still ruht der See, so scheint es. Die Welt hat sich für den Verein spätestens seit dem Ableben von Friedhelm Runge am 29. November letzten Jahres gravierend verändert. Gab es in den Jahren zuvor von Friedhelm Runges Unternehmen EMKA noch Zuwendungen in siebenstelliger Größenordnung, so flossen für die laufende laufende Spielzeit „nur“ noch 600.000 € in den Verein. Den Verantwortlichen des WSV ist es bislang noch nicht gelungen, weitere zukunftsorientierte Vereinbarung über das  Saisonende hinaus für die Spielzeit 2025/26 zu erreichen.

WSV-Finanzvorstand Dr. Jochen Leonhardt erklärte uns jetzt auf Anfrage: „Wir haben noch keine Bestätigung für die Zusagen aus Dezember 2024“. Die Grundtendenz sei allerdings positiv. Eine klarere Ansage ist auch deshalb von großer Bedeutung, weil tragende Säulen des Vereins bisher nur mit Hilfe von EMKA finanziert werden konnten.

Von der Firma EMKA war bis zur Stunde noch keine Stellungnahme zu erreichen. Man läuft beim WSV also Gefahr, in einer Zeit, in der in der Fußball-Branche allerorts Verträge verlängert oder geschlossen werden, zweiter Sieger zu sein.

WSV-Pressesprecher Max Schleicher – © Siegfried Jähne

WSV-Ligakonkurrent Rot-Weiß Oberhausen, um nur einen Namen zu nennen, wollte in dieser Saison frühzeitig für die nächste Spielzeit planen, um sin in sicheren Gefilden zu befinden. Diese Ziel hatte auch WSV-Sportdirektor Gaetano Manno frühzeitig ausgegeben, tritt aber nun scheinbar auf der Stelle. Ganz anders dagegen in Oberhausen,  wo schon am 21.Januar 2025 Jubel auf der Mitgliederversammlung aufbrandete, als von der sportlichen Leitung die Vertragsverlängerung von Leistungsträger Moritz Stoppelkamp (38) bekanntgegeben wurde.

Liga-Konkurrent Oberhausen macht es vor

Auch die Tinte der nächsten Unterschrift ist hier schon trocken: Mittelfeldspieler Elias Demirarslan bleibt auch in der Saison 2025/26 ein Kleeblatt und  „Last, but not least“, auch Simon Ludwig wird dort in der Saison 2025/26 in den rot-weißen Vereinsfarben auflaufen. Vertragsverlängerungen gab es bei RWO auch für den dortigen Trainerstab.

WSV-Pressesprecher Max Schleicher hatte zuletzt immer drauf verweisen müssen, dass zu Vertragsfragen noch keine Auskünfte gegeben werden sollen. Sorgen macht man sich im WSV-Umfeld indessen aktuell auch noch um „erhebliche Verbindlichkeiten“ aus der Vergangenheit.

Folgt man den Auslassungen von Norbert Müller, dem früheren Sprechers des Finanzausschusses, stünden in der Bilanz nicht unerhebliche Zahlungen des Großsponsors EMKA (sprich Runge), von denen man augenscheinlich mangels ausdrücklicher, schriftlicher Vereinbarung nicht wisse, ob sie nun als Kredit oder als Spende zu verstehen seien.

Der im November 2024 verstorbene Mäzen Friedhelm Runge (2.v.r.) als interessierter Zuhörer beim WSV-Netzwerkabend im Februar 2024. Rechts neben ihm Schwiegersohn Jan Recke. Ganz links Verwaltungsrat Dr. Jürgen Hoss und Vorstand Dr. Jochen Leonhardt – © Max Schleicher

Eine Frage, die für den WSV von großer Bedeutung ist oder aber werden könnte, da das Geld längst ausgegeben wurde, um Liga „3“ zu erreichen, was am Ende nicht geschafft wurde. Im Dezember 2022 war Mäzen Friedhelm Runge noch der Meinung, dass die Ausgliederung der ersten Mannschaft in eine Kapitalgesellschaft der richtige Weg gewesen wäre und stellte den dafür notwendigen Betrag beim WSV ein, rückte aber später von diesem Vorhaben wieder ab.

Alarmierende Zahlen

Norbert Müller spricht in seinem im November 2024 erschienen Buch „Kein Rentner Blues in Wuppertal“ (In Kommission von Buchhandlung Laurenz und Luise, Laurentiusplatz Elberfeld) von alarmierendem Zahlen. Müller war in der Folge der Ereignisse relativ spektakulär von seinen Ämter zurückgetreten. Mehr Klarheit und „Licht ins Dunkel“ könnte eine Mitgliederversammlung bringen, die eigentlich jährlich fällig ist. Die letzte fand aber am 13. Mai 2022 in der Uni-Halle statt – als vor fast drei Jahren. Schon damals titelten wir: „Wohin führt der Weg des WSV?“

WSV hat „Kult-Status“ erreicht

Es geht um die Zukunft des Traditionsvereins Wuppertaler SV. Der WSV hat längst weit über Wuppertals Grenzen hinaus „Kultstatus“ erreicht. Alle Beteiligten sollten auch im Sinne der vielen Fans bemüht sein, diesen zu erhalten und nicht zu beschädigen. Es geht auch um die Zukunft der verdienten Mitarbeiter auf der Geschäftsstelle, auf der Vorstandsebene und im sportlichen Bereich um die von Cheftrainer Sebastian Tyrala und von Sportdirektor Gaetano Manno, die jeden Tag mit nur kleinem Budget dafür kämpfen, den WSV wieder nach oben, möglichst in die 3. Profiliga zu führen. Sie alle brauchen Planungssicherheit und haben es verdient, ihren Weg gemeinsam mit ihrem WSV fortsetzen zu dürfen.

Und es geht schließlich auch um das Vermächtnis von Friedhelm Runge, für den der WSV. zeitlebens eine Herzensangelegenheit war. Es war immer auch sein WSV. Auf die Frage, warum er sich trotz seines hohen Alters und oft unsachlichen Anfeindungen immer noch für den WSV engagiere, antwortete er uns noch im August 2023 : „Wuppertal ist meine Heimatstadt. Hier bin ich geboren und werde hier auch sterben. Wir sind alle verantwortlich dafür, was aus unserer Stadt wird. Wir tragen alle Verantwortung für die Zukunft unserer Nachkommen“, sagt er uns. Das klang wie das Vermächtnis dieses großen Sohnes unserer Stadt.

Text: Siegfried Jähne

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