10. Februar 2025Peter Pionke
„Löwen“ schnappen sich den Sieg bei TuSEM Essen
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Es war das Spiel der Überraschungen. Die erste erlebten die rund 200 mitgereisten BHC-Fans bereits vor dem Anpfiff. Christopher Rudeck, dessen Daumenverletzung kurz vor Weihnachten eigentlich eine Ausfallzeit von drei Monaten hatte befürchten lassen, machte sich mit der Mannschaft warm und war einsatzbereit. Aufatmen auch bei Noah Beyer, den zuletzt Knieprobleme ausgebremst hatten.
Der Linksaußen stand ebenfalls zur Verfügung. Der Start in die Begegnung war dann außerdem etwas überraschend. Trotz einer Überzahl- Situation gerieten die Löwen mit 1:4 in Rückstand und liefen zunächst hinterher. In der Deckung fehlte zu Beginn der Zugriff, im Angriff häuften sich Fehler aller Art. Als sich die Mannschaft gerade gefangen hatte, kassierte sie Zeitstrafe um Zeitstrafe – inklusive einer Roten Karte gegen Djibril M’Bengue.
So verpufften auch vier BHC-Treffer in Serie auf dem Weg zum 10:12 und ein erfolgreicher Torhüter-Wechsel zu Christopher Rudeck, der gleich mit zwei Paraden begann. In den letzten sieben Minuten vor der Pause agierten die Gäste sechs davon in Unterzahl und gerieten mit 11:16 ins Hintertreffen. Der Weg zu Essens neuntem Heimsieg im neuntem Heimspiel war bereitet.
Leistungsexplosion nach der Pause
Was dann passierte, hatten wohl sogar die optimistischsten BHC-Fans nicht erwartet. Die Mannschaft kam wie verwandelt aus der Pause, funktionierte in der Deckung mit Rudeck dahinter, machte auch im Angriff weniger Fehler und blieb geduldig. Fast eine Viertelstunde lang erzielte der TuSEM keinen Treffer, insgesamt gelang den Bergischen zu Beginn der zweiten Halbzeit ein 11:2-Lauf, währenddessen Eloy Morante Maldonado überragte und Aron Seesing am Kreis extrem sicher traf.
Plötzlich führten die Gäste 22:18. Aus einem nun in der Luft liegenden sicheren Sieg wurde aber auch nichts. Die Hausherren stellten auf den siebten Feldspieler um, hatten damit zunehmend Erfolg und profitierten zudem von dem einen oder anderen BHC-Fehler im Angriff. Nach Nils Homscheids 23:23 war alles wieder offen.
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Drei Minuten waren noch zu spielen – es ging nun zerfahren zu. Noah Beyer traf zum 24:23 auf Vorlage von Morante. Ein Gegenstoß zur möglichen Entscheidung verpuffte, so dass der TuSEM den letzten Angriff hatte. In einer wilden Szene verloren die Gastgeber irgendwie den Ball, und der BHC bejubelte einen nach der ersten Halbzeit kaum noch für möglich gehaltenen Erfolg vor ausverkaufter, hoch emotionaler Kulisse.
