2. März 2025

Ben Becker: Standing Ovations und Freudentränen

Da steht er unter der mächtigen Kanzel der Friedhofskirche, die Arme vor der Brust gekreuzt, mit Tränen in den Augen und genießt die minutenlangen Standing Ovations der 700 begeisterten Zuschauer. Ben Becker, ist angefasst, berührt und unendlich dankbar. Er, den die meisten Menschen nur als undurchsichtigen, oft  unnahbaren Charakter aus Kino- und Fernsehfilmen kennen.

Der begnadete Schauspieler Ben Becker, der nach seinem Auftritt in der Friedhofskirche verriet, dass eine seiner Großmutter aus Elberfeld stamme und diese beim Zirkus Busch engagiert gewesen sei – © Daniela Pfeil

Alle, die bei seiner Interpretation des Textes „Das Todesduell“ von John Donne (1672 – 1631) in der architektonisch imposanten Friedhofskirche live dabei ist, verstehen, dass solche Momente, als Schauspieler live vor Publikum aufzutreten, für Ben Becker Motivation, Genugtuung und Glücksgefühl zugleich sind. Hier, wo jedes Wort auf den Punkt kommen muss, keine Szene so einfach wiederholt werden kann.

Der begnadete Schauspieler traut sich an Texte heran, die viele seine Kolleginnen und Kollegen überhaupt nicht kennen. Und diese bringt er dann mit einer unfassbaren Bühnenpräsenz und Ausdruckskraft herüber. Man konnte in der restlos ausverkauften Friedhofskirche eine Stecknadel fallen hören.

Dabei ist das „Das Todesduell“ alles andere als leichte Kost. Die Predigt hat der Dichter, Politiker und anglikanische Priester John Donne, von schwerer Krankheit gezeichnet, kurz vor seinem Tod im Jahre 1631 verfasst. Es ist seine Auseinandersetzung mit dem kurz bevorstehenden Tod.

Ben Becker auf der Kanzel der Friedhofskirche – © Paul Coon

Der Engländer John Donne war ein metaphysischer Dichter, der der Nachwelt fast ausschließlich Predigten und religiöse Gedichte hinterließ. Doch zwei seiner Redewendungen wurden sogar  in der populären, weltlichen Literatur verewigt: „Wem die Stunde schlägt“ übernahm kein Geringerer als Schriftsteller Ernest Hemingway als Titel eines seiner Romane und Johannes Mario Simmel gönnte sich bei „Niemand ist eine Insel“ eine Titel-Anleihe.

Zurück zu Ben Beckers „Todesduell“. Er projizierte den schwermütigen Text in die Gegenwart, interpretierte den Text als immer aktuellen Kampf gegen die Vorurteile über den Tod. Zunächst stand er im Alltags-Outfit, später in Motorradfahrer-Montur im Scheinwerferlicht. Als roter Faden tauchte immer wieder Ben Beckers Tochter  Lilith im weißen Gewand als Art Engelsgestalt auf.

Domorganist Andreas Sieling untermalte die Produktion kongenial und schaffte es eindrucksvoll, musikalisch den Bogen von 1631 bis in die heutige Zeit zu spannen. Ben Becker, der neben der Schauspielerei auch als Musiker erfolgreich ist, trat an zwei Stellen der außergewöhnlichen, anspruchsvollen Produktion auch als Sänger hervor.

Ein großes Kompliment an Csilla Letay vom „Salon Knallenfalls“, die diese imposante, hochkarätige und bewegende Produktion nach Wuppertal geholt hat.

Ben Becker als Protagonist in dem 1631 von Schriftsteller John Donne geschriebenen Drama „Das Todesduell“ – © Faceland Com.

Nach einem fast neunzig Minuten langen Monolog in atemberaubender Atmosphäre fiel all die Last von einem Charakter-Darsteller ab, der alles gegeben und das Publikum in seinen Bann gezogen hatte. Der minutenlagen Applaus prasselte wie warmer Regen auf Ben Becker und das Produktionsteam herab.

Wie heißt es doch in Theaterkreisen: „Der Lohn eines Künstlers ist der Applaus“. Wenn es danach geht, fährt Ben Becker als steinreicher Mann nach Berlin zurück.

Text Peter Pionke

 

 

 

Kommentare

Neuen Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert