19. Februar 2025Peter Pionke
Neue und alte Ideen für das unmoderne Stadion am Zoo
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Jetzt teilte der eigens mit diesem Ziel 2009 gegründete Verein „Ein Dach für die Nord e.V.“ mit, dass man schon kurz vor der Vereins-Auflösung stand, jetzt aber ohne Namensänderung mit veränderter Zielsetzung weiter mache.
Zu den neuen Zielen gehört die „Verbesserung des Images der Stadt Wuppertal im Bergischen Land sowie die Unterstützung von Sportvereinen und Randsportarten.“ Das Dach für die Nord-Tribüne spielt für den Verein nur noch eine untergeordnete Rolle. Es ist der (Teil-)Abschied von einer bemerkenswerten Idee, die wohl in ihrer zeitliche Abfolge nicht ganz zufällig sein dürfte.
Die Überdachung der Nordtribüne wäre die konsequente Weiterentwicklung für eine zeitgemäße Wuppertaler Sportstätte, die einst vom damaligem Oberbürgermeister Peter Jung ausdrücklich gutgeheißen wurde. Unter modernen Gesichtspunkten müsste eine Sport-Arena heute tatsächlich zu zwei Drittel überdacht sein, im Stadion am Zoo sind es gerade einmal ein Viertel. Die Stadt Wuppertal sieht sich indessen nicht im Zugzwang, erst recht nicht unter den gegebenen Bedingungen.
„Ein Dach für die Nord e.V.“ ändert Zielsetzung
Wuppertals Sportamtsleiterin Alexandra Szlagowski erklärt: „So gut wie der Gedanke auch ist, hierfür sehe ich aktuell keinen Etat und auch keinen politischen Willen. Außerdem sei die Stadt schon in Vorleistung und habe zuletzt mit der Erneuerung der Spielfläche und aktuell mit der Erneuerung der Toiletten-Anlagen im Stadion bereits viel investiert“. Im übrigen sei bei ihr mit dieser Thematik auch noch niemand vom Verein „Dach für die Nord“ vorstellig geworden.
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Nicht uninteressant sind die handelnden Personen des Vereins: Vorsitzender ist Stefan Schey, 2. Vorsitzender Jens Himmelreich. Dem Vorstand gehören daneben Jens Römisch und Melanie Drees an. Melanie Drees war von Februar 2019 bis 30.06.2021 Finanzvorstand des WSV und führte diesen erfolgreich durch die Insolvenz.
Mitbegründer Stefan Schey hatte sich auch lange um die Frauen-Abteilung und den Fan-Shop gekümmert, trat aber vor einem Jahr zurück. Jens Himmelreich gehörte bis zu seinem Rücktritt 2015 dem WSV-Verwaltungsrat an. Der Verein soll inzwischen mehr als 100.000 Euro für das Stadiondach eingesammelt haben, gerät wegen angeblich fehlender Transparenz aber schon in die Kritik.
Wilfried Penners Traum von einer Stadion-Überdachung
Der Traum von einem zeitgemäßen Wuppertaler Stadion war bereits in der Vergangenheit mehrfach Thema. Bei den „Wuppertaler Sportgesprächen“ der AOK hatte der damalige SPD-Bundestagsabgeordnete und Staatssekretär unter Bundeskanzler Helmut Schmidt, Dr. Wilfried Penner, schon in den 1980ger Jahren die Idee einer totalen Überdachung nach dem Vorbilder der heutigen Schalker Veltins Arena erstmals ins Gespräch gebracht.
2017 war es der Wuppertaler Investor Thilo Küpper, der unter dem Titel „Vision 2020“ seine Pläne für das Stadion am Zoo präsentierte und von einem „Schmuckkästchen“ für 18 Mio. Euro sprach. Es war die Weiterentwicklung eines Konzeptes des städtischen Gebäudemanagements unter Federführung von Hans-Uwe Flunkert aus dem Jahr 2005 und sollte zu einem der „schönsten Stadien Deutschlands“ führen.
