4. April 2025Peter Pionke
JHV: WSV muss dringend die ungelösten Finanzfragen klären

Am kommenden Donnerstag (10.04. – 19 Uhr) treffen sich die heutigen Mitglieder zur turnusmäßigen ordentlichen Jahres-Versammlung im Forum an der Nordbahntrasse in der Location „Alte Glaserei“. Dort dürfte es eine Menge zu besprechen geben.
Dabei geht es sowohl um die Finanzlage, als auch um die weitere personelle und sportliche Entwicklung. Bisher hat sich der Verein mit seiner Kommunikationspolitik eher schwer getan und defensiv reagiert, ohne dass man einen gewünschten sportlichen oder wirtschaftlichen Erfolg erkennen konnte.
Im Gegenteil: Es entstand der Eindruck, selbst zu der aufgekommenen Unruhe nicht unerheblich beigetragen zu haben. Dabei sind die Themen „Kommunikation“ und „Transparenz“ in einer modernen, zeitgemäßen und zukunftsorientierten Unternehmensführung untrennbar miteinander verbunden. Gerade in Krisenzeiten gilt, dass eine schlechte Kommunikation die Verbreitung von Missverständnissen und Fehlinformationen begünstigt.
Wurden Osberghaus Finanz-Einblicke verweigert?
Tatsache ist, dass beim WSV aktuell die nur in Teilen nachvollziehbare Devise „Ruhe bewahren“ gilt. Ungeachtet dessen können Spannungen und auch Verunsicherungen auf verschiedenen Ebenen nicht mehr wegdiskutiert werden. So muss man inzwischen wohl von zwei Rücktritten im Kontroll-Organ Verwaltungsrat ausgehen.
Zu den Höhepunkten zählt da zweifelsohne der bisher nicht kommentierte Rückzug des langjährigen Verwaltungsratsmitglieds Eckhard Osberghaus. Wenn es stimmt, was kolportiert wird, dass ihm in seiner Eigenschaft als Mitglied des Finanzausschusses der Einblick in die Geschäftsunterlagen verwehrt wurde, erscheint sein Rücktritt in einem besonderen Licht.

Osberghaus hat sich mit seinen oft zutreffenden Analysen durchaus einen Namen gemacht. Als die meisten seiner Mitstreiter noch Titelträume hegten, hat er die Abstiegsgefahr schon vor dem ersten Spiel beim Namen genannt, als er verlauten ließ: “Ich wäre schon froh, wenn wir die Regionalliga halten können“. Seine aktuellen Vorstellungen von der Zukunftsgestaltung haben ganz offensichtlich aber kein Gehör und schon gar keine Gegenliebe gefunden.
Sprengstoff liegt im Umgang mit Finanzlage
Nicht nur die aktuelle Finanzlage, mehr noch die längerfristige Ausrichtung, dürfte am Donnerstag in den Focus geraten. Hier liegt ein Sprengstoff, der den Verein an den Rand der Existenz bringen könnte. Die von Finanzvorstand Dr. Leonhardt schon für Anfang Januar angekündigten Zahlen sind bislang noch nicht veröffentlicht. Es wird auch um buchmäßige Verbindlichkeiten in Höhe von 3,5 Mio. € gehen, die aus einer Zeit stammen, als Friedhelm Runge, der verstorbene Ex-WSV-Präsident und EMKA-Chef, noch Hauptsponsor des Vereins war. Die Kernfrage: Handelte sich bei der Zahlung um eine Schenkung oder ein Darlehen?
Jede Regelung in diese Richtung hätte zusätzlich steuerliche Konsequenzen in einer sechsstelligen Größenordnung. Konnte man in dem Punkt eine einvernehmliche Lösung mit EMKA erzielen?
Offen: Wird auch das „Tafelsilber“ angegriffen?
Schließlich dürfte nicht nur die Mitgliederversammlung auf die Bekanntgabe eines Budgets für die kommende Spielzeit warten, damit man endlich in die Planungen einsteigen kann. Da sich EMKA’s Beitrag nach unseren Informationen erheblich reduzieren dürfte, ein nicht ganz einfaches Unterfangen. Es stehen Etat-Summen von knapp über einer Millionen Euro im Raum. Offen dabei, ob man da auch schon das „Tafelsilber“, eine eiserne Rücklage von 500.000 €, angreifen muss.