Stimmen zum Spiel
Markus Pütz: „In erster Linie sind wir natürlich froh, dass wir das Spiel hier gewonnen haben. Wie die Hinrunde gezeigt hat, macht es Essen zu Hause super. Hier werden noch einige Mannschaften verlieren. Zur ersten Halbzeit: Wir kommen nicht gut rein und agieren nicht clever. Man merkt: Fünf, sechs Prozent fehlen uns noch. Essen hat Ballgewinne und wir gehen völlig zu Recht mit 1:4 in Rückstand. Über das gesamte Spiel kriegen wir viele Zeitstrafen, sind viel in Unterzahl und beschäftigen uns viel zu viel mit Dingen nebenher. Wie wir dann aber in der
zweiten Halbzeit zurückkommen, da ziehe ich den Hut vor meiner Mannschaft. Innerhalb von zehn Minuten egalisieren wir den Fünf-Tore-Rückstand. Wir finden mehr und mehr in unser Spiel, haben eine fantastische Abwehrleistung und Essen fällt dadurch nicht mehr viel ein. Dementsprechend sind wir sehr stolz, dass wir hier gewonnen haben – dürfen aber nächste Woche nicht wieder so in ein Spiel starten. Essen hat seit Jahren mal wieder ein ausverkauftes Spiel gehabt. Das verdient die Mannschaft hier und das war super. Dass auch viele von uns mit
dabei waren, freut uns und das hat uns gepusht. Den Charakter-Test aus der zweiten Halbzeit nehmen wir mit und arbeiten weiter.“
Daniel Haase: „Ich glaube, die erste Halbzweit war ziemlich gut und ziemlich nah an dem, was wir spielen können. Ich habe allerdings in der Halbzeit zu den Jungs gesagt, wenn man gegen Ende so einen Kempa spielt, völlig unnötig in den Kreis tritt und die Zeit hat, mit sieben Tore in Führung zu gehen und damit so umgeht, dann müssen wir uns nach 60 Minuten einfach an die eigene Nase packen. Das waren am Ende die zwei Tore, die uns gefehlt haben. Trotzdem: Wir haben 16:11 zur Pause geführt und von daher erwarte ich, dass wir das dann als Mannschaft auch seriös zu Ende spielen. Ich glaube, wir werfen in der 50. Minute unser drittes Tor im zweiten Durchgang. In der Phase steht es insgesamt 2:12 gegen uns und dann müssen Leute auf dem Feld auch einfach Verantwortung übernehmen. Da zählen auch keine Ausreden. Am Ende wollen wir das Spiel gewinnen und daher muss man auch mal in aller Konsequenz ansprechen, dass wir immer wieder so Läufe in den Spielen gegen uns haben, die dann am Ende entscheiden. Auswärts ist es noch krasser und da müssen wir uns zusammensetzen. Ich habe gesagt, der Welpenschutz ist vorbei. Heute waren nicht die Schiedsrichter schuld, heute war nicht unbedingt der BHC schuld, sondern wir selber. Trotzdem: Aufgrund der Mentalität, aufgrund der zwei unterschiedlichen Halbzeiten wäre sich auch ein Unentschieden verdient gewesen.“
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Fabian Gutbrod: „Die erste Halbzeit können wir noch unter Dezember 2024 verbuchen. In der zweiten Halbzeit haben wir sehr viel von dem gezeigt, was wir uns in der Wintervorbereitung erarbeitet haben. Es war eine fantastische Deckung über weite Strecken, und im Angriff haben wir seriös – wenig fehlerbehaftet – gespielt. Dass es dann noch mal eng wird, liegt zum einen an der Effektivität von Essen mit dem siebten Feldspieler. Zum anderen aber sind wir auch mitverantwortlich dafür, dass wir Essen in der ersten Halbzeit mit viel Selbstvertrauen ausgestattet haben. Es sind verdiente zwei Punkte nach der zweiten Halbzeit, aber am Ende sind sie auch ein
bisschen glücklich. Trotzdem ist es schön, nach der Winterpause gewonnen zu haben.“
TuSEM Essen – Bergischer HC 06 23:24 (16:11)
TuSEM Essen: Wipf, Plaue – Wilhelm, Göttler (4), Hermeling, Wolfram (4), Homscheid (8/2), Reimer (2/1), Eißing (1), Szczesny, Clarius (1), Szuharev, Kostuj, Mast (1), Werschkull, Schoss (2). Trainer: Daniel Haase
Bergischer HC: Diedrich, Rudeck – Massoud (1), Beyer (3/1), Babarskas (1), Granlund, Vidarsson, Morante (8/1), Babak (1), Gislason, Seesing (4), M´Bengue (3), Scholtes (1), Wasielewski (2), Fraatz, Fuchs. Trainer: Arnor Gunnarsson und Markus Pütz
Schiedsrichter: Katharina Heinz und Sonja Lenhardt
Siebenmeter: 3/5 – 2/4
Zeitstrafen: 6 – 5 (Szczesny (2), Schoss (2), Szuharev, Wolfram – Fuchs (2), Babarskas, Scholtes, Gislason)
Rote Karte: M´Bengue
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