11. April 2025

WSV-JHV: Viel Zuversicht, aber auch viele offene Fragen

Mut und Zuversicht strahlten die WSV-Funktionäre bei ihrer Jahreshaupt-Versammlung aus. 120 stimmberechtigte Mitglieder „entlasteten“ Vorstand und Verwaltungsrat für das 2024 abgelaufene Geschäftsjahr in einer harmonischen Veranstaltung. Dabei blieben in der Location „Alte Glaserei“ an der Nordbahn-Trasse freilich noch viele Fragen im dunkeln oder mindestens im unklaren.

Liefen bei der Jahreshauptversammlung auf: Cheftrainer Sebastian Tyrala (M.) mit seinen Co-Trainern Adli Lacheb (l.) und Rene Grabowski – © Jochen Classen

Das Vermächtnis von Ex-Präsident und Hauptsponsor Friedhelm Runge spielte eine zentrale Rolle. In bewegenden Worten schilderte Vorstandsmitglied Dr. Jochen Leonhardt in seinem Nachruf, wie Runge ihm noch auf dem  Sterbebett das Versprechen gegeben habe, sein WSV werde auch in Zukunft die Unterstützung von seinem Unternehmen EMKA erfahren.

Runges Versprechen auf dem Sterbebett

Ziemlich unklar blieb allerdings, wie diese Unterstützung in der Realität aussehen kann und aussehen wird. Im Raum stehen wohl Verbindlichkeiten von inzwischen 3,8 Mio. Euro, wobei nicht allen klar werden konnte, wie damit umgegangen werden soll und welche Steuerbelastung bei einer in Rede stehenden Umwidmung auf den Verein zukommen wird und auf welchen Zeitraum sich das ganze bezieht.

Gedenken an den verstorbenen Ex-Präsidenten und Ex-Mäzen Friedhelm Runge – © Jochen Classen

Die Rede war auch von möglichen Rückzahlungen in Form von PR-Leistungen. Über die genauen Details ließ sich Finanz-Experte Dr. Leonhardt nicht aus, hier sei Stillschweigen vereinbart.

Nicht ohne Stolz verwies der für den sportlichen Teil zuständige Vorstand Thomas Richter darauf, dass der WSV diese Saison im Gegensatz zu vielen Mitstreitern mit einer schwarzen Null beenden werde. Richter hatte zuvor auch an die schwierigen Gegebenheiten, bedingt durch die Corona-Krise und durch den Wechsel der Spielstätte nach Oberhausen und Velbert aufgrund der Erneuerungen des Rasens im Wuppertaler Stadion berichtet.

Für die Darstellung der Abteilungen und ihren erfolgreichen Wirken wurde dann auch noch viel Zeit eingeräumt. Im Blickpunkt hier vor allem der Jugendfußball und die Kinder-Turnabteilung.

Bei der Jahreshauptversammlung: (v.l.) Dr. Jochen Leonhardt, Marvin Klotzkowski, Thomas Richter und Dr. Jürgen Hoß – © Jochen Classen

Neuer Förderkreis aus der Taufe gehoben

Im Fokus stand auch das Bemühen, neue finanzielle Geldquellen zu erschließen, was aufgrund der allgemeinen Wirtschaftslage erschwert gewesen sei. Umso erfreulicher, dass unter Leitung von Marvin Klotzkowski ein neuer Förderkreis gegründet werden konnte, dem neben dem Vorstand auch Jens Klein, Dennis Nobik, Marc Schulz, Dieter Schauf, Markus Schlomski, Martin Bang, Martin Bickenbach, Andreas Mucke, Arnd Krüger, Frederick Mathies, Sibylle Beutler, Horst Rogusch, Dr. Stefan Kühn und Jürgen Hoss angehören.

Inzwischen wurde für die kommende Spielzeit ein neuer Ausrüster gefunden. Ab dem kommenden Spieljahr wird der italienische Sportartikel-Hersteller Macron den gesamten Verein mit hochwertiger Spiel- und Trainingsbekleidung ausstatten. Die Partnerschaft ist langfristig angelegt und soll die Entwicklung des Vereins nachhaltig unterstützen.

Das Unternehmen mit Hauptsitz im italienischen Bologna rüstet unter anderem Hannover 96 und den DFB-Pokalfinalisten Arminia Bielefeld aus. Zudem werden die Schiedsrichter in sämtlichen UEFA-Wettbewerben (Champions League, Europa League u.a.) von Macron ausgestattet.