Von Vertragsverlängerung im Spielbetrieb war bisher keine Rede. Man muss befürchten, dass sich, wie schon im Vorjahr, ein großer Teil der aktuellen Mannschaft anderweitig orientiert oder sich schon orientiert hat. Völlig offen auch noch die Zukunft von Trainer Sebastian Tyrala und Sport-Direktor Gaetano Manno. Hier darf man endlich auch eine eindeutige Stellungnahme von Sport-Vorstand Thomas Richter erwarten.
Als „Spieler der Saison“ gilt Vincent Gembalies. Ihm war zwar zu entlocken, dass er sich in Wuppertal wohlfühle. Auf die Frage, ob er schon ein Angebot des WSV für die nächste Saison hätte, wich er mit der Bemerkung aus, damit befasse er sich erst nach Ablauf dieser Spielzeit.
Vorstand Klotzkowski: Finanzen sind nicht mein Ding
Wir haben mehrere WSV-Protagonisten nach ihrer Erwartung für die kommende Mitgliederversammlung befragt. Der scheidende WSV- Marketingchef Marvin Klotzkowski nimmt zum ersten Mal an einer Mitgliederversammlung teil und für ihn sei in seiner alten und neuen Eigenschaft als ehrenamtlicher WSV-Vorstand vieles offen. Da fehle es ihm auch noch an Erfahrungen und Finanzfragen seien ohnehin nicht sein Ressort.
Seine Erwartung sei, dass man offen und ehrlich miteinander umgehen möge. Mit Rücksicht auf laufende Gespräche wollte er sich über sein eigenes, künftiges berufliches Betätigungsfeld noch nicht offiziell äußern. Bekanntlich wurde sein relativ hoch dotierter Arbeitsvertrag mit dem WSV kürzlich aufgelöst.
Das Verwaltungsrat-Mitglied Marcus Lindemann antwortete uns auf die Frage nach den Erwartungen: „Ich wünsche mir, dass wieder Ruhe in den Verein einkehrt, Seriosität und Nachhaltigkeit das Handeln bestimmt, damit sich wieder mehr Bürger mit dem WSV identifizieren können. Mein bisheriges Hauptaugenmerk ist auf die Jugendarbeit ausgerichtet, der man in Zukunft noch mehr Gewicht beimessen sollte. Sehr gerne würde ich künftig auch beratend auf die Medienarbeit einwirken.“

WSV-Trainer Sebastian Tyrala hat gar keine Erwartungen zum Ausdruck gebracht. „Am Ende geht es nur darum, was auf dem Platz geliefert wird. Letztendlich müssen wir mit den Konsequenzen leben“.
„Das Schicksal des 1.FC Düren drohe auch dem WSV“
WSV-Mitglied Norbert Müller, das vor zwei Jahren seinen Rücktritt aus dem WSV-Verwaltungsrat mit Fehlen von Professionalität in den Gremien begründete und inzwischen in einem Buch insbesondere auf die Finanzproblematik im Zusammenhang mit der Firma EMKA explizit hingewiesen hat: „Ich habe große Bedenken, wenn dieses Problem nicht rechtssicher gelöst wird. Allein die mögliche Ertrags- und Umsatzsteuer würde der Verein niemals tragen können. Wir würden da landen, wo der 1.FC Düren aktuell steht, am wirtschaftlichen Abgrund. Im Zweifel könnte die Versammlung die Entlastung verweigern“.
Runges Vermächtnis wach halten
Bleibt zu hoffen und zu wünschen, dass der traditionsreiche Wuppertaler SV die richtigen Impulse setzt und es einmal mehr schafft, die bevorstehenden Herausforderungen zu meistern. Wahlen stehen in diesem Jahr mit Ausnahme die des „Ehrenrates“ nicht an, wohl aber eine besondere Ehrung für den verstorbenen langjährigen Präsidenten und Förderer Friedhelm Runge. Sein Vermächtnis soll und muss in Erinnerung bleiben.
Text: SIEGFRIED JÄHNE
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