12. April 2025

RTL-Reporter Ulli Klose: TV-Abschied nach 37 Jahren

Wieder ging beim Privatsender eine Ära zu ende. Nach News-Anchorman Peter Kloeppel (RTL aktuell) und Sportmoderatorin Ulrike von der Groeben verabschiedete sich mit Ulrich Klose (68) das wohl markanteste Reporter-Gesicht des Senders vom Bildschirm. Der Vollblut-Reporter ging jetzt nach 37 Dienstjahren in den Ruhestand.

RTL-Krisen-Reporter Ulrich Klose im Einsatz – © privat

Seinen letzten Bericht machte er ausgerechnet über seinen Heimatverein Arminia Bielefeld, neben Borussia Dortmund sein zweiter Herzens-Klub. Den Sensationserfolg im Pokal-Halbfinale gegen den Deutschen Meister und haushohen Favoriten Bayer Leverkusen erlebte er hautnah auf der Bielefelder Alm mit. Ein Hotel-Zimmer und ein Ticket fürs Pokal-Finale hat er sich bereits gesichert. „Meine Arminia im Pokalfinale, das erlebt man nur einmal“, erklärt der TV-Mann lachend.

Jetzt fliegt er also im Mai nach Berlin. Früher peilte er ganz andere, viel gefährlichere Ziele an: Seit 1988 berichtete er live von Krisen, Kriegen und Katastrophen auf dem ganzen Globus. Bei beiden Golf-Kriegen und auch bei den blutigen Kämpfen in Bosnien und in Ruanda war Ulrich Klose als RTL-Chefreporter mit Kamera und Mikrofon dabei. An seiner Seite: Einer der Kameramänner Clemens Prumbaum, Raul Rubin oder Florian Tautz

Konstante in schnelllebiger Zeit

Sachlich und kompetent lieferte er Fakten, Emotionen und Stimmungen frei Haus. Als Korrespondent in Israel bewegte er sich trittsicher und souverän auf brisantem, politischem Parkett. Dass er aber auch ein Händchen für Lifestyle- und Gesellschafts-Themen hat, bewies er u.a. bei der Traumhochzeit von Prinz William mit der schönen Kate Middleton in London.

Da glänzte er mit launig-unterhaltsamen Reporter-Live-Schalten und schaffte es sogar, sich bis auf einen Meter an Queen Elizabeth heran zu pirschen. Und auch die großen Sport-Ereignisse waren sein Ding. In einer schnelllebigen Branche, in der Reporter-Typen der Marke „Schwiegermutters Liebling“ kommen und gehen, war der gebürtige Bielefelder eine Konstante, ein Fels in der TV-Brandung. Dabei spielten nicht nur sein Ehrgeiz, sondern sicher auch seine Verlässlichkeit und seine Vielseitigkeit eine wichtigee Rolle.

TV-Journalist Uli Klose berichtete 37 Jahre lang von Krisen und von gesellschaftlichen Groß-Ereignissen – © RTL

Uli Klose schuf sich als  „Hans Dampf in allen Gassen“ einen Namen. Ob er nun vom Weiberfastnachts-Karnevals-Trubel, von Fußball-Fan-Skandalen oder dem  dramatischen Brand des Affenhauses im Krefelder Zoo berichtete, der TV-Reporter mit der sonoren Stimme traf immer den richtigen Ton. Er war ein routinierter Fernseh-Journalist – ohne seinen Job allerdings zur Routine werden zu lassen.

Das hätte lebensgefährlich werden können. Klose bereitete sich auf jeden einzelnen Einsatz akribisch vor, um das Risiko für sich und seinen Kameramann zu minimieren. Hundertprozentige Sicherheit gab es, denn überall in den Kriegsgebieten konnten Heckenschützen lauern.

Der spannendste Beruf der Welt

„Ich habe den spannendsten Beruf der Welt. Und ich bin immer noch motiviert wie am ersten Tag. Ich möchte die Zuschauer bestmöglich informieren, egal ob ich jetzt vom Terror-Anschlag in Paris oder vom Vorgeplänkel des Champions League-Schlagers Borussia Dortmund gegen Real Madrid berichte. Ich überlasse da nichts dem Zufall. Ich informiere intensiv über das Einsatzgebiet. Die Ausrüstung muss top sein. Ich vertraue mich nur einem Kameramann an, auf den ich mich 1.000prozentig verlassen kann. Und ich erkundige mich auch genau auch über den Fahrer, den wir vor Ort haben: Ist das ein ruhiger, besonnener Typ oder eher ein Draufgänger?“ erklärte er einmal seine Herangehensweise bei gefährlichen Aufträgen.

Er sah sich auch selbst nie selbst als Held. Und er gibt auch zu, dass er bei seinen Einsätzen ab und an durchaus Todesängste verspürte, beispielsweise als ihm in Mogadischu (Somalia) ein jugendlicher Räuber den Lauf einer Kalaschnikow an den Kopf hielt. Uli Klose und sein Kameramann kamen zum Glück mit dem Leben davon. Aber Kamera, Uhren und Geld waren weg.

Uli Klose als Reporter in London – © privat

Mit seinen schrecklichen Erlebnissen während seiner Kriegseinsätze wollte er ausschließlich mit Hilfe seiner Freundin Friede und seiner Familie fertig werden, obwohl ihm von RTL professioneller, psychologischer Beistand angeboten wurde: „Gerade beim letzten Golfkrieg habe ich sehr viele Tote gesehen. Auch die Amerikaner, die ich ja bis Bagdad begleitet habe, mussten große Verluste hinnehmen. Da halfen mir Gespräche mit Menschen, die mir nahe stehen. Aber die schrecklichen Bilder, die immer wieder mal in meinem Kopf auftauchen, werden ich zeitlebens nicht vergessen können.“

Abschieds-Party im Sender

Aber selbst im Krieg gab es kleine Geschichten, über die Ulrich Klose heute schmunzeln muss: „Wir lagen im Irak in einer Stellung, hatten kaum noch Proviant und Wasser. Da habe ich an den Knöpfen meines Welt-Empfängers gedreht und plötzlich hörte ich die vertraute Stimme meines Freundes Manni Breuckmann, damals Sportreporter beim WDR. Er kommentierte da ausgerechnet ein Bundesliga-Spiel meines Heimat-Klubs Arminia Bielefeld. Da war ich dann eine Halbzeit lang quasi mit dem Ohr Zuhause.“

Der Abschied von seinem Job und von RTL und dem Schwesternsender ntv fiel dem Reporter aus Leidenschaft nicht leicht. Statt mit 65 Jahren in Rente zu gehen, machte er noch drei Jahre lang weiter. Im Mai gibt Uli Klose im Kölner Sender eine Abschiedsparty. Dort werden viele Weggefährtinnen und Weggefährten dabei sein. Und sicher auch Clemens Prumbaum, Raul Rubin und Florian Tautz, seine verlässlichen Begleiter bei gefährlichen Einsätzen in Krisengebieten.

Text PETER PIONKE

Uli Klose als Fußball-Fan im Stadion – © privat

Ulrich Kloses gesammelte Anekdoten

Jassir Arafat:

„Ich hatte monatelang auf ein Interview mit Palästinenser-Führer Jassir Arafat gewartet, der in seiner Residenz Mukata in Ramallah von den Israelis eingekesselt war und ohne Strom und Wasser dar stand. Eines nachts um 3 Uhr bekam ich einen Anruf. Arafat wolle mir ein Interview geben, ich müsse aber sofort kommen. Mein Kameramann und ich sind sofort aufgebrochen. Wir wurden von Jassir Arafat und seinem Pressereferenten empfangen. Arafat drückte mir freundlich die Hand und verschwand im Nebenzimmer. Der Pressereferent fragte mich, welche Fragen ich denn stellen wolle. Ich sagte: „Alles ganz easy, zum Beispiel würde ich ihn fragen, wie lange er denn noch als Geisel Israels durchhalten könne, ohne Strom, ohne Wasser. Der sagte der Pressereferent: ‚Jassir Arafat war nie eine Geisel Israels und wird auch nie eine Geisel Israels sein. Sie können jetzt gehen!‘ Und das meinte er wirklich ernst.“

Usain Bolt:

„Bei den Olympischen Spielen in London 2012 stand plötzlich Wunder-Sprinter Usain Bolt vor mir. Er war vom Münchener Sportarzt Dr. Wilhelm Müller-Wohlfahrt für Olympia wieder fit gemacht worden. Spontan fragte ich ihn, was er denn von Dr. Müller-Wohlfahrt halten würde. Er antwortete auch brav: ‘A very great doctor!’ Ich war so überrascht, dass diese lebende Legende plötzlich vor mir stand, dass ich alle Fragen, die ich ihm eigentlich stellen wollten, von jetzt auf gleich vergessen habe. Das ist mir zum Glück ganz selten passiert. Ein paar Tage später habe ich ihn dann nochmal vor mein Mikrofon bekommen. Und da hat er mir ganz freundlich sechs Fragen beantwortet und ich hatte ein tolles Interview.“

Sarajevo 1:

