10. März 2025Peter Pionke
Für den Wuppertaler SV geht es um die nackte Existenz

Nach der unglücklichen 0:1-Niederlage in letzter Sekunde bei der U23 des FC Schalke 04 hat der Traditionsverein von der Wupper einen absoluten Tiefpunkt erreicht: Platz 16 mit nur 23 Punkten. Doch es droht nicht nur der sportliche, sondern auch der wirtschaftliche Abstieg.
Nach dem Tod des langjährigen Präsidenten und Mäzens Friedhelm Runge steht der Verein vor der schwierigsten Situation seiner ruhmreichen Geschichte. Wie aus gut informierter Quelle zu hören ist, will EMKA, das Unternehmen, das Friedhelm Runge gründete und zum Weltmarktführer machte, sein finanzielles Engagement von zuletzt 600.000 € zukünftig stark zurückfahren.
Bei den genannten 600.000 € handelte es sich schon um ein Budget, das Friedhelm Runge zu Lebzeiten selbst schon erheblich reduziert hatte. Vorher sollen teilweise 2.000.000 € pro Saison von EMKA in den WSV-Saison-Etat geflossen sein. Werden keine Alternativen in der Wuppertaler Wirtschaft gefunden, wird das Saison-Budget noch einmal kräftig gekürzt werden müssen.
Viel weniger Geld von EMKA
Es fehlt also mindestens ein mittlerer sechsstelliger Betrag. Unter diesen Voraussetzungen eine Mannschaft aufzubauen, die in der Regionalliga, so sie überhaupt gehalten werden kann, wettbewerbsfähig ist, wird eine wahre Herkules-Aufgabe für Vorstand und Verwaltungsrat sein.
Sportdirektor Gaetano Manno, sollte er überhaupt gehalten werden können, wird ein glückliches Händchen haben müssen, um aus Spielern der WSV-Nachwuchsschmiede „Löwenstall“ und talentierten, günstigen Leihspielern ein schlagfertiges Team zu formieren.
Denn teure Kicker wird sich der WSV eben so wenig leisten können, wie hochdotierte Vorstandsmitglieder. Offensichtlich setzt man beim Regionalligisten verstärkt auf das Netzwerk und die Expertise des neu installierten Vorstands Ludger Kineke. Er könnte auch Aufgaben von Finanzfachmann Dr. Jochen Leonhardt übernehmen, der bekanntlich weit weg von Wuppertal in Dresden lebt.

Wie sich das Mannschaftsgefüge am Ende entwickeln wird, hängt sicher auch von den nächsten Spielen ab und ob man in der nächsten Saison in der vierten oder fünften Liga aufläuft. Es gibt schon seit längerem Hängepartien. Viele Spieler und auch Cheftrainer Sebastian Tyrala wissen bis heute nicht, ob und wie es beim WSV für sie weiter geht. Diese Unsicherheiten dürften sicher nicht ohne Einfluss auf die Leistungen der Spieler auf dem grünen Rasen gewesen sein. Genau diese Befürchtung haben wir bereits Anfang Februar thematisiert.
Einzig gute Nachricht: Ex-Verwaltungsrat Norbert Müller hatte in seinem Buch „Kein Rentner-Blues in Wuppertal“ eine Millionen-Zahlung von EMKA an den WSV zur Sprache gebracht, von der nicht klar sei, ob es sich dabei um ein Darlehen oder einer Schenkung handelte, was steuerrechtliche Folgen für den Verein haben könnte.
Hier scheint die Kuh aber vom Eis zu sein. Gut informierte Kreise gehen davon aus, dass EMKA das Problem aus rechtlichen Gründen, aber auch wegen des Vermächtnisses von Friedhelm Runge im Sinne seines Herzensvereins regeln wird. Wenigstens ein kleiner Silberstreif um rot-blauen Horizont.
Text: Siegfried Jähne
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