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400 geladenen Zuhörer lauschten im Barmer Bahnhof dem den Worten des Bauunternehmers, bei dem auch über ähnliche nicht verwirklichte große Pläne von Friedhelm Runge zum Ausbau der Gegengrade die Rede war. Geworden ist indessen aus all diesen Plänen nie etwas!
Wie es anders gehen kann, zeigte man in Düsseldorf, wo das Rheinstadion anlässlich der Fußball WM 1974 zunächst für 46 Mio. DM umgebaut und modernisiert wurde, bis es dann im Herbst 2002 gesprengt und abgerissen wurde. An gleicher Stelle entstand zwischen 2002 und 2004, rechtzeitig zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006, anstelle des bis dahin bestehenden Rheinstadion die heutige „Merkur Spiel-Arena“ mit verschließbarem Dach und einem Fassungsvermögen von über 54.600 Zuschauern.
Eine Besonderheit ist die Stadionheizung. Mit einer Luftheizung, Gasstrahlern und einer Fußbodenheizung wird der Innenraum im Winter auf mindestens 15 °C erwärmt. Auch angesichts ähnlicher, wenn auch nicht ganz so opulenter Entwicklungen anderorts, muss man schlussendlich nicht lange darüber nachdenken, warum sich der Profi-Fußball in Wuppertal in der Zwischenzeit überwiegend nur noch in eine Richtung entwickeln konnte, nämlich nach unten.
Vermächtnis von Friedhelm Runge
Bei nüchterner Betrachtung dürfte sich hieran solange nichts ändern, wie keine neuen Geldquellen erschlossen sind, decken doch die aktuellen Zuschauer-Einnahmen kaum noch die nicht unerheblichen Kosten. Wenn unsere Informationen stimmen, wird die Geldquelle „EMKA“ künftig noch mehr versiegen. Entgegen anderen Verlautbarungen sind die Vorstellungen der Firma „EMKA“ und deren jetzigen Inhabern nach unserem Informationsstand mit den Wünschen des WSV wohl nicht mehr ganz kompatibel.
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Zwar steht nach wie vor eine sechsstellige Summe als Unterstützung im Raum, doch wäre sie gemessen an den bisherigen Zahlungen erheblich reduziert. Es gibt hier aber so etwas wie eine „Nachrichtensperre“. Laut WSV-Vorstand Marwin Klotzklowski laufen die Gespräche indessen noch. Vielleicht erinnert man sich hier doch noch einmal an das Vermächtnis von Friedhelm Runge.
Neuer Stadion-Name ein Ausweg?
An Ideen und auch an Aktivitäten des Vereins fehlt es nicht. Da ist die neue LED-Bande ein gutes Beispiel, stellt sie doch eine ganz neue Einnahme-Quelle dar. Vielleicht greift auch eine Idee aus Kreisen des WSV, dem Stadion am Zoo nach dem Vorbild anderer Sport-Arenen einen neuen Namen zu geben, den eines Sponsors, etwa nach den Mustern des Dortmunder „Signal Iduna Park“, der Gelsenkirchener Veltins-Arena, der Münchener Allianz-Arena oder vieler anderer Stadien.
So könnte auch das traditionsreiche Zoo-Stadion, etwa mit einem der zahlreichen Bergischen oder Wuppertaler Weltmarktführer, nicht zuletzt zum Wohle des WSV, vermarktet werden. „Darüber müßte der Stadtrat entscheiden. Ich denke, wir würden uns nicht in den Weg stellen, wenn da ein anderer Name prangen sollte.“ erklärte uns Sportamts-Leiterin Alexandra Szlagowski. Und augenzwinkernd fügte sie hinzu: „Das haben wir bei der „Heinz-Schwaffertz-Arena“ in Sudberg auch nicht getan“.
Text: Siegfried Jähne
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