„Mein Kameramann und ich waren während des Bosnien-Krieges in Zagreb und wollten von da aus unbedingt in die bosnische Hautstadt Sarajevo. Wir brauchten einen Mietwagen. Aber wir konnten dem Autoverleiher nicht sagen, dass wir ins Kriegsgebiet wollten. Der hätte uns einen Vogel gezeigt. Also erzählten wir ihm, wir wollten eine Rundfahrt durch Österreich und Slowenien machen. Der Trick klappte, und wir fuhren mit einem gemieteten, blauen Kastenwagen nach Sarajevo. Als wir nach Wochen wieder nach Zagreb zurückkamen, fragte uns der Autoverleiher, wie denn unser Österreich-Trip gewesen sei. Als ich so herumdruckste, fiel er mir ins Wort und sagte grinsend: ‚Reden Sie keinen Unsinn! Sie sind der Reporter Ulrich Klose. Ich habe Sie jeden Abend über Satelliten-Fernsehen bei RTL gesehen. Mein Auto hatte ich eigentlich schon abgeschrieben.‘“

Ex-RTL-Reporter Uli Klose – © privat

Sarajevo 2:

„Meine Lebensgefährtin Friede hatte mir Jahre nach Ende des Bosnien-Krieges eine Reise nach Sarajevo geschenkt. Auf der Straße wurde ich dort immer wieder von wildfremden Menschen angesprochen. Es waren Leute, die während des Bosnien-Krieges nach Deutschland geflüchtet waren und dort in den Lagern die Berichterstattung über ihre Heimat verfolgt haben. Der Tenor: ‚Sie waren für uns der Strohhalm – solange Sie aus Sarajevo berichtet haben, konnten auch wir Hoffnung haben, irgendwann einmal nach Hause zurückkehren zu können.‘ Diese Begegnungen haben mich sehr berührt.“

Aleksandar Ristic:

“Bundesliga-Trainer Aleksandar Ristic hat mich während des Balkan-Krieges gebeten, ich sollte doch einmal nach seinen Vater schauen. Der wohnte in Sarajevo und sein Sohn Aleksandar hatte lange nichts von ihm gehört und machte sich große Sorgen. Ich habe dann das Haus gefunden und an die Tür geklopft. Der alte Mann öffnete die Tür einen Spalt weit und ich zeigte ihm ein Foto seines Sohnes. Vater Ristic litt sehr unter den Kriegswirren. Als ich Aleksandar dann die gute Nachricht  mitteilte, hatte er Tränen in den Augen. Seinem Vater gelang zum Glück wenig später die Flucht aus Sarajevo.“

Golf-Krieg:

„Mein Kameramann und ich hatten im Golfkrieg die amerikanischen Soldaten in den Irak bis nach Bagdad begleitet und sechs Wochen lang unter Panzern geschlafen. Weit und breit keine Dusche. Wir stellten uns vor: ‚Wenn wir wieder in unser Basis in Kuwait sind, dann legen wir uns erst einmal drei Stunden in die Badewanne‘. Als wir dann aber frühmorgens in Kuwait in unserem 5-Sterne-Hotel ankamen, hatten wir so einen Hunger, dass wir gleich zum Frühstücken ins Restaurant gegangen sind – so wie wir waren: Mit verdreckten Klamotten und stinkend. Wir wurden genau beobachtet. Doch niemand hat etwas gesagt, geschweige denn die Nase über uns gerümpft…“

Stefan Raab:

„Ich war in Rom um über den schwer kranken Papst Johannes-Paul II, der im Sterben lag, zu berichten. Bei der geplanten Live-Schalte hatte ich mit dem Ohrhörer eine ganz schlechte Verbindung zum Sender. Ich hörte nur einzelne Wortfetzen. Ich wartete darauf, dass die Leitung neu aufgebaut wurde. Um die Zeit zu überbrücken, habe ich Trockenübungen gemacht. Was ich nicht ahnte, das wirre Zeug, das ich geredet habe, ging live über den Sender. Eine Woche lang hat mich Stefan Raab in seiner Sendung „TV total“ damit veräppelt. Anfangs habe ich mich total darüber geärgert. Heute kann ich aber herzlich darüber lachen.“

Arminia Bielefeld:

„Ich bin mit Günter Neundorf befreundet, dem ehemaligen Mannschaftsarzt von Armenia Bielefeld. Der saß bei den Spielen immer auf der Auswechselbank. Wenn ich dann irgendwo in einem Krisengebiet im Einsatz war, habe ich ihn samstagsnachmittags mit dem Satellitentelefon angerufen und er hat mich dann aus erster Hand vom Spielfeldrand über das Geschehen auf dem Rasen informiert. So war ich wenigstens mit dem Ohr eine Halbzeit lang zuhause.“

 

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