WSV-Sportvorstand Thomas Richter – © Thomas Richter

Personalie Osberghaus kritisch hinterfragt

Der Tätigkeitsbericht des Verwaltungsrats kam vom Vorsitzenden Dr. Jürgen Hoß, der seiner Freude Ausdruck verlieh, Marvin Klotzkowsky als Vorstandsmitglied gewonnen zu haben. Es sei gut, dass Marvin Klotzkowsky nach dem aktuellen Ausscheiden als Geschäftsführer im Vorstand bleibe und mit „Neuzugang“ Ludger Kineke hier ein frisches, gut vernetztes Vorstandsmitglied gewonnen werden konnte.

Kineke war ebenso wie die gesamte Mannschaft nicht anwesend, Klinke wegen einer privaten Japan-Reise, das WSV-Team wegen des bevorstehenden Auswärtsspieles in Köln. Ohne auf Hintergründe einzugehen, teilte Dr. Hoß mit, dass das langjährige Verwaltungsratsmitglied Eckhard Osberghaus und Janine von Heyking (Helios Konzern) aus dem Verwaltungsrat ausgetreten seien. Insbesondre die Personalien Osberghaus wurde aus dem Plenum kritisch hinterfragt, blieb allerdings wegen der Persönlichkeitsrechte ohne konkrete Antwort.

Wenig oder keine Ausküfte gab es zu drängenden Zukunftsfragen nach Etat und personellen Entwicklungen der 1. Fußballmannschaft in Richtung Spieler, Trainer und sportlicher Leitung.

Dr. Jürgen Hoß, Vorsitzender der WSV-Verwaltungsrat – © Jochen Classen

Nur soviel, dass man erneut von einer Etat-Kürzung ausgeben müsse und man sich auf verschiedenen Szenarien eingestellt habe, um durch organisches Wachstum, Nachhaltigkeit und wirtschaftliche Seriosität wieder nach oben blicken zu können. Aktuell stehe der Kampf um den Klassenerhalt im Vordergrund,

Man wolle und werde vermehrt auf Nachwuchsspieler setzen. Genannt wurden hier exemplarisch Kilian Bielitza und Emil Metz.  Zukunftsorientierte Hinweise gab es bereits zuvor, als man die Moderation der Veranstaltung den beiden jungen Stadionsprechern Jonas Pütz und Sam Barth anvertraute, die ihre Aufgabe mit Elan und jugendlicher Lockerheit souverän angingen.

Die fehlende Anzeigetafel einziger Aufreger?

Ein erstes Feedback zur Versammlung konnte man bereits unmittelbar nach deren Beendigung dem WSV-Forum Rotblau entnehmen, der in erkennbarem Sarkasmus als einzigen „Aufreger“ die Frage aus dem Plenum nach einer neuen Anzeigetafel nannte. “Eine JHV mit soviel Harmonie trifft man nicht so oft, lobende, beschönigende und beschwichtigende Worte zuhauf. Da war die Anfrage bezüglich einer Anzeigetafel das brisanteste,“ so der Kommentar unter dem Pseudonym „Schiene“.

Jahreshauptversammlung in der  „Alte Glaserei“ an der Nordbahn-Trasse – © Jochen Classen

Eine anderer Fragesteller wollte schließlich vom Management wissen, wer sich denn jetzt nach dem Ausscheiden von Osberghaus zum den Seniorenkreis kümmere?

Zuvor hatte der ehemalige Vorsitzende des Finanzausschusses des Verwaltungsrates, Norbert Müller, an Finanz-Vorstand Dr. Leonhardt bohrende Fragen nach dem  Sachstand der Verbindlichkeiten in Millionenhöhe gerichtet und auf die Protokollierung, dass auf den Verein keine  Steuerbelastung zukommen werden, bestanden.

Uns gegenüber äußerte Müller: „Ich bin auch im Steuerrecht und im Rechnungswesen zu Hause, es erschließt sich mir allerdings nicht, wie die jetzt wohl 3,8 Mio. steuerneutral umgewidmet werden sollen oder können. Erstaunt hat mich, dass dieses für den Verein existenzielle Thema scheinbar niemand sonst berührt hat.“

Text Siegfried Jähne

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